Erinnerung an Judendeportation:
Nur ganz wenige überlebten

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Philippsburg.
Die Erinnerung daran prägte sich sein ganzes Leben lang ein: „Am 22. Oktober 1940, um 8 Uhr morgens, bekamen wir die Aufforderung, uns in einer Stunde auf dem Adolf-Hitler-Platz einzufinden. 50 Kilogramm Gepäck durften wir mitnehmen. Um 9 Uhr fuhr ein Lastwagen vor, der uns, 21 Philippsburger Juden, ins Camp de Gurs abtransportierte“, so erinnerte sich bei einem Besuch in Philippsburg vor fünf Jahren der 85-jährige Manfred Wildmann, damals gerade zehn Jahre jung – und mit dabei.
„Um uns herum standen Leute und schauten ganz interessiert der unmenschlichen Deportation durch die Gestapo zu. Eine einzige Frau aus der Menge wagte es, zum Abschied meine arme Mutter in den Am zu nehmen.“ 80 Jahre sind es her. Vor 80 Jahren begann die Todesfahrt seiner Eltern und Bekannten, die dann auch in Gurs oder in Auschwitz umkamen.
In Philippsburg gedachten 2020 die Konfirmanden der Ereignisse im Jahr 1940, als in vielen Gemeinden die dort noch wohnhaften Juden abtransportiert wurden. An dem landesweiten Gedenktag kamen die jungen Leute zunächst in der evangelischen Christuskirche zusammen, dann beim Denkmal vor der Festhalle. Am Tag zuvor besuchte die Gruppe den Judenfriedhof.
Wie in der Kirche, so verlasen die Jugendlichen auch am drei Jahre alten Mahnmal die Namen und das Alter der Juden aus der Stadt, die damals auf den Wagen geladen worden waren. Von den 21 nach Gurs verschleppten Personen, zwischen zehn und 80 Jahren alt, starben zehn im Konzentrationslager.
Auf dem etwa ein Meter hohen Steinquader ist eine Kombination aus der alten Philippsburger Festungsmauer mit den vorgelagerten Schanzen und dem typischen Davidsstern zu sehen. Das Hexagramm gilt als Symbol des Volkes Israel und des Judentums.
Genau dort steht das Monument, wo sich einst das Wohnhaus des Judenvorstehers befand, mit dessen Geldern später ein „Armenhaus für Betteljuden und arme Christen“ wurde. Aus dem Jahr 1648 stammt der erste Nachweis für ein Gebäude eines jüdischen Bürgers in der späteren Judengasse. 1720 lebten bereits 20 Familien jüdischen Glaubens in der Reichsfestung.
Aus 138 Orten in Baden verschleppten Nationalsozialisten vor 80 Jahren nahezu die gesamte jüdische Bevölkerung ins südfranzösische Internierungslager Gurs. Nur ein kleiner Teil der Deportierten hat die Zeit der Verfolgung überlebt. Die meisten sind in den Gaskammern buchstäblich in Rauch aufgegangen.
„Wir wollen, indem wir ihre Namen vorlesen, den Opfern ihre Identität zurückgeben“, betonte Pfarrer Andreas Riehm-Strammer, der die Aktion initiiert hatte. „Wenn sich die Kirchen gemeinsam der bleibenden Aufgabe des Erinnerns stellen, setzen sie damit auch ein Zeichen der Verbundenheit mit den jüdischen Gemeinden.“
Die „Säuberung“, so der Ausdruck der Nazis, hat sich nunmehr zum 80. Mal gejährt. 5.617 Menschen jüdischer Abstammung waren am 22. und 23. Oktober 1940 ins Internierungslager verschleppt worden.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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