Schule ist mehr als Unterricht
In schwierigen Zeiten merkt man, ob ein System wirklich funktioniert und wie groß der Zusammenhalt einer Gemeinschaft ist. Für alle Lehrer, Schüler und Eltern ist diese Schulschließung etwas, das sie noch nie erlebt haben und somit auch nicht in Simulationen üben konnten, wie z.B. einen Feueralarm. Wie es nach den Osterferien wirklich weitergeht, ist ungewiss. Für die Abschlussklassen ist dies wirklich dramatisch, auch in normalen Jahren ist die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten sehr anstrengend und nervenaufreibend. Aber das Kultusministerium arbeitet mit Hochdruck an Lösungen, die auch immer auf der Homepage der jeweiligen Schulen bekannt gegeben werden.
Dennoch hat diese Krise auch einiges klar gemacht, was so vielleicht nicht bei jedem im Bewusstsein war: Für jedes Problem findet sich oft eine schnelle Lösung, Schüler und Lehrer sind flexibler als vielleicht erwartet, Digitalisierung ist möglich, wenn alle an einem Strang ziehen und solidarisch sind, es geht immer weiter! Natürlich erreicht man mit dem Unterricht zu Hause über digitale Medien auch nicht alle Schüler, aber das ist im Klassenraum oft auch nicht der Fall. Bei einer Umfrage unter den Schülern der Konrad-Adenauer-Realschule Philippsburg (KARS) kam heraus, dass sie das digitale Lernen prinzipiell gut finden, weil man sich die Zeit selber einteilen kann, länger schlafen kann, es nicht sofort machen muss … aber am schlimmsten sei es, nicht mehr in die Schule gehen zu dürfen. Anfangs klang das in den Ohren der meisten Schüler ja erst mal perfekt: 5 Wochen keine Schule! Dass das aber auch heißt, 5 Wochen keinen Kontakt zu Mitschülern zu haben, keine Pausen zusammen zu verbringen, keine persönlichen Gespräche mit dem Sitznachbar über das letzte Wochenende zu führen… ist schwer zu verkraften. Gerade der Kontakt, das soziale Miteinander, auch der Lärmpegel, ist doch das, was Schule ausmacht. Ein Computer oder gar Roboter ist kein Vorbild, Tutorials können zwar super den Konjunktiv erklären oder wie man ein Vogelhäuschen baut, aber schlecht trösten, wenn es zu Hause mal nicht so läuft. Auch die Sache mit der Disziplin ist in jungen Jahren gar nicht so einfach. Wenn keine Eltern und Lehrer da sind, die sagen, was wann zu machen ist, kann ein Tag ganz schön lang werden und die Aufgaben etwas unübersichtlich.Struktur ist nicht angeboren!
Wichtig ist, dass wir alle, Lehrer, Schüler, Eltern, etwas aus der Krise mitnehmen: es ist nicht schlimm, wenn einzelne Unterrichtsinhalte in dieser Zeit nicht erledigt wurden, wir sitzen alle in einem Boot, deswegen bleibt niemand auf der Strecke. Aber es ist schlimm, wenn Kinder jetzt noch mehr Druck erfahren oder merken, wie wenig Wertschätzung sie für ihre Leistung bekommen. Es ist für alle eine schwierige Zeit und gerade Kinder sind hochsensibel, was Stimmungen angeht. Momentan geht es um die Gesundheit vieler, um Existenzen und Lebensgrundlagen, da ist es nicht schlimm, wenn im Buch die Aufgabe 4 nicht verstanden und deshalb nicht gemacht wurde. Wenn die Schüler jetzt gerade etwas lernen, dann wie ihre Familie in schwierigen Zeiten Probleme meistert und sie einen großen Teil dazu beitragen können und dass Schule mehr ist, als nur reine Stoffvermittlung! Schule bedeutet soziales Miteinander und Gemeinschaft. Die Lehrer der KARS hoffen natürlich, alle Schüler nach den Osterferien gesund wieder zu sehen. Gemeinsam schaffen wir das!
Autor:Ellen Potratz aus Philippsburg |
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