Ingo Brackes "LichtKunst"
Flüchtige Momente visuell festhalten
von andrea katharina kling-kimmle
Pirmasens. Mit seinen LichtKunstKonzerten will Ingo Bracke die Botschaft vermitteln: „Das Flüchtige festhalten in dem Moment des Erlebens“. Der „Weltenbummler“ hat unterschiedliche Formate entwickelt, mit denen er bei drei Terminen in der Horebstadt die Menschen durch das „Philosophische Medium“ Licht mit auf die Reise nehmen will.
In Kooperation mit dem Kunstverein „kunst & kultur“ ist für Oktober eine Ausstellung „Abstraktion der Sinnlichkeit“ in der Kopp’schen Schuhfabrik geplant und im November und Dezember stehen zwei LichtKunstKonzerte in den katholischen Kirchen St. Pirmin und St. Anton auf dem Programm.
Ingo Bracke ist kein Unbekannter in Pirmasens. Zum 5. Geburtstag des Kulturforums Alte Post hatte er mit seiner faszinierenden Licht-Kunst das historische Gebäude eindrucksvoll in Szene gesetzt. Jetzt wollte er in Abstimmung mit der Pfarrei Seliger Paul Josef Nardini am Wochenende 11. und 12. Juni in St. Anton die Menschen in den Bann von Klang und Farbe ziehen. Jetzt musste er die Veranstaltung kurzfristig absagen. Als Ersatz hat Bracke die Adventszeit ins Auge gefasst. In St. Pirmin wird er im Rahmen des Novembermarktes vom 4. bis 6. November in den dunklen Abendstunden seine Lichtinstallationen im sakralen Raum mit musikalischer Begleitung leuchten lassen. Der Künstler will mit der Abstraktion und der Verbindung von Klang und Bild, von Musik und Visuellem einen multisensorischen Erlebnisraum schaffen, der neue Perspektiven des Kirchenraums eröffnet. Dabei spielt das Licht, dem er schon seit 25 Jahren huldigt, eine entscheidende Rolle: „Dieses Medium ist nicht greifbar, aber es hat eine große Kraft“.
Ingo Bracke, der sich das Leben mit seinen eigenen Philosophien erschließt, ist ein neugieriger, aber auch nachdenklicher Mensch. 1972 in Neuenahr-Ahrweiler geboren, lebte er zeitweise gleichzeitig in Saarbrücken, Singapur und Sydney und bezeichnet sich selbst als „Weltenbummler“. Doch angesichts der einschneidenden Maßnahmen, bedingt durch die weltweite Corona-Pandemie, hat er sich in den letzten beiden Jahren verstärkt auf „Pfälzer Heimspiele“ konzentriert und Konzepte für Projekte „vor der Haustür“ entwickelt.
Aufgewachsen ist Bracke in der Pfalz „und in Pirmasens habe ich meinen Führerschein gemacht“, erzählt er im Gespräch mit Wochenblatt-Redakteurin Andrea Kling-Kimmle. Er absolvierte eine Lehre als Maler und Lackierer, studierte Innenarchitektur und Audiovisuelle Kunst und machte seinen Abschluss als Szenograph, Bühnenbildner und Lichtdesigner. Alle gewonnenen Erkenntnisse prägen seine Werke, mit denen er „Orte der Begegnungen“ schafft – teils in historischen Bauten, teils in Naturräumen. Über seine Arbeit sagt Bracke: „So wie die Nacht den Tag gebiert, so modelliere ich den Raum aus der Dunkelheit heraus. Oft sind es nur geringe Lichtmengen, die notwendig werden, um die Welt und das Kunstwerk wahrzunehmen.“ Es fasziniere ihn, wie dadurch verschiedene Ebenen kreiert werden können.
Das strebt Ingo Bracke auch in der Kopp’schen Schuhfabrik an. Im Rahmen des „Kultursommers Rheinland-Pfalz“ und in Kooperation mit „kunst & kultur“ Pirmasens will er bei einer performativen und installativen Ausstellung unter dem Titel „Abstraktion der Sinnlichkeit“ einen „Kunstparcours“ in dem alten Gebäude schaffen, geprägt von einer eigenen Raumpartitur. Dabei entsteht durch Farbe und Projektion von handgemalten Großdias auf die physische Malerei eine „Mischrealität“ zwischen Farbpigment und LichtFarbRaum. Entscheidend für ihn ist dabei die visuelle Wahrnehmung durch den Betrachter. Geplant ist die Live-Ausstellung mit Konzerten für zwei Wochenenden im Oktober.
Ein Herzensanliegen des Künstlers ist das Schicksal der Menschen in seiner alten Heimat. Beim Besuche im Ahrtal, das von der großen Flut im letzten Jahr zum Großteil zerstört wurde, fasste er den Entschluss auf seine Weise zu helfen. So wird er mit Kindern und Jugendlichen aus den betroffenen Gebieten im Rahmen von Workshops Lichtkunstmalereien erstellen, die im Rahmen eines Lichtfestivals auf die zerstörte Uferlandschaft der Ahr projiziert werden. Gleichzeitig möchte er bei seinen vorbereitenden LichtKunstKonzerten Spenden sammeln für die Kulturarbeit im Ahrtal, denn „man kann sich nicht vorstellen, welche verheerenden Folgen diese Flut hatte, wenn man es nicht selbst gesehen hat“. ak
Info:
www.ingobracke.de; www.lichtblickeahrtal.de
Autor:Andrea Kling aus Pirmasens |
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