VHS-Exkursion nach Saarburg und ins Museum
„Back to the Roots“

Helga Knerr (links) mit einigen der Exkursions-Teilnehmern vor dem ältesten Haus Saarburgs, das 1659 als Heim für einen Fischer erbaut wurde.  Foto: Kling-Kimmle
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  • Helga Knerr (links) mit einigen der Exkursions-Teilnehmern vor dem ältesten Haus Saarburgs, das 1659 als Heim für einen Fischer erbaut wurde. Foto: Kling-Kimmle
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von andrea katharina kling-kimmle

Pirmasens. Rheinland-Pfalz feierte seinen 75. Geburtstag in Mainz und die VHS nutzte den Tag, um bei einer Exkursion sich auf den Weg „Back to the Roots“ zu machen. Ziele waren Saarburg mit seiner 1.000-jährigen Geschichte und das Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof bei Konz.

VHS-Leiterin Margit Nuss hat in diesem Frühjahrsemester ein buntes Programm um das Jubiläum des „Bindestrich“-Landes gestrickt. Neben diversen Kursen, informativen Vorträgen und themenbezogenen Veranstaltungen bot die Exkursion unter der versierten Leitung der ehemaligen städtischen Beigeordneten Helga Knerr ebenfalls Gelegenheit, sich auf historische Pfade zu begeben. „Geimpft“ mit Fakten, Daten und Zitaten kluger Männer, zusammengestellt von Helga Knerr, machten sich die Teilnehmer auf den Ausflug in die Geschichte ihres Heimatlandes.
Erste Station war das Städtchen Saarburg mit „Wasserfall“ und „Klein Venedig“. Diese Bezeichnung erhielt der Ort wegen seiner engen Häuserzeilen entlang des Leukbachs, die seit Jahrhunderten auf schweren Eichenpfählen ruhen. Gebäude aus dem Zeitraum 17. bis frühes 20. Jahrhundert stehen rund um den pulsierenden Mittelpunkt von Saarburg, den „Buttermarkt“. Attraktion der Stadt ist der Wasserfall, ein einzigartiges Naturschauspiel mitten in der City. Gewaltige Wassermassen des Leukbachs stürzen 20 Meter über Felskaskaden in die Tiefe.
Dem „Graf von Luxemburg“, dem ein beliebter Schlager gewidmet ist, verdankt Saarburg seine stolze Burganlage aus dem Jahr 964, die einen herrlichen Panoramablick ins Saartal bietet. Bis zum Aussichtsplateau sind allerdings erst mal 107 Stufen zu erklimmen. Glockengießerei, Ölmühlen und beeindruckende Gotteshäuser, wie die Wallfahrtskirche St. Marien und die Pfarrkirche St. Laurentius sowie die evangelische Kirche aus gelbrotem Sandstein unterhalb der Burganlage sind weitere Zeugen einer langen Stadtgeschichte.
Dank eines geballten gastronomischen Angebotes in der idyllischen City konnten sich die Teilnehmer der VHS-Fahrt für den Nachmittag stärken. Denn auf dem Programm stand der Besuch des weitläufigen Freilichtmuseums Roscheider Hof auf dem Gelände eines ehemaligen Klostergutes bei Konz. Wie Helga Knerr im Vorfeld versprach konnten sich die Besucher „ein Bild einer entschwundenen Zeit“ machen und hautnah erleben, wie die ländliche Bevölkerung ihr oft hartes Leben meisterte.
Alte Fachwerkhäuser, die nach dem Abbau aus verschiedenen Gebieten des Hunsrück im Freigelände der Hofanlage originalgetreu wieder errichtet und eingerichtet wurden, haben sich zu einem gemütlichen Dorf mit Rosenranken sowie Kräuter- und Gemüsegärten gruppiert. Ein historisches Postamt, das Kolonialwarengeschäft Geschwister Stolz, das Lehrerhaus mit einem kleinen Klassenzimmer, in dem oftmals bis zu 50 Schüler saßen, sind hier ebenso zu sehen wie das öffentliche Backhaus und die Schmiede. Die bäuerlichen Anwesen, teilweise mit integrierter Stallscheune, zeugen vom Alltag im Hunsrück vor über 100 Jahren. In den kastenförmigen Betten schliefen bis zu sieben Personen, allerdings alle im Sitzen aus Angst vor dem Nachtmahr. Es war ein karges und wenig gesundheitsförderndes Leben in den Häuschen, die niedrig und eng waren und wenig Möglichkeit des Rauchabzuges boten. Deswegen, so erfuhren die Gäste aus Pirmasens bei ihrer Führung, hatten die Menschen damals sehr oft Atemprobleme.
Eine ganz andere Welt erschließt sich dem Besucher der Dauerausstellungen zum Weinbau, der Schnapsherstellung, dem Wäschewaschen oder der Körperhygiene. Nicht zu vergessen die urige Wirtsstube mit zechenden „Personen“. Hinter Glasscheiben befinden sich das einer „Folterkammer“ ähnelnde Behandlungszimmer eines Zahnarztes, eine Schusterwerkstatt, Metzgerei und Webkammer, aber auch Wohnräume verschiedener Epochen. Damals legten erlesenes Porzellan aus Kobalt, mit Spitzen verzierte Bettwäsche, dunkle reich geschnitzte Möbel oder auch „moderne Geräte“ wie Grammophon Zeugnis einer feinen Gesellschaft ab.
Zu einem harmonischen Ganzen des Freilichtmuseums tragen Rosengarten mit grazilem Pavillon, Nikolauskapelle, umgeben von alten Grabsteinen sowie Streuobstwiesen bei.
Die Exkursion war von VHS-Leiterin Margit Nuss sehr abwechslungsreich geplant und souverän sowie informativ von Helga Knerr geleitet worden. Da hat die Reise in die Vergangenheit eines Bundeslandes mit vielen Facetten allen große Freude gemacht. ak

Autor:

Andrea Kling aus Pirmasens

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