Ramstein Unglück - Die Katastrophe bleibt unvergessen
Ramstein Unglück. Der 28. August 1988 ist ein schwarzer Tag für das rheinland-pfälzische Ramstein-Miesenbach, denn an diesem Datum ereignete sich das Flugtagunglück auf der Air Base. Bei einer Flugschau stießen drei Piloten der Kunstflugstaffel Frecce Tricolori mit ihren Flugzeugen in rund 50 Meter Höhe zusammen. Es ereignete sich eines der schlimmsten Unglücke im Rahmen einer Flugschau auf der ganzen Welt. Bei dem Flugzeugabsturz verloren nach offiziellen Angaben 70 Menschen ihr Leben, rund 1000 Personen verletzten sich, viele zogen sich schwere Verbrennungen zu.
Das durchstoßene Herz löste eine Katastrophe in Ramstein aus
Es war Tag der offenen Tür im August 1988 auf der Air Base in Ramstein und die Menschen strömten in Scharen auf die US-Militärbasis, auch in Erwartung der großen Flugschau. Imens war das Interesse an den Maschinen und den Piloten, die mit ihren Flugzeugen beeindruckende Formationen flogen. Eine dieser Figuren, nämlich das durchstoßene Herz, war der Grund dafür, dass der Tag, der eigentlich der deutsch-amerikanischen Freundschaft dienen sollte, in einer Katastrophe endete.
Der waghalsige Formationsflug der Kunstflugstaffel Frecce Tricolori (Dreifarbige Pfeile) aus Italien wird von zehn Piloten (Rufname Pony 1 bis Pony 10) geflogen und fordert höchste Konzentration und perfektes Timing, der kleinste Fehler kann hier verehrende Folgen haben und genau das ist beim Flugtag in Ramstein passiert, mit dramatischen Folgen.
Der Solopilot Ivo Nutarelli (Pony 10), der das mit Rauch in Luft gezeichnete Herz durchstoßen sollte, flog seine Aermacchi MB-339 schneller zum Durchstoßungspunkt als geplant und etwas zu niedrig. Durch diese Abweichung stieß Ivo Nutarelli mit seinem rechten Höhenruder gegen das Cockpit der Maschine von Giorgio Alessio (Pony 2) und traf kurz danach das Heck von Mario Naldini (Pony1). Beide Maschinen stürzten jenseits des Bereichs für die Zuschauer zu Boden, die Piloten kommen ums Leben und das Flugzeug von Mario Naldini trifft bei seinem Absturz US-Hubschrauber vom Typ Sikorsky UH-60 Black Hawk, dessen Besatzung schwer verletzt wird.
Zur echten Katastrophe wird der Unfall auf der Air Base Ramstein aber durch den Absturz von Ivo Nutarelli, der mit seiner brennenden Maschine mitten im Zuschauerbereich explodierte. Trümmerteile und brennendes Kerosin richteten verheerenden Schaden an. Zahlreiche Menschen starben, zu den Toten kommen zahlreichen Verletzte.
Im Angesicht des Unglücks waren auch die Rettungskräfte, Polizei sowie Sanitätspersonal überfordert. Das Gelände wurde vom US Militär nach damaliger Vorschrift schnell geräumt, Opfer häufig ohne Erstversorgung von den US-Streitkräften abtransportiert. Rettungsdienste vor Ort hatten schreckliche Entscheidungen zu treffen und mussten innerhalb kürzester Zeit festlegen, welche Opfer noch eine Chance hatten, zu leben und welche dem Tod geweiht waren. Auch die Krankenhäuser in der Umgebung wurden durch das Unglück, das sich auf der Air Base ereignete, komplett überlastet. Viele Patienten starben, oft auch noch später, durch körperliches oder seelisches Leid. Die Trauma-Expertin Sybille Jatzko aus Krickenbach schätzt, dass man die Zahl der Toten damit insgesamt auf über 100 datieren muss.
Am 3. September 1988 fand die offizielle Trauerfeier für die Opfer des Unfalls statt. Heute erinnert ein Denkmal auf dem Luftwaffenstützpunkt an die Flugschau-Katastrophe. Es ist allerdings nicht frei zugänglich und ein Besuch wird von US-Soldaten des US-Militärs überwacht. Ein weiterer Gedenkstein, der privat finanziert wurde, erinnert in unmittelbarer Nähe der Ramstein Air Base an die Toten, die beim Flugtagunglück ihr Leben verloren. Er ist bis heute ein wichtiger Ort für die Hinterbliebenen und alle Menschen, die der Unfall immer noch berührt.
Das Flugtagunglück in Ramstein prägte eine ganze Region
Die Flugschau auf der Ramstein Air Base hat viele Familien im Raum Kaiserslautern stark geprägt. Rund 300.000 Personen waren an diesem Tag auf dem US-Militärstützpunkt zu Besuch, um sich die Maschinen und die Flugshow anzusehen. Zahlreiche Menschen sind dabei selbst verletzt worden, haben Angehörige bei der Katastrophe verloren oder sind dem Unfall knapp entkommen. Viele Hinterbliebene, Augenzeugen und Rettungskräfte verfolgen die schrecklichen Bilder aus Ramstein bis heute. Auf Initiative von Dr. Hartmut Jatzko, seiner Frau Sybille Jatzko sowie Heiner Seidlitz wurde 1998 eine Nachsorgegruppe für Opfer und Hinterbliebene gegründet.
Zu den Ramstein-Überlebenden gehört Marc-David Jung, der im August 1988 selbst in Ramstein war und den Unfall knapp überlebte. Er hat in mehreren Interviews seine Geschichte erzählt und damit einen Einblick gegeben, wie die Opfer des Unglücks den Flugtag auf der Ramstein Air Base erlebt haben. Während seine Mutter zu den Überlebenden des Unfalls gehört, zählt sein Vater zu den Opfern des Flugtags. Er selbst hat die Katastrophe mit vielen Brandwunden überlebt und gelernt, mit diesen Erinnerungen an den August 1988 zu leben und nach vorne zu blicken. Das versucht auch Roland Fuchs, der schwere Verbrennungen erlitt und Frau und Tochter verlor, als der Flieger abgestürzt war. Sie beide sind Beispiele für Überlebende, die sich zurück ins Leben gekämpft haben, auch wenn das nicht allen so geht, die das Unglück auf dem US-Militärflughafen miterleben mussten.
Ramstein Unglück: Das Schicksal der Opfer berührt noch heute
Der tragische Unfall von Ramstein-Miesenbach, die Details und die Auswirkungen des tödlichen Unfalls berühren viele Menschen auch über Rheinland-Pfalz hinaus. Große Aufmerksamkeit wurde zum Beispiel dem SWR-Film "Ramstein - Das durchstoßene Herz" mit Darstellern wie Elisa Schlott und Jan Krauter zuteil, der im Jahr 2022 erschien.
Autor:Stephanie Walter aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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