„Jedes Spiel wird ein Endspiel“
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- Blick nach vorne: FVR-Spielertrainer Jonas Jung kehrt nach seiner schweren Knieverletzung nach mehreren Monaten Pause wieder auf das Spielfeld des FV "Olympia" Ramstein zurück. Rechts: Gegenspieler Tobias Jung von der TSG Wolfstein.
- Foto: Christian Hamm
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FV "Olympia" Ramstein. 13 Niederlagen, drei Unentschieden, zwei Siege: Die Vorrunde in der Fußball-Landesliga ist für den FV "Olympia" Ramstein wahrlich nicht gut gelaufen. Der ambitionierte Aufsteiger rangiert mit neun Punkten auf dem vorletzten Platz. Zum ersten Nichtabstiegsplatz beträgt der Abstand in den noch ausstehenden zwölf Partien 14 Punkte. Maßgeblich für die Misere verantwortlich ist das große Verletzungspech des FVR. Der in den letzten Jahren alles überragende Spielertrainer Jonas Jung (29) – der vor seiner Zeit in Ramstein beim FK Pirmasens in der Regionalliga spielte – fiel mit einem Kreuzbandriss monatelang aus und steht erst jetzt vor der Rückkehr als Spieler. Wochenblatt-Redakteur Erik Stegner hat mit ihm über seine Situation, seinen Plan - um den Abstieg noch zu vermeiden - und seine Mannschaft gesprochen.
Hallo Herr Jung, wie geht es Ihnen, wann sehen wir Sie wieder auf dem Spielfeld?
Jonas Jung: Danke der Nachfrage, mir geht es gut, auch wenn ich längst nicht bei 100 Prozent bin. Ob es zum ersten Spiel nach der Winterpause am 9. März zuhause gegen den SV Kirchheimbolanden reicht, ist fraglich. Mein Plan ist es, ab April voll einsatzfähig zu sein – vielleicht auch schon früher. Ich will mich selbst nicht zu sehr unter Druck setzen. Eine Verletzung in dieser Form habe ich noch nicht gehabt. Normalerweise braucht man nach einem Kreuzbandriss neun Monate Zeit zum Auskurieren und die Muskulatur aufzubauen.
Wie bewerten Sie die Leistung der Mannschaft in der Vorrunde?
Jonas Jung: Es hört sich vielleicht komisch an, aber insgesamt war die Leistung des Teams in Ordnung, auch wenn die Ergebnisse natürlich nicht stimmten. Wir waren nur in zwei, drei Spielen chancenlos. Dabei muss man bedenken, dass sechs Stammspieler von Beginn an nicht zur Verfügung standen und wir in allen Spielen mit jungen Leuten auffüllen mussten. Dazu kommt, dass sich die Mannschaft erst finden musste, da viele junge Neuzugänge kamen, die alle unter 23 Jahren sind und noch nie in der Landesliga spielten. Durch weitere Ausfälle von vier Spielern – davon drei Kreuzbandrisse innerhalb von drei Wochen – kamen unter dem Strich 36 Spieler zum Einsatz. Wir können froh sein, dass wir eine zweite und dritte Mannschaft haben. Andere Vereine hätten einen solchen Aderlass nicht auffangen können.
Welche Lehren ziehen Sie aus dem bisherigen Saisonverlauf, wie wollen Sie diese Erfahrungen nutzen, um die Mannschaft weiter nach vorne zu bringen?
Jonas Jung: Von Woche zu Woche haben sich die neuen Spieler besser eingefunden und wir sind als Team enger zusammengerückt. Insgesamt acht Neuzugänge zu integrieren ist nicht leicht. Die Stimmung ist gut. Wir haben eine Trainingsbeteiligung von 16 Spielern, das ist im Amateurbereich überragend. Die Jungs sollen ab März auf dem Platz mit noch mehr Selbstvertrauen in ihre Aktionen gehen, wir haben nichts zu verlieren. Jedes Spiel wird ein Endspiel. Mich einbegriffen kehren vier verletzte Spieler in den Kader zurück.
Wie können Sie der Mannschaft auf dem Platz helfen?
Jonas Jung: Dazu muss man wissen, dass wir vor drei Jahren noch in der A-Klasse spielten und es seitdem nur nach oben geht. Neben den Meisterschaften und Aufstiegen haben wir den Bezirkspokal geholt. Die Truppe ist aber für die Landesliga in einigen Aktionen teilweise noch zu jung und grün hinter den Ohren. Es fehlt an Erfahrung, die ich auf dem Platz durch Anweisungen und Kommunikation beisteuern kann. Es gilt eben auch bei einem Rückstand kühlen Kopf zu bewahren.
Gibt es Pläne, den Kader in der Winterpause zu verstärken?
Jonas Jung: Es sind weder Abgänge noch Zugänge geplant. Wir haben genügend Spieler. Ich bin mit dem Kader so, wie er ist, sehr zufrieden.
Welche Schwerpunkte setzen Sie seit dem Start der Vorbereitung am 21. Januar im Training, um gestärkt in die Rückrunde zu starten?
Jonas Jung (lacht): Zunächst musste sich jeder auf die Waage stellen, das mache ich immer so. Jetzt geht es darum, Grundlagen im Ausdauer- und Kraftbereich aufzubauen. Später kommen taktische Dinge dazu, denn jeder muss wissen, für welche Philosophie wir auf dem Platz stehen und was wir erreichen wollen. Ziel ist es, in der Defensive kompakter zu stehen und weniger Chancen zuzulassen. Im Angriff wollen wir schneller nach vorne agieren und unbedingt unsere Chancenverwertung verbessern. Daran können wir in den acht vereinbarten Testspielen arbeiten und ein dreitägiges Trainingslager hilft uns zusätzlich dabei.
Gibt es Spieler, von denen Sie besonders viel erwarten, um den Abstieg zu vermeiden?
Jonas Jung: Fakt ist, wir schießen zu wenig Tore. Josef Hindi hat letzte Saison 15 Tore erzielt und bisher noch nicht einmal getroffen. Stefan Bosle, der beim FC Homburg Regionalliga-Erfahrung sammelte, fiel sechs Wochen aus. Er ist normalerweise ein Unterschiedsspieler, aber ihm fehlte zum Schluss der Hinrunde nach seiner Verletzung die Form. Mit Lukas Hirsch kehrt ein treffsicherer Stürmer nach Verletzung zurück. Wenn alle fit sind, dann erzielen wir auch wieder mehr Tore. Und jeder weiß: Mit einer Führung im Rücken spielt es sich leichter.
Wie wichtig ist die Unterstützung der Fans in dieser schwierigen Phase?
Jonas Jung: Da ist in den letzten drei Jahren eine riesige Verbindung gewachsen. Die Unterstützung ist überragend. Ich erinnere mich an unseren Fanmarsch, mit drei Bussen sind wir zum entscheidenden Spiel zur SG Eppenbrunn gefahren. Sowas habe ich noch nie erlebt. Auch wenn diese Saison ein paar weniger kommen, ist die Unterstützung da. Ob Sieg oder Niederlage: Nach dem Spiel gibt es für die Mannschaft von den Fans Applaus.
Wie geht es mit Ihnen weiter?
Jonas Jung: Ich habe meinen Vertrag um eine Saison ligaunabhängig verlängert. Die Mannschaft bleibt in dieser Konstellation zusammen, auch wenn es eine Klasse tiefer gehen sollte. Es haben zwischendurch zwar auch andere Vereine angefragt, aber das war für mich kein Thema. Der Kopf spielt beim Fußball eine große Rolle, daher haben wir frühzeitig Vertragsgespräche geführt. Ich wohne in Ramstein-Miesenbach und bin in Reichenbach-Steegen geboren und fühle mich in der Region sehr wohl.
Autor:Erik Stegner aus Landstuhl |
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