Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
„Der Tod schien oft nah“ – Rawan Manala Rashid über ihre gefährliche Flucht und ihr Leben in Deutschland

Foto: M. Faller

Interview geführt von Profn. Dr. Erika Steinert, Vorständin der Donnersberger Integrationsinitiative e.V.

Rawan Manala Rashid, eine junge Architekturstudentin, kam mit 14 Jahren als Geflüchtete aus Syrien nach Deutschland. Trotz der enormen Herausforderungen hat sie ihren Weg in die deutsche Gesellschaft gefunden und strebt nun nach einem erfolgreichen Studium und einer vielversprechenden Zukunft. In diesem Interview spricht sie mit Profn. Dr. Erika Steinert von der Donnersberger Integrationsinitiative e.V. über ihre Erlebnisse auf der Flucht, ihre Ankunft in Rockenhausen und ihre Zukunftspläne.

F.: Du bist mit deiner Familie, zunächst ohne deinen Vater, von Aleppo nach Rockenhausen gekommen. Wie hast du die Flucht erlebt? Wie alt warst du damals?

Rawan: Meine Flucht nach Deutschland war eine sehr gefährliche Reise. Ich war damals 14 Jahre alt und bin mit meiner Mutter und meinen Geschwistern geflohen. Dreimal wären wir beinahe ertrunken, und der Tod schien oft nah. Doch es gab für uns kein Zurück mehr – wir hatten alles, was wir besaßen, in diese Flucht investiert. Meine größte Angst war, dass meiner Mutter oder meinen Brüdern etwas zustoßen könnte.

F.: Erzähl mal bitte, wie eure Situation in Syrien war und weshalb ihr nach Deutschland geflüchtet seid.

Rawan: In Syrien hatten wir ein schönes Leben. Meine Eltern konnten uns vieles ermöglichen, und ich erinnere mich besonders an die schönen Ausflüge und Urlaube mit Familien und Freunden. Doch mit dem Krieg änderte sich alles. Meine Geschwister und ich mussten bei den Großeltern im Dorf bleiben, während meine Eltern in der Stadt arbeiteten. Immer wenn mein Großvater die Nachrichten hörte, hatte ich Angst, dass meinen Eltern etwas passiert sein könnte. Der Krieg war der Hauptgrund für unsere Flucht – ich musste auch die Schule verlassen, und das konnten meine Eltern nicht akzeptieren.

F.: Wie war die erste Zeit für dich hier in Rockenhausen? Erzähl mal, was dir schwergefallen ist, aber auch, was dich überrascht oder gefreut hat.

Rawan: Für mich, als introvertierten Menschen, war es besonders schwer, mich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. In der ersten Schulwoche weinte ich oft, weil ich kein Wort Deutsch verstand. Das war sehr verletzend für mich. Doch ich arbeitete hart, um Anschluss zu finden. Am Ende habe ich meinen Realschulabschluss als Klassenbeste gemacht und danach mein Abitur. Was mich überraschte, war die Hilfsbereitschaft der Menschen hier, die uns in dieser schwierigen Zeit unterstützt haben.

F.: Was konntest du seither erreichen? Bist du zufrieden damit? Wie geht es dir nun?

Rawan: Heute studiere ich im dritten Semester Architektur an der Technischen Universität Kaiserslautern. Finanziell geht es mir gut – ich bekomme Unterstützung durch Bafög und arbeite oft an Projekten. Ich fühle mich inzwischen wohl in meinem Leben und bin stolz auf das, was ich erreicht habe.

F.: Wie ist deine finanzielle Situation? Deine Wohnsituation?

Rawan: Ich wohne in einer kleinen Wohnung und bin finanziell abgesichert. Neben meinem Studium arbeite ich an verschiedenen Projekten, was mir auch hilft, meine Unabhängigkeit zu bewahren.

F.: Wer oder was hat dir geholfen oder hilft dir noch immer? Mach mal Beispiele dafür.

Rawan Manala Rashid: Viele Menschen haben uns auf unserem Weg unterstützt, aber ich habe immer versucht, so viel wie möglich allein zu schaffen. Dennoch war es wichtig zu wissen, dass ich nie ganz allein war. Besonders meine Mutter hat mich immer unterstützt und mir geholfen, die Herausforderungen zu meistern.

F.: Wenn du dich mit anderen Jugendlichen vergleichst, hast du dich manchmal benachteiligt gefühlt bzw. fühlst du dich jetzt im Studium benachteiligt?

Rawan: Manchmal habe ich mich benachteiligt gefühlt, besonders am Anfang, als ich die Sprache nicht verstand. Aber ich habe immer hart gearbeitet und mich nie als Opfer gesehen. Jetzt im Studium fühle ich mich auf Augenhöhe mit meinen Kommilitonen.

F.: Hast du Freundschaften mit Deutschen geschlossen? Wie ist der Kontakt zu anderen Migranten/Migrantinnen?

Rawan: Ja, ich habe einige deutsche Freunde, aber auch viele Freunde mit Migrationshintergrund. Wir verstehen uns gut, da wir ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Durch Aktivitäten wie eine Lesegruppe konnte ich neue Kontakte knüpfen.

F.: Was machst du in deiner Freizeit?

Rawan: In meiner Freizeit male ich gerne, fahre Fahrrad oder gehe spazieren. Außerdem lese ich viel, besonders in meiner Muttersprache, was mir dabei hilft, in Kontakt mit meinen Wurzeln zu bleiben.

F: Willst du die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten?

Rawan: Ja, ich habe bereits die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt. Deutschland ist mein Zuhause geworden, hier habe ich meine Zukunft aufgebaut.

F.: Hast du Kontakt zu Familienangehörigen in Syrien? Würdest du gern wieder zurückgehen?

Rawan: Ich habe noch Kontakt zu einigen Familienangehörigen in Syrien, aber ich sehe meine Zukunft in Deutschland. Zurück nach Syrien zu gehen, kann ich mir nicht vorstellen.

F.: Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Rawan: Mein nächstes Ziel ist es, meinen Führerschein zu machen und meine Bachelorarbeit erfolgreich abzuschließen. Später möchte ich ein eigenes Architekturbüro gründen und viel reisen. Eine Europareise mit meinem Verlobten steht ganz oben auf meiner Liste. Eines Tages möchte ich auch eine eigene Familie haben und ein erfülltes Leben hier in Deutschland führen.

Schlussbemerkung: Rawan Manala Rashids Geschichte ist ein beeindruckendes Beispiel für den Mut und die Entschlossenheit einer jungen Frau, die trotz schwerster Herausforderungen ihre Träume verfolgt. Mit klaren Zielen vor Augen und dem Wunsch, sich in Deutschland eine erfolgreiche Zukunft aufzubauen, blickt sie voller Hoffnung nach vorne. Die Donnersberger Integrationsinitiative e.V. und viele Menschen in ihrer Umgebung haben sie dabei unterstützt, ihren Weg zu finden – doch letztlich hat Rawan ihre eigene Stärke entdeckt und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gelegt.

Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
Vorständin Erika Steinert
erika.steinert@gmail.com

Autor:

Mirco Faller aus Rockenhausen

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