Donnersberger Integrationsinitiative e.V.
Olya Yefremova – Flucht, Neuanfang und Hoffnung

Foto: M. Faller

In einem persönlichen Interview mit Erika Steinert, Vorständin der Donnersberger Integrationsinitiative e.V., spricht Olya Yefremova über ihre Flucht aus der Ukraine, das Leben in Deutschland und ihre Hoffnungen für die Zukunft. Olya, eine junge Frau, die in der Kulturstadt Charkiw lebte, hat seit 2014 das zunehmend schwierige Leben in ihrer Heimatstadt miterlebt, bevor sie gezwungen war, ihre Heimat zu verlassen.

Ein Leben in Charkiw vor dem Krieg

Olya lebte in Charkiw, der ersten Hauptstadt der Ukraine, bevor der Krieg ausbrach. Die Stadt mit 1,4 Millionen Einwohnern war trotz der schwierigen Lage ein Ort des aktiven Lebens. Olya, die nach ihrem Masterabschluss in Wirtschaftskybernetik in einem IT-Unternehmen arbeitete, erzählt von einem dynamischen Leben, das trotz der Spannungen im Osten des Landes durch kulturelle und berufliche Möglichkeiten geprägt war. Doch am 24. Februar 2022 änderte sich alles.

Die Flucht aus Charkiw und Ankunft in Deutschland

„Am 22. Februar um 5 Uhr morgens wachten wir mit dem Donner der Explosionen auf“, berichtet Olya. Nach der Zerstörung ihres Autos und dem fortschreitenden Beschuss der Stadt machte sich ihre Familie im März 2022 auf den Weg. Nach ihrer Ankunft in Deutschland wurden sie von Lager zu Lager verlegt, bevor sie schließlich eine Wohnung in Winnweiler fanden. Ihre Flucht beschreibt sie als eine Zeit voller Unsicherheiten und Herausforderungen, aber auch als einen Neuanfang mit Hilfe von Unterstützern und Freiwilligen in Deutschland.

Foto: M. Faller

Ein neues Leben in Deutschland – Herausforderungen und Dankbarkeit

Olya ist dankbar für die Sicherheit, die sie in Deutschland gefunden hat, und die Unterstützung, die sie von der Winnweiler Gemeinde, der Donnersberger Integrationsinitiative und vielen Freiwilligen erhalten hat. Veranstaltungen wie Zeichen- und Töpferkurse sowie internationale Treffen im Interkulturellen Café gaben ihr die Möglichkeit, die Region Donnersberg und ihre Menschen besser kennenzulernen. „Hier konnte ich viel Gutes entdecken“, sagt sie, auch wenn das Heimweh nach dem früheren, friedlichen Leben in der Ukraine stark bleibt.

Dankbarkeit und Unterstützung in der Gemeinschaft

Als Olya von der Unterstützung durch ihre Familie und das Umfeld gefragt wurde, erzählt sie bewegend von einer schweren Zeit in Deutschland, in der sie durch den Tod ihres Vaters einen herben Verlust erlebte. „Leider ist mein Vater in Deutschland gestorben,“ berichtet sie. Doch in dieser schwierigen Zeit stand sie nicht allein da. Sie erfuhr große Unterstützung von der Winnweiler Gemeinde, dem Kirchenverein, neuen Bekannten und Freunden aus Winnweiler und Rockenhausen. Diese Solidarität half ihr und ihrer Mutter, den schweren Verlust zu bewältigen und sich in ihrer neuen Umgebung besser zurechtzufinden.

Besonders wertschätzend blickt Olya auf die vielen Veranstaltungen zurück, die es ihr ermöglichten, die Region Donnersberg und ihre Menschen besser kennenzulernen. „Ich bin auch sehr dankbar für die Veranstaltungen und Workshops, die in dieser Zeit vom Roten Kreuz,

Freiwilligen der Donnersberger Integrationsinitiative und der Gemeinschaft organisiert wurden,“ sagt sie. Besonders ein Töpferkurs bei Angela Schwalb und Mik Amos sowie ein Zeichenkurs bei Natalia Klag gaben ihr die Möglichkeit, sich kreativ auszudrücken und gleichzeitig neue Kontakte zu knüpfen. Auch Exkursionen, wie ein Ausflug zur Burgruine Falkenstein und zum Aussichtsturm am Donnersberg, halfen ihr, die Natur und Kultur der Region besser zu erleben.

Die verschiedenen internationalen Treffen im Interkulturellen Café bedeuteten für sie weit mehr als nur Freizeitbeschäftigung. Sie boten Olya die Gelegenheit, Menschen aus ihrer Heimat und aus der Region zu begegnen und den Austausch zu suchen. Diese Veranstaltungen gaben ihr nicht nur ein Gefühl der Gemeinschaft, sondern auch die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Neue Freundschaften und Verbindungen zur Ukraine

Obwohl Olya sich über die neuen Kontakte in Deutschland freut, gibt sie zu, dass sie befriedigende Freundschaften noch nicht vollständig schließen konnte. „Hier fehlen mir noch die Sprachkenntnisse, um tiefe, bedeutungsvolle Freundschaften zu schließen und wichtige und komplexe Themen zu diskutieren,“ erklärt sie. Olya pflegt weiterhin enge Kontakte zu ihren Freunden in der Ukraine und auch zu jenen, die in verschiedene Teile der Welt geflüchtet sind.

Eine besondere Situation entstand für Olya in Deutschland: „Es gelang uns, Leute aus verschiedenen Städten der Ukraine zu treffen, mit denen wir uns irgendwo auf dem Territorium der Ukraine kaum begegnet wären.“ Die Umstände der Flucht führten zu neuen Bekanntschaften, die in der Heimat vielleicht nie entstanden wären.

Musik als Kraftquelle

Im Laufe des Gesprächs spricht Olya auch über ihre Leidenschaft für Musik. Sie hatte mehrmals Auftritte als Sängerin im Interkulturellen Café der Donnersberger Integrationsinitiative, was für sie eine besonders wertvolle Erfahrung war. „Diese Ereignisse waren die Medizin, die mir half, eine persönliche Familientragödie zu überwinden,“ gesteht sie. Die Musik gab ihr in schweren Zeiten Kraft und half ihr, sich selbst wiederzufinden.

Zurzeit konzentriert sich Olya darauf, die deutsche Sprache zu erlernen und einen Job zu suchen, doch sie bleibt ihrer Leidenschaft für die Kunst treu. Unter dem Pseudonym OL'MARI schreibt und veröffentlicht sie weiterhin Gedichte und Lieder. Ihre Werke, die bisher nur auf Ukrainisch veröffentlicht wurden, ermöglichen es ihr, ihre Emotionen und Erfahrungen zu verarbeiten und sich kreativ auszudrücken. Auf die Frage, ob sie ihre musikalische Karriere weiter ausbauen möchte, antwortet sie offen: „Ja, ich möchte meine Musik gerne weiterentwickeln, aber im Moment liegt der Fokus eher auf meiner persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung.“

Zwischen Heimweh und Hoffnung

Olya plagt das Heimweh nach ihrer Heimatstadt Charkiw. Trotz allem bleibt sie hoffnungsvoll und versucht, ihren Weg in Deutschland zu finden.

Hoffnungen für die Zukunft

„Ich träume von einem Spaziergang durch das friedliche Sommerzentrum meiner Heimat Charkiw“, sagt Olya abschließend. Ihr Leben hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert, doch sie bleibt optimistisch, dass sie überall auf der Welt Gutes tun kann, unabhängig davon, wo sie in Zukunft leben wird. Besonders inspiriert sie das Zitat des deutschen Theologen Friedrich C. Oettinger: „Gott! Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern

kann. Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“

Ein Beispiel für Mut und Anpassung

Olya zeigt durch ihre Geschichte, wie Menschen in schwierigen Zeiten Stärke und Anpassungsfähigkeit entwickeln können. Ihre Geschichte ist eine Erinnerung daran, wie wichtig Solidarität und Unterstützung sind, besonders in Zeiten der Not.

Donnersberger Integrationsinitiative e.V.

Erika Steinert

erika.steinert@gmail.com

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Autor:

Mirco Faller aus Rockenhausen

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