Wiedereröffnung des Nordpfälzer Heimatmuseums
Von Kelten, Revolution und „Grumbeerbrieh“
Rockenhausen. Von den Donnersberger Kelten, der 1848er Revolution, von „Grumbeerbrieh und Latwergebrot“, historischen Handwerkszünften bis hin zu den berühmten „Kindern“ der Stadt Rockenhausen – die vielseitige Geschichte der Nordpfalz unter ein Dach zu bekommen, ist wahrlich kein leichtes Unterfangen. Dass dieses anspruchsvolle Vorhaben aber gelungen umgesetzt wurde, davon können sich Interessierte nun selbst überzeugen: Nach knapp sechs Jahren Neukonzeption und Sanierung öffnet das Nordpfälzer Heimatmuseum in der Bezirksamtsstraße in Rockenhausen endlich wieder seine Pforten für Besucherinnen und Besucher. Am Freitag, dem 21. April, um 17.30 Uhr wird das Museum feierlich neu eingeweiht.
„Die Stadt Rockenhausen, Träger des Nordpfälzer Heimatmuseums, freut sich, gemeinsam mit dem Nordpfälzer Geschichtsverein, Betreiber des Museums, die spannende Heimatgeschichte des Donnersbergkreises sowie der Stadt Rockenhausen nun in modernen Räumlichkeiten präsentieren zu dürfen“, so Stadtbürgermeister Michael Vettermann. Dank umfangreicher Mittel aus dem Leader-Programm des Landes Rheinland-Pfalz sowie des städtischen Haushaltes konnte die geplante Neugestaltung in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt werden. Gemeinsam mit der Kulturwissenschaftlerin Anette Vinnen aus Frankfurt und Dr. Wolfgang Fritzsche vom Kulturbüro AHB in Mainz, dem Ausstellungsgestalter Thomas Scheuermann aus Birstein sowie der Designgruppe Fanz & Neumayer (Heidelberg und Ludwigshafen) wurde das neue Konzept betreut, entwickelt und umgesetzt. Gerade die „heiße Phase“ der Umsetzung, der Einrichtung des Museums, welche die Mitwirkung am gestalterischen Raumkonzept beinhalte, sei sehr aufwendig gewesen, so Dr. Wolfgang Fritzsche. „Da alle Modifikationen dezidiert aufgezeigt und durch den Museumbetreiber formal abgenommen werden müssen, stellen sie doch eine Änderung des Feinkonzeptes dar“, erklärt der Kulturwissenschaftler und fügt lobend hinzu: „Das hat in Rockenhausen wirklich sehr gut funktioniert. Sowohl die zuständigen Mitglieder des Museumskreises als auch die Verantwortlichen der Stadt haben schnell und präzise reagiert.“ Auch das ist Dr. Fritzsche wichtig: Ohne externe Hilfe und Unterstützung hätte das Team die neue Ausstellung, so wie sie sich heute präsentiere, nicht zusammenstellen können. „Mehr als 150 Personen und Institutionen, teilweise sogar aus den USA, haben dazu beigetragen, beispielsweise durch die Zurverfügungstellung von Objekten oder Grafiken, durch Recherchehilfen oder durch fachlich-inhaltliche Beratung.“
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Auf zwei Ebenen zeigt der Geschichtsverein allerlei Wissens- und Sehenswertes aus der nordpfälzischen Heimatgeschichte, von den Kelten auf dem Donnersberg, den alten Römern, dem Burgen- und Bergbau des Mittelalters bis zu den mannigfaltigsten Zeugnissen des 19. Jahrhunderts, darunter auch fast vergessene Handwerkszünfte. Ein Tisch mit Intarsienarbeiten des einstigen Nordpfälzers Peter Glass bildet eines der sehenswerten Exponate.
„Heimat“ lautet, dem Museumsnamen entsprechend, der Leitbegriff, der sich durch die Konzeption zieht. Die neue Ausstellung teilt sich hierbei in zwei Bereiche auf: Im unteren Stockwerk wird die Geschichte des Donnersbergkreises beleuchtet, und im oberen Bereich die der Stadt Rockenhausen. „Kein Raum gleicht dem anderen, die gemeinsam erarbeiteten Erlebnisräume führen die Besucherinnen und Besucher und unterstützen diese in der Rezeption der Inhalte“, erläutert Kulturwissenschaftlerin Anette Vinnen. „Überraschende Ein- und Ausblicke fördern die Neugierde auf das, was sich hinter der nächsten ,Biegung„ entfaltet.“ Unterschiedliche Gestaltungs- und Vermittlungstechniken brächten zudem die Inhalte zum Sprechen, museumspädagogische Finessen würden die Spiel- und Entdeckerfreude aktivieren. So sollen Hörstationen und Videopräsentationen durch die Heimatgeschichte der Nordpfalz führen, womit der Geschichtsverein auch Schulen und Jugendliche ansprechen möchte.
Besonders hervorzuheben sei die Hörstation zum Thema Vormärz/1848er Revolution im Obergeschoss, so Dr. Wolfgang Fritzsche. „Der 1808 in Winnweiler geborene Theodor Engelmann nahm 1833 mit seinem Freund Gustav Körner am Frankfurter Wachensturm teil. Beide entzogen sich der Verhaftung durch Flucht nach Amerika. Dort werden unter anderem Briefe, die er als Student an seine Eltern schrieb, bis heute aufbewahrt. Eine Männerstimme liest aus diesen sehr persönlichen Dokumenten vor und vermittelt so dem Zuhörer sehr direkt, wie Engelmann zum Revolutionär wurde.“ Geschichte zum Mithören und Miterleben. Erwähnenswert sei auch das neue Themenfeld „Kinder der Stadt“, ebenfalls mit Hörstation, in dem berühmte Söhne und Töchter Rockenhausens portraitiert werden.
Neben dem Museum für Zeit und dem Museum für Kunst bildet somit das Nordpfälzer Heimatmuseum nun zusätzlich einen ansprechenden Baustein in der vielfältigen Museumslandschaft der Stadt Rockenhausen. Donnerstags und sonntags von 14.30 bis 17.30 Uhr werden Gäste zukünftig die neue Ausstellung des Heimatmuseums besuchen können – dank des Engagements des Nordpfälzer Geschichtsvereins. „Mit der Wiederöffnung des Museums sind beachtliche Anforderungen verbunden, daher sind engagierte Leute notwendig“, weiß der Stadtchef. „Wir sind dankbar, wenn sich weitere Vereinsmitglieder für den ehrenamtlichen Einsatz finden könnten.“ Damit noch lange im neu eröffneten Museum interessante Nordpfälzer Heimatgeschichten erzählt werden können.
Das Projekt wurde gefördert durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER): Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete im Rahmen des LEADER-Ansatzes des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE). red
Autor:Claudia Bardon aus Wochenblatt Kirchheimbolanden |
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