Damals - vor 195 Jahren
Als des Königs Kutsche kurz vor dem Hinscheiden der Sonnenstrahlen durch Dudenhofen rollte …
Ludwig I, bayerischer König, hinterließ während seiner Regentschaft von 1825 bis 1848 zahlreiche Spuren und Hinterlassenschaften in der Pfalz: Das „griechische y“ im Stadtnamen „Speyer“, die Namensgebung von „Ludwigshafen“, die verwaltungstechnische Gliederung des Territoriums „Pfalz“ und die Villa Ludwigshöhe über Edenkoben, sind dafür nur wenige Beispiele. Er regierte nicht nur das Land an Main und Donau, sondern ab 1816 auch den Rheinkreis, das sogenannte „linksrheinische Bayern“ mit der Kreishauptstadt Speyer. Ludwig I. selbst sprach mit Blick auf die Rheinpfalz von dem „gesegneten Land“.
Als Sohn des 1756 in Mannheim geborenen Kurfürsten und späteren Königs Maximilian I von Bayern verband Ludwig eine tiefe, innige gar von „Stolz und Liebe“ geprägte Verbundenheit und Sehnsucht zur heutigen Pfalz. Ludwigs Leben und Wirken als Förderer von Kunst, Kultur und Wirtschaft ist noch heute allgegenwärtig. „Kein anderes gekröntes Haupt hat die Identität der Pfalz und der Pfälzer stärker geprägt", so die historische Einordnung von Alexander Schubert, Leitender Direktor des Historischen Museums der Pfalz in Speyer.
Die einzigartige Liebe des bayerischen Königs zum Pfälzer Land und den paradiesischen, von Reben umschatteten Fluren, wurde von seinen treuen Untertanen überschwänglich, in „noch nie in Rheinbayern gehörten Jubel“ erwidert und gefeiert. In besonderer Weise wird dies durch die „merkwürdige und allen Rheinkreisbewohnern tief eingeprägten Reise“ des Bayerischen Königspaares vom 7.6. bis 14.6.1829 deutlich, über die gar eine eigene, über 200 Seiten umfassende Denkschrift verfasst wurde. Detailreich, geradezu minutiös, von metaphorischer, lebendiger Wortvielfalt geprägt, wird darin die Jubelwoche des Königs und seiner Gemahlin Therese im Rheinkreis dokumentiert. Heute noch wahrlich ein Werk von großer heimatgeschichtlicher Bedeutung.
Organisatorische Meisterleistungen ab dem ersten Reisetag
Wie die nahezu identische Pfalzrundreise seines Vaters Max I Joseph bereits 13 Jahre zuvor - wurde auch dieser Besuch nicht besonders groß angekündigt. Gerade einmal 8 Tage blieben den Pfälzern zur Vorbereitung und Umsetzung der königlichen Reisepläne - eine organisatorische Meisterleistung. Trotz der kurzfristigen Bekanntgabe herrschte allen Ortes größte Volksfeststimmung. Die ausgewählten Routen waren mit bayerischen Fahnen geschmückt, in den Dörfern huldigten die Honoratioren freudig-ehrfurchtsvoll und die Schulkinder boten vielerlei Gedichte und Gesänge auf den Ortsstraßen dar. Ehrende Empfänge und immer lauter werdende, weithallende Viva- und Jubelrufe begleiteten die Fahrt der königlichen Hoheiten - „Keiner war mehr zu finden, dessen Brust sich nicht gehoben, dessen Seele nicht in freudiges Leben ergriffen hätte“.
Und so begab es sich, dass die Kutsche der beiden Majestäten schon am ersten Tag ihrer Visite „auf dem Boden der Heimat“ von der Rheinschanze über Frankenthal, Worms, Oggersheim, Dürkheim, Neustadt, Deidesheim, Hassloch - damals schon das „größte und am meisten bevölkerte Dorf des Rheinkreises“ - schließlich in Richtung Iggelheim und Hanhofen über Dudenhofen in die Kreishauptstadt Speyer aufbrach. „Ganz vorzüglich mit Laubwerk und Blumengirlanden gezierte“ und mit unterschiedlichen Segens- und Willkommensgrüßen versehene Ehrenpforten und Triumpfbögen - in Frankenthal soll ein solches Portal gar monumentale Ausmaße von 8 Meter in der Höhe und 12 Meter in der Breite gehabt haben - wurden durchquert, unterwegs teils zusätzlich begleitet von einer großen Anzahl „berittener Landleute“.
Wimpernschlag in der Dudenhofener Ortsgeschichte
Was in der Ortschronik der Gemeinde Dudenhofen für das Jahr 1829 bislang nur lapidar mit „Durchreise König Ludwigs I. von Bayern“ spärlich verzeichnet ist, entwickelte sich an jenem (Pfingst-) Sonntag, dem 7. Juni doch eher zu einem „Grande Finale“ der königlichen Tagestour: Von Hanhofen kommend übernahm kurz vor der Ortsgrenze Dudenhofen gar das 1te Chevauxlegers-Regiment die Eskorte der Majestäten, das den königlichen Zug dann unter Begleitung der „angesehensten, mit sämtlichen nationalen Auszeichnungen geschmückten Bürger“ über die schöne, neu hergestellte Ortsstraße durch eine mit verschiedenem Laubwerk und bayerischen Fahnen verschönerte Ehrenpforte führte. Von dort versammelte sich in „ununterbrochener Reihe die Schuljugend bis an das Ende des großen Dorfes. In der einen Hand die Nationalfähnchen, mit der anderen eine aneinanderhängende Blumengirlande haltend, und frohen Herzens singend und jubelnd, sprachen sie ihre und ihrer Eltern Gefühle aus“. Insoweit genügten auch nur wenige vom Bürgermeister herzlich ausgesprochene Begrüßungsworte und von „Mund zu Mund ausgehende Freudenrufe“, um die „kleinen der freundlichen Begrüßungen des Königs und der Königin“ gleichwohl „doppelt würdig“ einzuordnen, denn der Ruhm der Ortsschule und seiner Kinder, die „so fleißig und während einer ganzen Reihe von Jahren ohne eine einzige Klage“ dem Schulbesuch nachgekommen sind, waren den königlichen Herrschaften wohlweislich bekannt.
Und nun, als der Wagen des Königs kurz "vor dem Hinscheiden der Sonnenstrahlen" an der Ortsgrenze von Dudenhofen angekommen war und langsam auf den „imposanten, durch eine herrliche Construktion sich auszeichnenden und mit allegorischen Gemälden gezierten“ Triumpfbogen gen Speyer zurollte, hatte sich eine unermessliche Menge des Volkes zusammengedrängt und es „ertönten die Lüfte von dem Jubel der Tausende“, die rechts und links das Herrscherpaar umgaben.
Kanonendonner verkündeten der Speyerer Bürgerschaft, dass die mit "so großer Sehnsucht erwartenden Reisenden" nun Dudenhofen verlassen hatten und auf städtischer Gemarkung angekommen waren. „Es war ein hehrer, ein heiliger Moment, wie er nur selten dem Sterblichen zu Theil wird“, so die Eindrücke der Verfasser der Jubel-Denkschrift und Schilderungen der Zeitungs-Chronisten zu damaliger Zeit.
(cke.)
Autor:Clemens Keller aus Römerberg-Dudenhofen |
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