Alter Bahnhof Harthausen
Ortsgemeinderat entscheidet über Zuschuss
Harthausen. Am Donnerstag, 1. Juli, entscheidet der Ortsgemeinderat Harthausen bei seiner Sitzung in der Heilsbruckhalle über einen Zuschussantrag des Kultur- und Heimatvereins. Es geht um die Baumaßnahme am Alten Bahnhof. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr, wegen der Pandemie stehen – obwohl öffentlich getagt wird - nur im begrenzten Umfang Plätze für Besucher bereit.
Der Kultur- und Heimatverein Harthausen will aus dem Backstein-Gebäude, das aus dem Jahr 1905 stammt, eine kulturelle Begegnungsstätte machen und kümmert sich seit November um die Sanierung. Zwischen 350.000 und 400.000 Euro soll es kosten, den Alten Bahnhof wieder in Schuss zu bringen - und viele Jahre harter Arbeit im Ehrenamt. Aktuell geht es um die ersten Maßnahmen im Bereich des Daches. Dem Verein liegen Kostenvoranschläge vor, er hofft auf einen Zuschuss der Gemeinde in Höhe von zehn Prozent der Kosten. Das wären rund 2.580 Euro.
Den Baufortschritt kann man auf der Homepage des Vereins in einem Bautagebuch verfolgen: von Entkernungsarbeiten über Entrümpelungsaktionen bis Putz abklopfen. Aktuell sucht der Verein noch Mitstreiter und Sponsoren, vor allem Handwerker. Konkret werden Verputzer, Maurer und Fensterbauer gebraucht. Am Samstag soll damit begonnen werden, die Sandsteinfassung der alten Verladerampe wieder aufzumauern.
Das Dachgebälk liegt inzwischen frei, bis Jahresende will der Verein das Dach saniert haben. Doch auch dann bleibt noch viel zu tun für die rund 60 Vereinsmitglieder, bevor das Gebäude als "Kulturbahnhof" von den Harthäusern genutzt werden kann: Die Elektrik muss komplett erneuert, Toiletten und Küchen müssen eingebaut werden.
Im Obergeschoß, wo in der früheren Dienstwohnung des Bahnhofsvorstehers noch dessen Plumpsklo bewundert werden kann, sollen unter anderem ein Archiv und ein Besprechungszimmer entstehen, im Erdgeschoß plant der Verein im Fahrkartenraum und in den früheren Warteräumen für die Klassen 1 bis 4 unter anderem einen Ausstellungsraum und ein kleines Café. Der Schuppen soll in einen Veranstaltungsraum verwandelt werden.
Virtueller Rundgang
Der alte Bahnhof in Harthausen ist das einzige erhaltene Bahnhofsgebäude aus der Zeit des „Pfefferminzbähnels“, das noch im Besitz einer Gemeinde ist. Von 1905 bis 1956 verkehrte die Gäubahn zwischen Neustadt und Speyer. Den Namen „Pfefferminzbähnel“ erhielt die Schmalspurbahn, da entlang der Bahnlinie viel Pfefferminz angebaut und diese mit der Bahn zu den Märkten nach Speyer und Neustadt gebracht wurde.
Offiziell hieß der Zug Lokalbahn 282a Neustadt-Speyer und hielt in Lachen-Speyerdorf, Duttweiler, Geinsheim, Gommersheim, Freisbach, Weingarten, Schwegenheim, Harthausen und - ab 1919 - auch in Dudenhofen. Nachdem die Bahn ihren Dienst eingestellt hatte, wurden die Schienen zurückgebaut und die Gebäude den Gemeinden zurück gegeben, die sie als Gemeindewohnungen nutzten.
Im zuvor als Dienstwohnung genutzten Obergeschoß wohnte unter anderem die nach Harthausen geflüchtete Schriftstellerin Katharina Mattich mit ihrem Mann. In den 70er Jahren wurde auch das Erdgeschoß zu Wohnungen umgebaut. Zunächst war es eine große Wohnung, später wurden die Räume in zwei kleinere Einheiten geteilt. Kaufangebote für den Bahnhof waren vom Gemeinderat stets abgelehnt worden. 2010 bekräftigten die Harthäuser Gemeinderäte diese Entscheidung noch einmal, indem sie mehrheitlich für den Erhalt des Bahnhofs für die Bürger und die Gemeinde stimmten.
Im vergangenen Jahr wurde der Alte Bahnhof dem Kultur- und Heimatverein auf 99 Jahre in Erbpacht überlassen. Die treibende Kraft hinter dem Projekt ist - neben dem Vereinsvorsitzenden Harald Flörchinger - Vereinsmitglied Andreas Heck. Der sitzt auch im Gemeinderat, hat jedoch entschieden, bei diesem Tagesordnungspunkt nicht mit abzustimmen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.