International Asparagus Competence Center kommt !
Spargelmuseum in Dudenhofen wird Realität
Dudenhofen (01.04.2023). Es gibt äußerst wenige davon in Deutschland und es ist daher schon als einmaliger und historischer Coup zu bezeichnen, was der Ortsgemeinde und diversen örtlichen Akteuren in Kooperation mit dem Historischen Museum der Pfalz hier gelungen ist: In Dudenhofen soll bald ein Spargelmuseum seine Pforten öffnen und damit zum Erhalt der Spargelkultur in der Vorderpfalz beitragen.
Doch nun der Reihe nach: Manche mögen sich gewundert haben, warum es im Spargeldorf rund um die Kommunalpolitik in der letzten Zeit so seltsam still geworden ist. Der Grund liegt auf der Hand, denn die Vorbereitung, Planung und Konzeption war aufwändig und erforderte sprichwörtlich das Fingerspitzengefühl eines Spargelstechers, um das Projekt nicht zu gefährden. Corona brachte da schon einiges in Verzug, denn eigentlich wollte man schon rechtzeitig zum 150jährigen Jubiläum des Spargelanbaus in Dudenhofen in diesem Jahr das „Haus des Spargels“, das mitunter auch als regionalgeschichtliches, museales Spargelzentrum nebst Forschungs- und Fortbildungsstätte konzipiert sein soll, der Öffentlichkeit vorstellen. Da das terminlich und organisatorisch nicht mehr zu schaffen war, arbeitet man nun aber mit Hochdruck daran, dass die Pläne zumindest für 2025 realisiert und umgesetzt werden können, denn da wird bekanntlich im Rahmen eines rauschenden Festes an das erste Spargelfest erinnert, das vor 100 Jahren der Gemeinde schon einmal zu überregionalem Ruhm verhalf.
Pfarrheim wird Museumszentrum
Aus gut unterrichteten Kreisen ist zu vernehmen, dass das Zentrum am Ort des ehemaligen Pfarrheimes St. Heinrich entstehen soll, das die Gemeinde jüngst von der katholischen Pfarrei erworben hat. „Vieles spricht für den Erhalt des Gebäudes in der jetzigen Substanz – insbesondere aus wirtschaftlichen und nachhaltigen Gesichtspunkten heraus“, so ein Mitglied des Gemeinderates, das zum jetzigen Zeitpunkt seinen Namen noch nicht in der Zeitung lesen möchte. Wie bereits berichtet konnte die Gemeinde das Areal sprichwörtlich für einen „Klicker und Knopf“ erwerben und wollte an dessen Stelle eigentlich einen Kindergarten-Neubau errichten. Stattdessen soll dieser jetzt im neu erschlossenen Baugebiet „Dreißigmorgen“ errichtet werden - auf einem dort ursprünglich zum Verkauf vorgesehenen Grundstück der Gemeinde, für das sich auf Grund der horrenden Grundstückspreise jedoch seit Monaten kein Käufer findet.
Und so initiierten die im Rat vertretenen Fraktionen einmütig einen Ideenwettbewerb, wie denn nun mit dem leerstehenden Gebäude in der Johann-Walter-Straße künftig umzugehen sei. Im Ergebnis waren sich dann alle recht schnell einig, eine Idee des Speyerer Museumsdirektors Alexander Schubert zu unterstützen, der aus seiner bayerischen Heimat von der Erfolgsgeschichte des Schrobenhauseners (europäischen) Spargelmuseums viel Interessantes zu berichten wusste. Ihm und seinen weltumspannenden Kontakten war es dann auch zu verdanken, dass mittlerweile etliche Artefakte mit spargelhistorischem Hintergrund gesichert werden konnten und künftig als Dauerleihgaben in Dudenhofen zu besichtigen sein werden.
Zu den Highlights zählen mitunter:
- Ein 5.000 Jahre altes Reiskorn, bemalt mit einer Asparagus-Pflanze und chinesischen Spargelgedichten,
- Eine 5 Tonnen schwere Replik aus einer ägyptischen Grabpyramide, die in Granit eingemeißelte spargelbündelähnliche Opfergaben zeigt,
- Einen römischen Bronzeguss einer Spargelstange, der 1989 unweit von Dudenhofen gefunden wurde und bislang ausschließlich im namhaften Terra Sigillata Museum zu bestaunen war,
- 20 Flaschen römischen Spargelweins, die seit Eröffnung des Historischen Museums Speyer seit 1910 als verschollen galten und kürzlich im Bayerischen Nationalmuseum wiederentdeckt wurden.
Es verwundert insoweit nicht, dass Alexander Schubert im Zuge der Rückführung dieser edlen Spargeltropfen in die Pfalz auch eine stattliche Zahl von Persönlichkeiten und Institutionen aus der Region als Pate für die wissenschaftlich ausgerichtete Dimension dieser insgesamt doch einzigartig anmutenden Dudenhofener-Museumskonzeption gewinnen konnte.
Internationale Ausrichtung keine Vision
So gilt es als gesichert, dass unter Federführung der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Speyer, des BASF-Agrarzentrums Limburgerhof und der Einbeziehung der intensiven, fachlichen Begleitung der Mitglieder des örtlichen Spargel- und Gartenbauvereins in einem weiteren Entwicklungsstadium bereits der Weg für ein „International Asparagus Competence Center (IACC)“ geebnet werden konnte. Für das auf drei Säulen ausgerichtete Konzept, das die Bereiche Museumspädagogik (u.a. praktisches Spargelstechen an der Pflanze und im Gelände), Wissenschaft/Geschichte (u.a. Vorträge des Heimatvereins) und Naturkunde (u.a. Exkursionen zu den typisch/spezifischen Spargel-Sanddünen innerhalb der Gemarkung) umfassen soll, sei bereits großes Wohlwollen vieler übergeordneter Gremien signalisiert worden.
Namhafte Lokalpolitiker, die vor zwei Jahren noch für eine Park&Ride-Option auf dem ehemaligen Pfarrheim-Gelände votiert hatten (sh. damalige Berichterstattung im Wochenblatt), sehen in dem nun geänderten Nutzungskonzept eine Riesenchance die im Rahmen des Konjunkturprogramms „Digitale Schiene Deutschland“ schon in Verzug befindlichen Planungen weiter zu forcieren. Erklärtes und parteiübergreifendes Ziel sei weiterhin, die bereits akquirierten Zuschüsse nun auch im Sinne der Förderung der regionalen Tourismuswirtschaft sinnstiftend einzusetzen. „Im Hinblick auf das laufende Planfeststellungsverfahren sehen wir nun eine weitaus größere Akzeptanz für eine Reaktivierung der traditionellen Bahnstrecke, zumindest teilweise von Speyer über Dudenhofen bis nach Harthausen“, so unisono auch Landtagsabgeordneter Michael Wagner (CDU), der mit Blick auf das im Mai zur Diskussion stehende Mobilitätsentwicklungskonzept der Gemeinde Harthausen und die prognostizierten hohen Spargel-Museums-Besucher in Dudenhofen zugleich auch ein „9-Euro-Kombi-/Kultur-/Museums-Ticket“ ins Spiel bringt. So soll das künftige „NEKMT-Ticket“ neben dem Eintritt ins Spargelmuseum auch zur Weiterfahrt zum ehemaligen Lokalbahnhof nach Harthausen berechtigen. Inkludiert sei mitunter auch eine Besichtigung des dortigen Tabakschuppens, die Rückfahrt nach Dudenhofen, ein kulinarischer Tagesausklang in den traditionellen Lokalitäten, optional auch eine Kilianerwein- und Spargelschnapsprobe. Auch Isabel Mackensen-Geis, SPD-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Neustadt-Speyer und stellvertretende Sprecherin der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft, zugleich auch weinbaupolitische Sprecherin ihrer Fraktion, vermeldet dieser Tage in ihrem vielbeachteten, regelmäßig erscheinenden Video-Social-Media-Kanal „Heer mol …“ via Facebook, dass sie die vorliegenden Planungen umfassend unterstützt.
Startschuss auf der BUGA
Die von der Gemeinde beauftragten Projektentwickler stehen bereits in den Startlöchern: So soll die demnächst stattfindende Bundesgartenschau (BUGA) in Mannheim bereits zum Anlass genommen werden, für das Projekt überregional zu werben. Flyer und eine Digital-Animation, welche die international ausgerichteten Spargelmuseums-Planungen in Dudenhofen in geeigneter Form präsentieren sollen, stehen kurz vor ihrer Vollendung. Bürgermeister Jürgen Hook zeigt sich indes ebenso erfreut, „dass da endlich ein wichtiges kommunales Thema kräftig an Fahrt gewinnt. Als tief verwurzelter Ur-Dudenhofener ist es für mich eine Selbstverständlichkeit das künftige IACC mit allen Kräften zu unterstützen. Schon seit Jahren ist es mein Bestreben, den Dudenhofener Spargelanbau als immaterielles Kulturerbe zu erhalten und die erforderlichen Nominierungsverfahren zur Aufnahme in die UNESCO-Verzeichnisse zu forcieren“, so Hook, der gemeinsam mit seinem Beigeordneten am heutigen Samstag 01.04. von 13.00 bis 16.00 Uhr die ersten Unterstützungs-Unterschriften für diese vielversprechende Initiative unmittelbar am neuen Museumsstandort in der Johann-Walter-Straße entgegennimmt.
Autor:Clemens Keller aus Römerberg-Dudenhofen |
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