Wandern auf den Spuren der Treidler
Tagwerk der Ärmsten
Hördt. Viele Wander- und Radwege in der Südpfalz sind mit den Traditionen der Region verbunden: Der Tabakweg in Hatzenbühl erzählt die Geschichte des Tabakanbaus und der Knittelsheimer Mühlen-Weg vom Handwerk des Müllers. Den Treidlerweg gibt es entlang des Rheins.
Der Treidlerweg in Hördt folgt den Spuren der Treidler am Rhein. Man startet am Schützenhaus in Hördt, wo man auch gut parken kann. Der Premiumwanderweg, der zu den „Extratouren“ der Pfalz zählt, führt durch eine der wenigen international geschützten und noch ökologisch intakten Auelandschaften. Unterwegs auf dem Treidlerweg gibt es beeindruckende Natur und herausragende Landschaften zu sehen - von den traditionellen Streuobstwiesen, den Maisfeldern, den Rheinauen und Fischteichen bis zum Ufer des Rheins, wo man den historischen Treidlerpfaden folgt.
Treideln – das ist ein uraltes Handwerk, das mit den technischen Entwicklungen unserer Zeit lange schon ausgestorben ist. Und fast möchte man sagen: Besser ist das, ist das Treideln doch für Mensch und Tier unendliche Kräfte zehrend und körperlich anstrengend.
Treideln gegen den Strom
Der Duden sagt zum Verb „treideln“: "etwas unter großem Kraftaufwand hinter sich herziehen" - doch das ist nur die halbe Geschichte. Spricht man am Rhein vom Treideln, meint man das Ziehen von Schiffen - eine häufig praktizierte Art der Fortbewegung, bevor die Dampfkraft entdeckt wurde und Schiffe durch Motoren angetrieben wurden. Treidler sind also Menschen, die Schiffe (in der Regel) stromaufwärts durch Flüsse und Kanäle ziehen.
Klingt hart? War es auch. Am Rhein wurde (historisch belegt) seit dem achten Jahrhundert getreidelt, Treidler zogen die Schiffe meist von Hand, wer es sich leisten konnte, setzte Arbeitstiere - meist Pferde, Esel oder Ochsen - ein. Treidelknechte, so wurden die Arbeiter genannt, erhielten für ihre gefährliche und körperlich äußerst anstrengende Arbeit nur einen kargen Hungerlohn. Das Wort treideln leitet sich vom lateinischen tragulare (ziehen, schleppen) ab, denn schon die alten Römer nutzten die Technik des Treidelns.
Im Mittelalter Treidelknechte zogen die Schiffe an langen Seilen, die an einem Mast am Vorschiff befestigt waren (dem sogenannten „Treidelmast“), die Schiffe stromaufwärts oder führten ein Zugtier.
Treideln war Strafarbeit
Am Rhein entlang führen deshalb heute noch so genannte Treidelpfade, an einigen Stellen fehlten diese doch, wie bei Schröck (Leopoldshafen), wo die Treidler durch flache Wasser waten mussten, was ihre Arbeit noch schwerer machte. Vielerorts wurden auch Sträflinge zum Treideln verurteilt. Man bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Stundenkilometern voran, pro Tag konnten Treidler ein Schiff maximal 15 bis 20 Kilometer weit ziehen. Begleitet war die schwere Arbeit, die von den Menschen eine gewisse "Rhythmisierung" verlangte oftmals von monotonen Gesängen oder dem rhythmischen Aufschlagen eines Treidelstocks. Und weil die von Menschenhand gezogenen Schiffe meist nur sehr langsam vorankamen, entwickelte sich aus dem Wort "treideln" das noch heute bekannte und genutzte "trödeln".
Auch die vielerorts noch existierenden "Leinpfade" gehen übrigens auf das Treideln zurück - denn mit der "Leine" ist das Seil gemeint, mit dem die Menschen oder Tiere ein Schiff den Rhein entlang zogen. Ob in Germersheim, Speyer, Hördt – Treidlerpfade kann man noch überall in der Südpfalz entlang des Rheins finden. Gut ausgebaut und ausgeschildert werden sie heute gerne als Radwege und Wanderrouten genutzt. hhs
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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