Geheimnisvolle Heimat
Einmal "Verirren", bitte - ein Ausflug ins (Mais)-Labyrinth
Region. Das Lexikon sagt: Als ein Labyrinth bezeichnet man ein System von Linien oder Wegen, das durch häufige Richtungsänderungen und Sackgassen ein Abschreiten des Musters zu einem Rätsel macht. Monster und Fabelwesen werden darin versteckt, der Weg hindurch wird für so manchen Helden zum Abenteuer, das bestanden werden muss.
Das Gebäude, das in der griechischen Mythologie als Gefängnis für den Minotauros, ein furchtbares Wesen - halb Mensch, halb Stier - dem regelmäßig Jünglinge und Jungfrauen geopfert werden mussten, errichtet wurde, war auch ein Labyrinth. Aus diesem konnte Theseus, der den Minotauros tötete, nur mit Hilfe eines Fadens wieder hinausfinden.
Seit Jahrtausenden sind Menschen von diesem "Verirrspiel" fasziniert - lassen sich zur Unterhaltung auf Jahrmärkten oder in Parks auf die "Suche nach dem richtigen Weg" ein. Was früher aus Steinmauern oder in barocken Gärten aus Hecken bestand, findet heute häufig in landwirtschaftlichen Betrieben statt. Jetzt im Sommer schießen sie wieder überall in der Region aus dem Boden - die Maislabyrinthe auf den Feldern der Region.
Aus der Luft betrachtet, erinnern sie an die - wie man sagt - von Aliens gefertigten Kornkreise in England, jedoch sind sie von Menschenhand errichtet - ein beliebtes Ausflugsziel und eine zusätzliche Einnahmequelle für so manchen Landwirt in der Region.
Maislabyrinthe gibt es unter anderem in Leimersheim (Seehof), in Hockenheim, Steinweiler und in Dettenheim. Und der Landkosthof Schäffner in Bruchsal-Büchenau lädt jedes Jahr ab Juli in ein ... Hirselabyrinth ein.
Warum faszinieren uns Irrgärten und Labyrinthe?
Im Mittelalterglaubten die Menschen Labyrinthe hielten böse Geister und Dämonen von ihren Häusern fern, da diese den Weg hinein nicht finden konnten. Damals wurden etwa in die Fußböden großer Kirchen und Kathedralen labyrinthartige Muster in die Steinböden eingelegt. Eines der berühmtesten Beispiele ist wohl die hochgotische Kathedrale von Chartres.
In den Lustgärten der Renaissance und den Prunkanlagen des Barock gehörten Labyrinthe aus Hecken und Steinmauern zur Mode - zum "guten Ton". Das "Verirren" wurde zum neckischen Spiel.
Psychologen sagen, es ist die kontrollierbare Angst vor dem Verirren - es gibt ja schließlich immer mindestens einen Ausweg - und die Lust, neue Wege zu entdecken - die das Labyrinth für Menschen zu einer Form mit fast magischer Anziehungskraft macht.
In Asien wurden Labyrinthe schon früh zur Meditation genutzt - das fokussieren auf den nächsten Schritt, die nächste Abzweigung bündelt die Gedanken, schärft die Sinne. Auch diese Erfahrung kann man in der Region machen. Auf der Wiese beim Dieterskirchel in Rülzheim gibt es seit 2009 ein Meditationslabyrinth.
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Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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