Mukhtar Shojaee schließt Ausbildung bei Milz erfolgreich ab
"Der Muki ist jetzt ein Rilzemer"
Rülzheim. Strahlende Gesichter bei Baumarkt Milz in Rülzheim. Mukhtar Shojaee alias "Muki" hat seine Abschlussprüfungen bestanden und damit seine Ausbildung zum Verkäufer erfolgreich abgeschlossen. Muki war 2015 von Afghanistan nach Deutschland geflohen. Über ein Praktikum während seines Sprachkurses kam er in den Rülzheimer Baumarkt, hinterließ gleich den allerbesten Eindruck und begann im September 2017 dort eine Ausbildung (wir berichteten).
"Wir haben das Kind geschaukelt." Nadine Milz, Geschäftsführerin der Milz GmbH, und Diana Stibig, bei Milz fürs Personal zuständig, freuen sich und sehen in Muki ein gelungenes Beispiel für Integration. Mit seiner offenen Art ist Muki vielen Kunden ans Herz gewachsen. Gab es anfangs noch Probleme, wenn einer von ihnen nach einem "Fußabschdräfa" verlangte, so versteht Muki die Pfälzer inzwischen sehr gut, antwortet mitunter selbst mit einem von Herzen kommenden "Im Läwa nit". Der junge Mann macht seinen Ausbildern viel Freude, ist wissbegierig, lerneifrig, offen und tolerant. "Der Muki will verstehen", sagt Diana Stibig stolz. Und weil alle den freundlichen Afghanen so sehr mögen, haben sie weit mehr für ihn getan, als das sonst im Rahmen einer betrieblichen Ausbildung üblich ist.
Weil sich so viele Menschen für ihn eingesetzt haben, hat Mukhtar Shojaee inzwischen eine Wohnung in Rülzheim. Die Kollegen haben ihn mit Handtüchern, Bettwäsche, Vorhängen und Geschirr versorgt. Sie haben ihn mit Weihnachtsbräuchen vertraut gemacht und ihn an Rosenmontag mit auf den Fasching genommen. Mitunter haben Mukis Fragen sie auch an ihre Grenzen gebracht. Wer weiß schon, warum in Deutschland zu Weihnachten Kugeln an einen Nadelbaum gehängt werden?
Es gab auch schwierige Phasen mit vielen zum Teil auch sehr persönlichen Gesprächen. Der Mord in Kandel ist nicht spurlos an Muki vorbei gegangen und auch Ereignisse daheim in Afghanistan und innerhalb der Familie wühlen den jungen Mann immer wieder auf. Die Angst davor, das dritte Jahr in der Berufsschule nicht zu schaffen, führte schließlich zu einer Motivationsflaute bei dem Flüchtling, der ganz auf sich allein gestellt das Leben im fremden Deutschland meistert. Doch auch hier konnte der Betrieb helfen: Statt den Abschluss als Einzelhandelskaufmann anzustreben, entschied man sich gemeinsam für den Wechsel zur ein Jahr kürzeren Ausbildung zum Verkäufer. So kann der Afghane, der in seiner Heimat keine Perspektive gehabt hätte, eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Mehr als das. "Der Muki ist jetzt ein Rilzemer", sagt Diana Stibig.
In seiner Freizeit spielt Mukhtar Shojaee Fußball in Hördt und ist auch im Verein bestens integriert. Mit seiner abgeschlossenen Ausbildung, der eigenen Wohnung, den deutschen Freunden und dem Führerschein in der Tasche, ist Mukhtar Shojaee inzwischen zum Vorbild für andere Flüchtlinge geworden. Auch für Flüchtlinge, die am Anfang nicht verstanden haben, warum der Afghane die Ausbildung als Investition in die Zukunft gewählt hat. Oder warum er sich von Beginn an so viel Mühe gegeben hat, die deutsche Sprache zu lernen. Denn die ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration, da sind sich alle Beteiligten einig.
"Beide Seiten müssen die Integration wollen, damit's funktioniert", ist sich Nadine Milz sicher. Sie würde sich mehr Unterstützung für Ausbildungsbetriebe wünschen, die Flüchtlingen die Chance auf eine berufliche Qualifizierung bieten. "Bei uns hat das so gut geklappt, weil wir ein Familienbetrieb sind", sagt sie. Die Firma ersetzte Muki die Familie. Die meisten Flüchtlinge scheitern in der Berufsschule, hier bräuchten sie mehr Hilfen, sagt die Baumarkt-Chefin, die in der Ausbildung von Flüchtlingen eine Bereicherung sieht.
Nach der Ausbildung endet nun die Tätigkeit von Mukhtar Shojaee für den Baumarkt Milz. Doch alle sehen zuversichtlich in die Zukunft: "Der Muki geht seinen Weg", ist sich Nadine Milz sicher. Der junge Afghane hat sich bereits beworben, ist für weitere Angebote allerdings noch offen. "Ohne die Chefin und ohne Diana hätte ich die Ausbildung nicht geschafft", sagt Shojaee sichtlich bewegt. Und: "Mein Leben ist jetzt ganz anders. Mit der Ausbildung hat eine glückliche Zeit begonnen."
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