Interview: Bernd Wießner ist ein Ironman
Traum von Hawaii
Triathlon. Die Vorbereitungen gestalteten sich anders als geplant, als sich Bernd Wießner (56) aus Schifferstadt von den United Runners of Pfalz vornahm, am Ironman in Frankfurt teilzunehmen. Doch er hatte einen „goldenen Tag“ erwischt und es lief viel besser als erwartet. Die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer mit dem Fahrrad und den Marathon über 42,195 Kilometer schaffte er in zehn Stunden, 42 Minuten und 21 Sekunden und lief als 701. durchs Ziel.
Wie bist Du zum Triathlon und zum Ironman gekommen?
Bernd Wießner: Ich komme vom Laufen und in meiner Clique sind wir dann auf die Idee gekommen, auch mal einen Triathlon zu probieren. Zunächst haben wir dann an sogenannten Sprint-Triathlons teilgenommen: 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer mit dem Rad und fünf Kilometer Laufen. Wenn ich zurückdenke, waren für mich 100 Kilometer mit dem Rad auch unvorstellbar. Aber wie man beim Laufen die Distanz bis zum Marathon steigert, wurden auch die Distanzen beim Triathlon immer länger. Für 2014 hatte ich mir dann mit drei Freunden von den United Runners den Ironman in Frankfurt vorgenommen.
Wie hast Du Dich vorbereitet?
Wießner: Ich hatte schon ein Jahr vorher mit dem gesteigerten Training angefangen und bin unter anderem morgens mit dem Rad einen großen Umweg zur Arbeit gefahren. Doch dann hatte mir ein Auto die Vorfahrt genommen. Ich hatte einen offenen Oberschenkel und das Schlüsselbein gebrochen. Im Oktober musste ich ein zweites Mal operiert werden. Einen Tag vor Weihnachten wurde dann der letzte Nagel entfernt. Das hat mich natürlich total zurückgeworfen. Ab Weihnachten konnte ich dann wieder voll trainieren. Im Winter bin ich dann zunächst im Keller auf der Rolle Rad gefahren, Schwimmen geht in der Halle und Laufen geht auch immer. Im Schnitt habe ich zweieinhalb Stunden täglich trainiert, an den Wochenenden mehr, wochentags etwas weiniger. Zwei Wochen Trainingslager auf Mallorca waren ein wichtiges Element. Ich fand es sehr hilfreich, dass wir uns zu viert auf den Ironman vorbereitet haben. Wir haben oft zusammen trainiert.
Gab es da noch Zeit für was anderes als Sport?
Wießner: In dem halben Jahr vor dem Wettkampf habe ich alles dem Sport untergeordnet. Ich habe sehr diszipliniert gelebt: Sport, Arbeit, Schlafen und vernünftige Ernährung. Das ist mir besonders schwergefallen, weil ich schon gerne Chips und anderes Junkfood esse. Ich habe den Tag herbeigesehnt und einen großen Tisch mit Chips, Flips und anderem ungesunden Kram vorbereitet. Als ich abends nach Hause kam, habe ich einen einzigen Chip gegessen, mehr ging nicht…
Welche ist Die stärkste Disziplin?
Wießner: Wie bei vielen Triathleten ist das Schwimmen meine schwächste Disziplin. Bei uns vieren war klar, in welcher Reihenfolge wir aus dem Wasser kommen würden. Ich war der Dritte. Aber wenn ich mich durchs Wasser gequält habe, fängt für mich der Spaß an und ich überhole viele beim Radfahren. Das ist meine stärkste Disziplin. Ich kam als 1.377. aus dem Wasser, als ich vom Rad abgestiegen bin, war ich 780. Das ist übrigens der spannendste Moment. Wie kommt die Muskulatur mit dem Umstieg vom Rad auf’s Laufen zurecht? Ich hatte Mega-Glück, bei mir lief es so gut, dass ich zunächst zu schnell losgelaufen bin und Tempo rausnehmen musste.
Das Laufen war für Dich dann also kein Problem?
Anfangs schon, aber man sagt, dass beim Triathlon die Ernährung die vierte Disziplin ist. Und ich konnte irgendwann dieses Gel, mit dem man während des Laufs Kohlenhydrate zu sich nimmt, nicht mehr sehen und habe zu wenig Kalorien aufgenommen. Das hat sich dann fünf Kilometer vor dem Ziel gerächt. Der Akku war einfach leer. Ich musste mich noch einen Kilometer zur nächsten Versorgungsstation quälen. Da habe ich dann alles mögliche in mich reingestopft und dann ging es wieder. Das hat mich sicher fünf bis zehn Minuten gekostet.
Und der Zieleinlauf?
Wießner: Das ist großes Kino, wenn der Stadionsprecher Deinen Namen und „you are an Ironman“ ruft. Das kann man gar nicht beschreiben. Im Ziel bekommt man dann die Medaille und ein Helfer fragt, ob man Hilfe benötigt. Ich hatte erst abgelehnt, aber als ich dann ein paar Schritte gegangen bin, habe ich ihn zurückgerufen. Als ich vor zwei Jahren als Zuschauer bei der Tour de France war, hatte ich auch das Runner-Trikot an. Da kam ein Mann auf mich zu und erzählte, dass er einen mit so einem Trikot mal beim Ironman geholfen hat. Wir haben zurückgerechnet – das war mein Helfer.
Und Du warst mit Deiner Zeit zufrieden?
Wießner: Wenn man sich so lange vorbereitet, will man nicht nur ankommen, sondern auch eine gute Zeit schaffen. Ich hatte einen goldenen Tag. In der Altersgruppe 45 bis 50 Jahre war ich auf Platz 112. Von uns vieren durfte ich als Erster die Ziellinie überqueren. Aber anders als bei den „kleinen“ Triathlons, wo man als Konkurrenten antritt, haben wir beim Ironman jedem die beste Zeit gewünscht.
Und träumst Du von Hawaii?
Wießner: Ich war tatsächlich für letztes Jahr in Frankfurt angemeldet. Da wäre ich in der Altersgruppe 55 bis 60 Jahren gewesen und mit meiner damaligen Zeit hätte ich gute Chancen gehabt, einen Startplatz für Hawaii zu ergattern. Im letzten Jahr ist der Ironman dann leider ausgefallen und jetzt ist es auch kein Thema mehr. Aber den Ironman in Hawaii hätte ich dann richtig genießen können. rk
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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