Liebesbriefe
Geheime Schriftzeichen, deren Bedeutung rätselhaft bleibt
Speyer. „Love letters“ ist der Titel der Ausstellung des Malers Harald Häuser, die während des Sommers 2022 in der Städtischen Galerie Speyer gezeigt wird. Der Künstler präsentiert in ihr Werke aus nahezu fünf Jahrzehnten künstlerischen Schaffens – Gemälde, Keramiken, Bronzen und Zeichnungen, ergänzt durch Bücher, die er mit Illustrationen versehen hat. Mit seinen Bildern entfacht der Maler ein Farbenfeuer, das mal ruhig, mal wild chaotisch auflodert.
Begleitet werden die Gemälde von Keramiken, Vasen und Schalen, deren blaue Bemalung an geheime Schriftzeichen erinnert, die sich gleichsam zu Wörtern zusammen reihen, deren Bedeutung uns rätselhaft bleibt. Häusers Werke kann man verstehen als Äußerungen und Bekenntnisse der Liebe, als love letters an die Kunst, an die Dynamik des Lebens, an den Farbenkosmos, an die lebendige Natur in ihrer ewigen Bewegung und die Mannigfaltigkeit stets wechselnder Formen.
Der Künstler, geboren 1957 in Marburg, schrieb als 18-Jähriger im Begleittext zu seiner ersten Einzelausstellung, er wolle „das Wesen der abstrakten Malerei mit dem des Surrealismus verbinden“. Nach nunmehr fast 50 Jahren künstlerischen Schaffens beschreibt die damalige Aussage zu seinem künstlerischen Anliegen noch immer gut sein Bilder.
In einem durch warme und kalten Farben erzeugten tiefen Bildraum, der auf den Betrachter oft wie eine Landschaft oder wie ein barocker Kirchenraum wirkt, bewegen sich dynamisch gesetzte Farbformen, die in einem langen Entstehungsprozess - scheinbar wie von alleine - eine Ordnung finden. Jedem einzelnen Bildelement gesteht der Künstler die größtmögliche Freiheit ein, in dem Glauben, dass sie wie von alleine - physikalischen Gesetzmäßigkeiten folgend - in den bildnerischen „Weltlandschaften“ ein sich gegenseitig tolerierendes Zusammenspiel finden.
Der entscheidende Input des Künstlers in diesem Prozess, ist dabei das empathische Betrachten der schon vorhandenen Farbstrukturen, gefolgt von einer "Handschrift", die das Gesehene „bezeichnet“ und so das Bild durch eine zusätzliche Bedeutungsebene für den Betrachter lesbar und erlebbar macht. Das Bild funktioniert dann quasi wie ein Brief, allerdings mit einer durch Worte nicht möglichen Übertragung von Stimmungen. Vor allem der Stimmung, dass es den einen großen Sinn oder Zusammenhang in der Welt geben könnte. Diesem ist der Künstler – wie ein Forscher – auf der Spur.
Zur Ausstellung erscheint ein 92seitiger Katalog, der im Foyer des Kulturhofs Flachsgasse erhältlich ist. Die Vernissage ist am Freitag, 15. Juli, um 18 Uhr, mit Bürgermeisterin Monika Kabs und einer Einführung durch Franz Dudenhöffer. Die Ausstellung ist im Anschluss Donnerstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr zu sehen.
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