Gurs-Ausstellung im Historischen Museum Speyer
Schau wird digital eröffnet
Pfalz. „Gurs 1940“, die Ausstellung der Berliner Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, die sich mit der Deportation und Ermordung von südwestdeutschen Juden beschäftigt, wird vom Bezirksverband Pfalz bis voraussichtlich 23. Mai im Historischen Museum der Pfalz in Speyer, Domplatz 4, bei freiem Eintritt gezeigt. Die Eröffnung findet digital am Donnerstag, 8. April, 16 Uhr, statt und kann im YouTube-Kanal BVPfalz verfolgt werden. Nach einer Begrüßung durch den Hausherrn, Museumsdirektor Dr. Alexander Schubert, stellt Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder das Projekt vor und geht auf seine heutige Bedeutung ein. Weitere Sprecher sind Staatssekretär Dr. Dennis Alt vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz, Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Michael C. Hermann vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, die beiden Kuratoren Dr. Christoph Kreutzmüller und Jennifer Heidtke von der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz Berlin, und Marina Nikiforova, Geschäftsführerin der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz. Die musikalische Gestaltung übernehmen Karen Leiber (Sopran), i Qiong Pan (Violine), Sofia Guo (Viola) und Eric Trümpler (Violoncello). Ein Kurzfilm gibt einen Eindruck von der Schau, die als Wanderausstellung konzipiert ist und für die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Schirmherrschaft übernommen hat.
Die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz (GHWK) hat die 28 Tafeln umfassende Ausstellung in deutscher und französischer Sprache erarbeitet. Sie entstand im Auftrag und mit Unterstützung der Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie der Arbeitsgemeinschaft zu Unterhalt und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs, in der badische Städte und Gemeinden sowie der Bezirksverband Pfalz zusammengeschlossen sind. Das Projekt wird zudem vom Auswärtigen Amt unterstützt. Die Ausstellung zeigt den Ablauf der Deportation und das Verhalten der lokalen Bevölkerung. Sie beschreibt die furchtbaren hygienischen Zustände im Lager Gurs anhand von Berichten, Fotos und Zeichnungen der dort internierten Menschen und beleuchtet die Zusammenarbeit der Vichy-Regierung und der Nationalsozialisten. Weitere Kapitel widmen sich der Erinnerungskultur und der Aufarbeitung. Neun weitere Stellwände gehen auf das Schicksal pfälzischer Juden ein. Sie ergänzen zusammen mit Briefen von nach Gurs verschleppten Pfälzern die Schau im Historischen Museum.
Die Deportation von mehr als 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland ist Thema einer umfassenden Ausstellung, die an vielen Orten in Südwestdeutschland sowie in Frankreich gezeigt wird. Bei den Verschleppungen am 22. und 23. Oktober 1940 handelt es sich um eine der ersten systematischen Deportationen durch die Nationalsozialisten. Das Ziel der Züge, die in zahlreichen Städten gestartet waren, war das Lager Gurs, das am Fuße der Pyrenäen in Südfrankreich 1939 für Flüchtlinge aus Spanien errichtet worden war. Viele der Deportierten starben dort oder in anderen Lagern Südfrankreichs. Die in Gurs Internierten wurden ab dem Sommer 1942 nach Auschwitz-Birkenau und Sobibor verschleppt und ermordet. Nur wenige Menschen überlebten.
Weitere Informationen zur Ausstellung sowie ergänzende Materialien finden sich unter www.gurs1940.de, außerdem unter www.bv-pfalz.de/gedenken-erinnern/80-jahre-gurs. Dort finden sich auch Informationen zum digitalen Begleitprogramm, das der Bezirksverband Pfalz zusammengestellt hat. Die Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer ist – sobald es wieder öffnen kann – dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Voranmeldung des Besuchs ist dann erforderlich, und zwar montags bis freitags zwischen 10 und 16 Uhr telefonisch unter 06232 620222. Am Museum werden bei Wiederöffnung zusätzlich dienstags bis sonntags zwischen 10 und 17 Uhr Vorausbuchungen am Fenster neben dem Haupteingang entgegengenommen.
Die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie die Arbeitsgemeinschaft zu Unterhalt und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs haben im Herbst 2019 eine Vereinbarung geschlossen, um gemeinsam die Erinnerung an die deportierten Juden wachzuhalten und die etwa 2000 noch vorhandenen Gräber auf südfranzösischen Friedhöfen zu sanieren und zu erhalten. Im Auftrag der beteiligten Partner wurden unter anderem 246 Gräber auf dem Friedhof von Portet-sur-Garonne in der Nähe von Toulouse saniert. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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