Ohne großes Fest
Am 24. November rollt der Verkehr wieder über die Brücke
Speyer. Endlich! Nach jahrelanger Sanierung wird die Salierbrücke am Mittwoch, 24. November, für den Verkehr freigegeben. In Speyer ist die Freude groß, dass die Querung des Rheins nach fast drei Jahren Baustellen-Unbills, langer Umwege und nerviger Staus endlich wieder möglich und der Weg von und nach Baden wieder kurz ist. Ein wenig Wehmut schwingt bei aller Freude dennoch mit, denn auf das zunächst geplante Brückenfest müssen die Speyerer und ihre Gäste aus Baden verzichten.
Peter Bödeker, Vorsitzender der Leistungsgemeinschaft "Das Herz Speyers", ist darüber nach wie vor ausgesprochen ungehalten. "Wir hatten die Schausteller, die Museen und Autohäuser mit an Bord, Livemusik auf der Brücke war geplant. Wir wollten unseren Gästen und Kunden aus Baden nicht nur sprichwörtlich den roten Teppich ausrollen, sondern mit einem Brückenfest die Öffnung feiern und so richtig Gas geben", erläutert Bödeker. Doch dann die ernüchternde Nachricht aus Karlsruhe: Das Regierungspräsidium wolle keine große Feier und erlaube kein Fest auf der Brücke. Arrogant und überheblich findet Bödeker das. Bei der kleinen Feier mit geladenen Gästen, die stattdessen zur Mittagszeit vom Regierungspräsidium organisiert wird, und an der neben Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder auch Ministerialdirigent Andreas Hollatz teilnehmen wird, ist er aufgefordert, fünf Minuten lang etwas zu sagen. Diese Zeit will er gut nutzen.
"So kann man als Behörde nicht mit Bürgern umgehen", ist die Überzeugung von Peter Bödeker, der die Wünsche der Speyerer hier mit Füßen getreten sieht. "Ich habe mit vielen Vertretern aus Speyerer Institutionen gesprochen - aus den Krankenhäusern, aus den Museen, mit niedergelassenen Ärzten und mit Rechtsanwälten - sie alle waren von der Brückensperrung hart getroffen", so der Vorsitzende der Leistungsgemeinschaft. In Kombination mit den Beschränkungen aufgrund der Pandemie haben in dieser Zeit acht oder neun Betriebe in Speyer aufgeben müssen. "Auch ein Ein-Mann-Unternehmen hat Achtung verdient", unterstreicht Bödeker. Das Verhalten des Regierungspräsidiums lasse diese Achtung jedoch vermissen und passe damit nicht in diese Zeit.
"Für das Historische Museum der Pfalz mit seinen durchschnittlich 200.000 Besuchern pro Jahr ist es eine große Erleichterung, dass die Salierbrücke endlich geöffnet und damit die Anreise aus den rechtsrheinischen Städten nach Speyer wieder unkompliziert möglich wird", sagt Dr. Alexander Schubert, leitender Direktor und Geschäftsführer des Speyerer Museums. Von einem Tag auf den anderen musste das Museum im Januar 2019 unter der Woche einen Besuchereinbruch von fast 40 Prozent verkraften. Die Besucherzahlen erholten sich erst Anfang 2020, als sich die Medicus-Ausstellung und der Grüffelo als besonders zugkräftig erwiesen. "Dafür waren anscheinend viele bereit, auch größere Umwege zu fahren, um nach Speyer zu gelangen", lautet Schuberts Erfahrung. In den ersten zehn Wochen des vergangenen Jahres kamen 80.000 Besucher in die beiden Ausstellungen - bevor der erste Corona-Lockdown dem ein Ende setzte.
Groß ist die Freude über die Öffnung der Salierbrücke auch bei Andrea Steck von Optik Steck - vor allem, weil eine ihrer Mitarbeiterinnen in Hockenheim lebt und derzeit permanent auf dem Weg von und zur Arbeit im Stau stehen muss. Baden gehöre zwar nicht mehr direkt zu ihrem Einzugsgebiet, aber dass in der Stadt insgesamt mit Schließung der Brücke weniger los war, diese Erfahrung hat auch sie gemacht. "Die Stammkunden kamen trotzdem, aber die Laufkundschaft, die hat bei den meisten gefehlt", sagt Andrea Steck. Auch sie war für ein großes Fest zur Brückenöffnung - anstelle der jetzt doch eher unspektakulären Freigabe des frisch sanierten Bauwerks.
„Der Bund der Selbständigen Römerberg-Speyer e.V. begrüßt die Brückenöffnung", heißt es auf der Homepage des BDS. Die Interessenvertretung der Selbstständigen in der Region hatte des Öfteren auf die Situation der klein- und mittelständischen Betriebe links und rechts des Rheins aufmerksam gemacht - und auf die Schwierigkeiten, die die fehlende Möglichkeit zur Überquerung des Rheins für diese Betriebe mit sich brachte. "Endlich wird sich die Lage der Betriebe, des Handels und der Touristik entspannen. Es müssen keine Umwege mehr gemacht werden, um die jeweiligen Kommunen zu erreichen. Gerade vor dem Weihnachtsgeschäft ist das eine gute Nachricht!“, freut sich Liliana Gatterer, die Vorsitzende des BDS Römerberg-Speyer.
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