Dom zu Speyer
An Weihnachten singt Gott sein Lied der Liebe
Speyer. Die Botschaft von Weihnachten kann man nach den Worten von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann „nicht nur nüchtern verkünden, man kann sie eigentlich nur singen – mit überfließendem Herzen.“ Es gebe „nichts Schöneres, als miteinzuschwingen in die himmlische Musik des Weihnachtsfestes“, indem man gemeinsam mit der Familie am Weihnachtstag die Lieder singt, „in denen das Wort von der Erlösung, von der grenzenlosen Liebe Gottes so tief aus dem Gemüt aufsteigen will“, sagt der Bischof in seiner Weihnachtspredigt im Dom zu Speyer.
„Klang und Wort hängen von Anfang an zusammen“, so der Bischof, denn bereits das ungeborene Kind, erkenne die Stimme der Mutter. „Noch bevor einzelne Wörter unterschieden und gelernt werden, öffnet der Gesang der Sprache, den Resonanzraum für das Erlernen der Muttersprache,“ fährt Wiesemann fort. Dieser Resonanzraum sei eine „grundlegende Verbundenheit“, ein „warmer Ton eines sich gegenseitigen Verstehen-Wollens“, der auch in Dialekten die Menschen verbinde. Der Bischof von Speyer äußerte, dass der Klang der Stimme das „Berührt-Werden durch etwas zutiefst Verbindendes, durch etwas, das uns an unsere gemeinsame Wurzel erinnert“ sei.
Den Resonanzraum der Liebe offenhalten
In seiner Weihnachtspredigt blickte Bischof Wiesemann auch auf die derzeitige Weltlage: „Es sind so viele Diebe und Räuber in unserer Welt, die den Glauben an die Einheit der Menschheit, an das, was uns alle verbindet, aus unseren Herzen herausreißen wollen, die Hass und Hetze predigen; die Gewalt und Krieg säen; denen die Würde des Menschen nichts wert ist und die ihr Machtspiel ohne Augenzucken über Leichen betreiben.“ Doch an Weihnachten singe Gott „sein Lied der Liebe“ gegen die „Kreisläufe der Gewalt und Selbstzerstörung“ an und „erinnert uns im tiefsten unseres Gemütes an die Muttersprache der ganzen Menschheit, an die Sprache der Menschlichkeit, der Liebe, der Erlösung,“ so Wiesemann.
Er forderte die Gläubigen auf, nicht abzustumpfen und den „Resonanzraum der Liebe“ offenzuhalten. Der Bischof wörtlich: „Wir müssen allen in unserer Gesellschaft widerstehen, die mit Ressentiments gegen Andere, mit Angst gegen Fremde und Außenseiter Keile in unser Zusammenleben treiben. Wir dürfen die eine Sprache der Liebe nicht verlernen. Sie will Gott uns an Weihnachten eintätowieren in unsere Zungen und Herzen.“
Die Welt braucht die Melodie Gottes
Die Weihnachtsbotschaft sei uns „seit unserer Kindheit tief vertraut“ und als Erinnerung, „die allein Frieden und Gerechtigkeit schaffen und erhalten kann“, lebendig. Bischof Wiesemann fragt: „Was wäre die Welt ohne diesen Glauben, ohne diese Erinnerung an unsere gemeinsame Wurzel?“ In einer Welt, die „laut und roh“ geworden ist, werden „Töne und Stimmen stark, die wir längt überwunden glaubten“, so Wiesemann. Es mache ihn fassungslos zu sehen, wie viele „in diese Töne miteinstimmen.“ Deshalb brauche die Welt „die andere Melodie Gottes, den Gesang der Engel, der Gesang der Sprache des Heiles in uns.“
An Heiligabend feierte Weihbischof Otto Georgens in diesem Jahr die Christmette im Dom. In seiner Predigt zitierte er zunächst die deutsche Glühweinkönigin und deren Feststellung „Weihnachten ist eine Zeit, um runter zu kommen.“ Anders gewendet fasse dies durchaus die Zielsetzung Gottes zusammen, der mit Jesu Geburt auf die Welt gekommen sei, „um alle Menschen zu retten“, wie es im neuen Testament im Brief des Apostels Paulus an Titus heißt.
„Gott kommt zu uns runter, weil er uns liebt,“ fasste Weihbischof Georgens die Bedeutung der Menschwerdung Gottes zusammen. „Er gibt sich nicht nur damals, sondern immer wieder und auch heute in unsere Hand, damit wir seine Liebe endlich begreifen und aus dieser Liebe heraus zu neuen Menschen werden.“ So sei das Weihnachtsfest eine Chance, in die „liebende Verbundenheit mit Gott zurück zu kehren“ um damit aufrecht in einen neuen Morgen zu gehen.
Nach einer musikalischen Einstimmung auf die Christmette mit weihnachtlicher Orgelmusik mit Domorganist Markus Eichenlaub, zelebrierte Weihbischof Otto Georgens ab 23 Uhr. Für weihnachtliche Klänge sorgten der Domchor und ebenfalls Domorganist Markus Eichenlaub. Für die feierliche musikalische Gestaltung im Pontifikalamt am 25. Dezember sorgen der Mädchenchor, die Domsingknaben und die Dombläser gemeinsam mit Domorganist Markus Eichenlaub.
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