Smartphone-Sprechstunde im MediaTor
"Das war für mich ein Buch mit sieben Siegeln"
Speyer. "Ich habe einen Neffen, der hilft mir manchmal, aber der hat halt auch nicht immer Zeit." Die Dame seufzt und holt Smartphone und einen Zettel aus der Tasche. Sie hat sich eine Liste gemacht mit den Dingen, die sie Maria Schmid heute fragen möchte. Maria Schmid ist Digital-Botschafterin. Immer freitags von 10 bis 13 Uhr kann man zu ihr ins MediaTor in Speyer kommen. Dann hilft sie älteren Menschen dabei, die Scheu vor Smartphone und Tablet zu verlieren.
"Mir ist es wichtig, Menschen, die sich mit der Technik ihres Smartphones schwer tun, zu zeigen, was sie alles mit dem Handy machen können und welche Vorteile das bringt", erklärt Maria Schmid. Sie hat viele Jahre im Altersheim gearbeitet. Ihr Eindruck ist der, dass die ältere Generation aufgrund der Pandemie noch viel weniger Kontakte zur Außenwelt hatte als zuvor. Jetzt zeigt sie diesen Menschen etwa, wie man eine kleine Videobotschaft dreht und bei WhatsApp in die Familiengruppe stellt. Für viele sei das vorher ebenso wenig vorstellbar gewesen wie ein Flug zum Mond, die Freude, wenn sie dann direkt Kontakt mit den Enkeln aufnehmen können, um so größer.
Maria Schmid ist davon überzeugt, dass Smartphone und Co. ältere Menschen sehr gut dabei unterstützen können, Herausforderungen, die das Älterwerden so mit sich bringt, besser zu meistern. Wie sie engagieren sich viele Digital-Botschafterinnen und Digital-Botschafter in Rheinland-Pfalz ehrenamtlich, um Seniorinnen und Senioren die digitale Technik so nahe zu bringen, dass sie sie auch anwenden können. Denn was für viele Jüngere selbstverständlich und alltäglich ist, fällt Älteren mitunter schwer.
Geduldig hilft Maria Schmid den Damen, die an diesem Freitagmorgen den Weg ins MediaTor gefunden haben, bei ihren Fragen. Irene K. (Name von der Redaktion geändert) ist 87 Jahre alt. Im März ist ihr Mann gestorben; jetzt hat sie dessen Smartphone und Tablet geerbt und will lernen, damit umzugehen. Erste Erfolge gibt es bereits: Nachdem sie sich am Freitag zuvor mit der Hilfe von Maria Schmid in der Familiengruppe in WhatsApp gemeldet hat, haben sich ihre Tochter und der Enkel so gefreut, dass sie die Oma direkt angerufen haben. Auch jetzt piepst das Smartphone. Der Sohn meldet sich, er sitzt im Flieger. Maria Schmid und Irene K. schreiben gemeinsam zurück: "Guten Flug und eine schöne Zeit!"
Jutta Höhl, die dieser Tage 83 wird, war neulich mit Freunden im Biergarten. Und einer dieser Freunde wusste schon eine halbe Stunde bevor es losging, dass es gleich gewittern wird. Jetzt will Jutta Höhl ebenfalls eine Wetter-App für ihr Smartphone. Sie sagt zwar: "Das alles war für mich ein Buch mit sieben Siegeln." Aber sie hat auch erkannt, wie viele Vorteile die digitale Welt ihr zu bieten hat. Geduldig erklärt Maria Schmid ihr, wie's geht; gemeinsam suchen sie im App-Store nach einer App, die nichts kostet. Und auch gleich noch nach einem QR-Code-Scanner. Jutta Höhl schreibt sich alles genau auf. Schritt für Schritt. Dann nur noch kurz zeigen, wie der Cleaner genutzt werden sollte und wie man die Apps auf dem Handydisplay in eine neue Ordnung bringt - schon haben alle Punkte auf der Liste einen Haken.
"Das war alles für den Moment." Jutta Höhl strahlt als sie sich verabschiedet. Sie weiß jetzt, wo sie sich bei Fragen rund um die Nutzung ihres Handys hinwenden kann. "Wenn wieder was ist, melde ich mich", sagt sie beim Abschied.
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