Mitgliederversammlung im 25. Jahr des Bestehens
Der Dombauverein Speyer blickt zurück
Speyer. Zum 25. Mal kam der Dombauverein Speyer zur jährlichen Mitgliederversammlung zusammen. Das Interesse war im Jubiläumsjahr groß und wurde durch den Corona-Virus, der einzelne Absagen provoziert hatte, nicht geschmälert. Im Gegenteil: Mehr als 120 Menschen hatten sich in der Aula des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums versammelt, um den Bericht über das vergangene Jahr entgegen zu nehmen und einen Blick auf das Jubiläumsjahr zu werfen. Bereits vor Beginn der Veranstaltung konnten die Mitglieder Dom-Taschen aus der Schulmanufaktur der Burgfeldschule sowie Eintrittskarten zu einer Festveranstaltung mit Anselm Grün am Donnerstag, 18. Juni und einem Konzert mit den Mainzer Hofsängern am Sonntag, 28. Juni erwerben, wobei alle Angebote reißenden Absatz fanden.
Der Vorstandsvorsitzende des Dombauvereins Dr. Gottfried Jung begrüßte die Anwesenden mit sichtbarem Stolz auf das, was der Verein in dem Vierteljahrhundert seines Bestehens geleistet hat. In diesem Sinn dankte Jung ausdrücklich sowohl den Mitgliedern, von deren Engagement der Verein lebe, als auch seinen Amtsvorgängern, insbesondere dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Hissnauer. Seinen Vorstandskollegen sprach er seinen Dank für die gute Atmosphäre aus, durch die das Ehrenamt besondere Freude bereite. Den Erhalt des Doms für zukünftige Generationen rühmten außer ihm selbst auch weitere Festredner als lohnendes Ziel.
Weihbischof und Dompropst Otto Georgens dankte dem Dombauverein seitens des Domkapitels für seinen Beitrag zum Erhalt der Kathedrale. 8,1 Millionen nannte er als Summe der Gelder, die dem Domkapitel zum Zweck des Bauerhalts des Doms seit der Gründung 1995 übergeben worden waren. „Die Ernte, die der Dombauverein eingefahren hat, kann sich sehen lassen“, so der Dompropst. Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler lobte die Verknüpfung von Tradition und Moderne, die dem Dombauverein auf das Beste gelinge. Zum Wohle der fast 1000-jährigen Kathedrale fände der Verein heutige Ansätze, um den Dom zu unterstützen. Sie wünschte abschließend ein „tatkräftiges Jubiläumsjahr“. Egbert Schilz, Schulleiter des Nikolaus von Weis Gymnasiums, und Schwester Gertrud, für die St. Dominikus Stiftung, sprachen weitere Grußworte.
Aktuell zählt der Dombauverein 2614 Mitglieder. Aus Anlass des Jubiläums und angesichts der bevorstehenden Bauvorhaben hofft der Verein auf einen Zuwachs an Mitgliedern und Spenden. Aus zweckgebundenen Zuwendungen konnte der Dombauverein bereits die Anfertigung eines Blindentastmodells aus Bronze finanzieren, ein Geschenk des Vereins an den Dom.
Zu den bereits genannten Veranstaltungen des Jubiläumsjahres kommt eine Ausstellung der Speyerer Galerie Kulturraum mit Bildern, die den Blick diverser Künstler auf den Dom zeigen. Zu den Angeboten, die der Verein regelmäßig an seine Mitglieder macht, gehören gemeinsame Exkursionen und wissenschaftliche Vorträge, 2020 mit Schwerpunkt auf dem Wirken des Karlsruher Architekten Heinrich Hübsch. Das erfolgreiche Konzertformat „Baden schaut über den Rhein“ findet in diesem Jahr seine Fortsetzung und auch eine Autorenlesung wird es wieder geben. Highlight in diesem Jahr sind besondere Führungen inklusive Orgelspiel mit Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl sowie exklusive Baustellenbegehungen mit Dombaumeisterin Drabik.
Schatzmeister Winfried Szkutnik gab an, mit dem vergangenen Geschäftsjahr „nicht ganz unzufrieden zu sein“. Obwohl die Einnahmen aus dem Domsekt noch ausständen, könne man auf einen Überschuss von 133.821 Euro zurück blicken. Ein Ergebnis, das sich auch im Mittel der Vorjahre absolut sehen lassen kann. Nachdem die Rechnungsprüfer dem Verein eine ordnungsgemäße Buchführung bescheinigten wurde der Vorstand einstimmig entlastet.
Durch den Bericht von Dombaumeisterin Hedwig Drabik wurde deutlich, dass der Dombauverein weiterhin dringend gebraucht wird. Sorgen macht der Leiterin der Instandsetzungsmaßnahmen am Dom vor allem der Dachstuhl der Vierung. Der Schwellenbereich des Daches weise durch Zerfall des Holzes rundherum Schwachstellen auf. „Als wir das gesehen haben, sind wir schon ziemlich erschrocken“, gestand Drabik. Die Bilder, die sie zeigt, lassen angesichts zerbröselter Holzbalken auch den Laien zusammenschrecken. Der Befund bedeute, dass die kupferne Dachhaut geöffnet werden muss, um die Balken zu erneuern, was mittelbar auch eine optische Veränderung des Dachs der Vierungskuppel bedeute, erläutert Drabik. Genau wie bei Beschlüssen zur Wasserführung und zur Putzrestaurierung spreche man sich hier mit dem Wissenschaftlichen Beirat ab.
Als zweites „Sorgenkind“ nannte die Dombaumeisterin das große Schraudolph-Fresko über dem Hauptportal des Doms. Der Untergrund bereite durch Vergipsung und Versalzung Probleme. Auch habe man unsachgemäße Restaurierungsarbeiten der Vergangenheit zu korrigieren. Im Moment werde deshalb ein Restaurierungskonzept ausgearbeitet. Als nächstes großes Instandhaltungsprojekt nannte die Dombaumeisterin die beiden Osttürme des Doms. Hier stehe eine Schadenskartierung an.
„Von Auflösungserscheinungen keine Spur“, war das abschließende Urteil des Vorstandsvorsitzenden Jung. Damit bezog er sich jedoch nicht auf den Dom, sondern verwies mit einem Augenzwinkern darauf, dass der jetzige Dombauverein bereits der dritte seiner Art ist, die beiden Vorgängervereine jedoch nach dem Abschluss großer Restaurierungsprojekte jeweils ihre Auflösung beschlossen hatten. Der heutige Dombauverein kann sich auf seinen Verdiensten, sind sie auch noch so beachtlich, nicht ausruhen. Er wird mehr denn je gebraucht und startet voller Elan in ein vielversprechendes Jubiläumsjahr. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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