Die letzte Etappe des U-Boot-Transports wird die schwierigste
Speyer. Wer erinnert sich nicht gerne an die Aufsehen erregenden Bilder aus dem vergangenen Jahr, als das ausrangierte U-Boot U17 über den Rhein nach Speyer und schließlich über Land vom Naturhafen ins Technik Museum transportiert worden ist. Was für ein Stahlkoloss. Wenn das vergangene Jahr eines gezeigt hat, dann dass der Transport des maritimen Oldtimers an sich bereits eine riesige Herausforderung ist. Am Sonntag, 30. Juni, tritt die Leihgabe der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr die letzte Etappe ihrer Reise an. U17 soll seinen Bestimmungsort, das Technik Museum in Sinsheim, erreichen. Und es scheint, als sei alles bis hier hin nur ein Spaziergang gewesen.
Jetzt müssen die 500 Tonnen Stahl Bahngleise über- und mehrere Brücken zu Land und zu Wasser unterqueren. Damit das gelingt, wird das U-Boot um mehr als 70 Grad geneigt. Eine Sensation. Am 30. Juni tritt das U-Boot zunächst seinen Rückweg vom Museum aus in Richtung Rhein an. Die Herausforderungen sind dieselben wie am 21. Mai vergangenen Jahres, als der Koloss über Land auf den Parkplatz des Museums gebracht wurde.
In den Tagen danach wird das U-Boot auf den Fluss-Ponton der Firma Van der Wees geladen, bevor es am Freitag, 5. Juli, flussabwärts bis nach Mannheim geht. So weit, so bekannt. Dort allerdings geht es dann für die Organisatoren des Transports auf unbekanntes Terrain: U17 wird gedreht, um die niedrigen Neckarbrücken passieren zu können.
Der Schubverband erreicht Heidelberg laut Plan im Laufe des Samstags, 6. Juli, und wird dort bis Montag früh festmachen. Auf seinem Weg nach Haßmersheim passiert U17 am Montag das malerische Neckartal, gleitet vorbei an Neckargemünd, Neckarsteinach und Hirschhorn, um bei Eberbach über Nacht anzulegen. Anschließend startet die letzte Etappe auf dem Wasser: Am Dienstag, 9. Juli, geht es für das U-Boot von Eberbach nach Haßmersheim, und von dort aus am Samstag, 13. Juli, endgültig an Land.
Auch das wird anspruchsvoll: Ein Team von Mitarbeitern beider Technik Museen und der Spedition Kübler laden das U-Boot auf den 30-achsigen Tieflader mit 240 Rädern. Der muss anschließend durch enge Straßen und anspruchsvolles Terrain manövrieren. Wieder an Land führt die erste Etappe von Haßmersheim bis zu einem Parkplatz im Fünfmühlental. Geplant ist das für Sonntag, 14. Juli. Tags darauf durchfährt U17 auf dem Weg in Richtung Bad Rappenau Siegelsbach. Am Dienstag, 16. Juli, wird es in Bad Rappenau sehr knifflig und eng, bevor dann am Mittwochabend, 17. Juli, in der Innenstadt von Bad Rappenau das Boot erneut gedreht werden muss, um abends die Bahnlinie überqueren zu können. Anschließend wird U17 in Bonfeld pausieren, bevor der Transport am Samstag, 20. Juli, spät abends auf die Autobahn A6 auffahren kann.
Auf der A6 geht es bis zur Anschlussstelle Sinsheim-Steinsfurt und von dort zu einem Parkplatz zwischen Reihen und Ittlingen. An den darauffolgenden Tagen durchfährt der 50 Meter lange und neun Meter hohe Koloss die Ortschaften Ittlingen, Hilsbach und Weiler bis zum Stadion des Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim. Vor dem großen Finale wird es noch einmal spektakulär: In der Nacht von Samstag auf Sonntag, 27. auf 28. Juli, wird der Transport die A6 überqueren. Wenn alles plangemäß läuft, rollt der Transport am Sonntag, 28. Juli, vormittags über die Sinsheimer Neulandstraße bis zum Gelände des Technik Museum Sinsheim. Dann können die für den Transport Verantwortlichen hoffentlich aufatmen.
Hintergrund
U17 ist ein U-Boot der Klasse 206A, hat eine Länge von etwa 48 Meter, einen Tiefgang von 4,6 Meter und verdrängt getaucht etwa 500 Tonnen. Das Einsatzgebiet des U-Boots war hauptsächlich in der Nord- und Ostsee, später nach der Umrüstung zur Klasse 206 Alpha dann auch im Mittelmeer. U17 hat einen ganz besonderen Einsatz gefahren und war, gemeinsam mit U26, das erste deutsche U-Boot in amerikanischen Gewässern nach dem Zweiten Weltkrieg und das erste U-Boot, das im Hafen von Baltimore einlief, nachdem dort das letzte U-Boot im Jahr 1916 (U-Deutschland) ankerte.
Die Boote vom Typ 206 haben - so lange wie kein anderes U-Boot zuvor - fast 40 Dienstjahre in der deutschen Marine gedient. Nach so langer Zeit hätte es den Generationen an Besatzungsmitgliedern in der Seele weh getan, wenn man diese nicht erhalten und der Nachwelt zugänglich gemacht hätte. Die aus ehemaligen Besatzungsmitgliedern bestehende "U-Boot-Kameradschaft U17" wird sich später um den Erhalt des U-Boots als Exponat im Technik Museum Sinsheim kümmern.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.