Hühner auf Zeit
Federvieh zu Besuch im Garten von St. Martha
Speyer. Ein ungewöhnliches Geräusch kommt aus dem Garten des Caritas-Altenzentrums St. Martha: ein zartes mehrstimmiges Gegacker. Für kurze Zeit sind hier die Hühner eingezogen. Vier prächtige braune Legehennen scharren und picken unter einem Baum auf einem Stück Wiese, durch das ein Bachlauf plätschert. Da das Unerreichbare scheinbar immer ein bisschen besser schmeckt, strecken sie die Köpfe durch die Maschen des Zauns. Vielleicht hoffen sie auch auf ein paar Leckerbissen von den Bewohnern?
Berührungsängste haben die Tiere jedenfalls keine. Bewohnerin Gretchen Wüst auch nicht. Zart streichelt die Seniorin einer Henne über den Kopf. „Solche haben wir früher auch gehabt“, erzählt sie. Rita Hinderberger sieht interessiert zu, aber so ganz traut sie dem Federvieh dann doch nicht. Wenig später gesellt sich auch noch Eva-Maria Holzinger zu den beiden. Die Musiktherapeutin ist zu Besuch im Altenzentrum und lässt es sich vor der Gruppenstunde nicht nehmen, mit den beiden Bewohnerinnen im Garten spontan noch „Ich wollt, ich wär ein Huhn“ zu singen. Weil es gar nicht so viele Lieder mit Hühnern gibt, wird sie kreativ und stimmt sie noch ein „Fuchs, du hast das Huhn gestohlen“ an.
Während der letzten beiden Wochen hat sich im Altenzentrum alles um das Thema Huhn gedreht. „Wir haben viel über Hühner gesprochen“, berichtet Jana Herbert, die Leiterin der Sozialen Betreuung. Das weckt Erinnerungen bei den Senioren. Wie Gretel Wüst haben viele früher selbst einmal Hühner gehalten und erzählen davon. Die Bewohner haben Geschichten über Hühner gehört, Lieder gesungen und natürlich auch ein Gläschen Eierlikör genossen.
„Das sieht so idyllisch aus, die Hühner sind so zutraulich und das Häuschen echt goldig“ findet Jana Herbert, klappt vorsichtig das Dach hoch und freut sich, als sie wieder zwei Eier entdeckt. Die Hühner sind ganz schön fleißig. Für die Bewohner sei das eine wunderbare Abwechslung. „Wenn wir schon im Moment keine Ausflüge in den Tierpark machen können, dann holen wir uns die Tiere eben zu uns in den Garten“, sagt Jana Herbert.
„Wir kommen mit den Bewohnern jeden Tag hierher“, erklärt Ninel Vonderschmidt von der sozialen Betreuung. Die Senioren lieben es, die Hühner zu füttern und bringen Brot, gekochten Reis oder Kartoffeln aus der Küche mit. Oder sie zupfen Kräuter aus dem Hochbeet im Garten für die Tiere. Es sind nicht die ersten Hühner auf Zeit im Caritas Altenzentrum St. Martha. Vor zwei Jahren waren ausgemusterte Legehennen aus Legebatterien zu Gast. Dieses Jahr kommt das Federview von familyhuhn aus Ketsch. Der Kontakt zu Mario Müller, Inhaber von familyhuhn, kam zustande, weil das Altenzentrum für den Ostermarkt gerne Hasen im Garten hätte hoppeln lassen. Müller hat zwar Kaninchen, aber die die werden nicht vermietet, nur die Hühner.
Schade, dass die Hühner nach zwei Wochen wieder aus dem Garten ausziehen. Das finden nicht nur die Bewohner, sondern auch die Mitarbeiter. Denn eigentlich würden sie sich doch ganz gut in den schönen Garten einfügen, die vier gefiederten Damen und sie haben es ja auch wirklich gut bei den Bewohnern. Christine Kraus
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