Feuerwehr Speyer probt Katastrophenszenario im SEA LIFE
Hilfe! Die Unterwasserwelt Speyer brennt
Speyer. Mittwochmittag im SEA LIFE Speyer: Ein greller Heulton durchdringt das Gebäude, Rauchschwaden kommen unter den Türschwellen durch. Es brennt in einer der beliebtesten Touristenattraktionen der Domstadt. Eine Mitarbeiterin und eine Besucherin mit Kind werden vermisst. Was wie ein Horrorszenario klingt, ist eine Übung der Feuerwehr Speyer in Zusammenarbeit mit dem SEA LIFE während der Öffnungszeiten.
Die Ausgangslage
Feuerwehrmitglieder und eine Journalistin schleusen sich in den Alltagsbetrieb der Unterwasserwelt. Rund 3.000 Tieren aus über 100 Arten leben im Aquarium und ziehen Besucher magisch an. An diesem Mittag sind rund 40 Besucher da, um Muränen, Rochen und Katzenhaien zu sehen. Zwischen all den Aquarien soll gleich ein Katastrophenszenario geprobt werden. Dazu gehören unter anderem ein simulierter Großbrand und die Rettung von vermissten und verletzten Statisten aus dem Innenraum der Anlage. Noch ist alles ruhig. Die Fische schwimmen in ihrem Becken, die Besucher ahnen nicht, dass gleich das ganze SEA LIFE evakuiert wird. Wird Panik ausbrechen? Wie reagieren die Mitarbeiter? Wie lange dauert es, bis die Feuerwehr Speyer anrückt? Das sind Fragen, die nur den Eingeweihten durch den Kopf schießen.
Gegen 14.30 Uhr erklingt ein greller Heulton. Die Besucher werden davon aufgeschreckt, aber es bricht keine Panik aus. „Ich glaube wir müssen raus“, sagt eine Mutter und sucht mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern den Notausgang. Dort steht schon ein Mitarbeiter und öffnet den Notausgang. Andere Mitarbeiter kommen den Treppenaufgang hinunter, denn der Aufzug ist außer Betrieb. Die Mitarbeiter des Aquariums, die größtenteils nicht eingeweiht waren, bleiben ruhig und suchen nach den Besuchern. Sie werden freundlich, aber schnell hinausgeleitet und warten an Sammelpunkten auf die Feuerwehr. Um Panik und Unmut zu vermeiden, werden die Besucher beim Hinausgehen über die Übung informiert.
Die Feuerwehr Speyer ist da
Als der erste Löschwagen gegen 14.40 Uhr um die Ecke biegt, ist zunächst nur etwas Rauch zu entdecken. Mit insgesamt 20 Einsatzkräften werden in Windeseile Schläuche verlegt und der Einsatz vorbereitet. Einsatzkräfte betreten unter Atemschutz das Gebäudeinnere.
Eine Mitarbeiterin und zwei Puppen verstecken sich im Gebäude, als hätten sie schwere Verletzungen. Darunter eine Kinderpuppe. Sie müssen von den Einsatzkräften gesucht, gefunden und anschließend gerettet werden. Einsatzleiter Peter Eymann stellt den Mitarbeitern der Unterwasserwelt Fragen und erläutert, welche Angaben er von den SEA LIFE-Mitarbeitern im Ernstfall benötigen würde.
Die Übung ist Teil der Grundausbildungslehrgangs der Feuerwehr Speyer. Ebenfalls mit dabei sind Mitglieder der Werksfeuerwehr Dillinger. Und weil es die erste gemeinsame Übung ist, klappt das Zusammenspiel noch nicht an allen Ecken. Das muss es aber auch nicht, denn dafür gibt es solche Übungen. Das weiß auch Eymann: „Ich bin mit dem Verlauf der Probe sehr zufrieden. Die Mannschaft befindet sich mitten in der Ausbildung“.
Die Besucher haben Verständnis
Die Besucher schauen das Spektakel gelassen an. Unmut gibt es nicht. „Die Feuerwehr muss üben und dazu ist ein gestellter Notfall sehr gut geeignet. Da unterbrechen wir unseren Besuch gerne“, sagt Roland Gerber, der mit seiner Familie aus Offenburg angereist ist, um die Meeresbewohner zu sehen. Ein älteres Ehepaar verabschiedet sich. Die Zeit sei zu knapp um zu warten, aber sie finden es gut, dass geprobt wird. Was sich im Inneren abspielt bekommen sie nur durch die Einsatzbesprechungen mit. Nach rund 45 Minuten sind alle Opfer aus dem Gefahrenbereich gerettet.
Christine Leingang, General Manager von SEA LIFE Speyer, ist sehr dankbar, dass die Feuerwehr in der Anlage probt. „Wir profitieren von der Übung und können nicht nur unsere Mitarbeiter schulen, sondern auch das Gebäude verbessern“. Tatsächlich stoßen die Feuerwehrmitglieder auf Probleme. Rund um das Rochenbecken bleibt der Rauch stehen. Durch den Notausgang wird der Luftabzug unterbrochen. Die Türen zu den Lagerräumen lassen sich nicht öffnen, weil die Türklinken fehlen. „Im dichten Rauch, sind sie für die Feuerwehr nicht zu finden“, moniert Eymann. Besucher können zwar nicht in diese Räume gelangen, aber es könnten sich Mitarbeiter dort befinden. Sicherheitshalber sollen zusätzlich die Türschlösser mit Reflektoren ausgestattet werden. Auch die Feuerwehrpläne sollen noch weiter verbessert werden. Für Leingang ist es wichtig, dass die Mitarbeiter wissen, was in einem echten Notfall zu tun ist. Das hätte gut geklappt. Lob gab es von der Feuerwehr dafür, dass die Anlage beim Eintreffen der Wehr bereits komplett evakuiert war.
Was ist mit den Tieren?
Die 3000 Meeresbewohner werden im Ernstfall nicht evakuiert. "Wir haben die Anweisung zunächst Menschen nach draußen zu bringen. Aquarien transportiert man im Notfall nicht einfach so", erklärt Leingang die Problematik. Sie ist froh, dass es in den letzten 15 Jahren keinen Einsatz in der Anlage gab und diese Frage nie aufkam.
In den letzten zwei Jahren hat die Feuerwehr Speyer drei Mal dort geprobt, berichtet Peter Eymann. Das sei überdurchschnittlich viel. In Speyer stehen rund 200 Sondergebäude, in denen in regelmäßigen Abständen geprobt werden muss. Nur so könne man den Brandschutz in den Gebäuden verbessern, Mitarbeiter gegebenenfalls schulen und die Feuerwehrmitglieder bestens ausbilden.
Für die Besucher ging die Übung natürlich auch gut aus: Sie durften nach der Übung alle in die Unterwasserwelt zurückkehren. Und wer in der Gastronomie beim Kaffee trinken gestört wurde, bekam natürlich auch wieder einen neuen Kaffee serviert.
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
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