WITH |OUT| YOU
"Ich habe mir das Filmemachen nicht so anstrengend vorgestellt"
Speyer. Eigentlich hätte ihr Kurzfilm innerhalb von vier Wochen fertig sein sollen. Tatsächlich hat es dann aber ein ganzes Jahr gedauert, bis WITH |OUT| YOU endlich so weit war, dass der Film gezeigt werden konnte. Das mag an der Unerfahrenheit der beiden Filmemacher gelegen haben - es war die erste Zusammenarbeit der beiden Abiturienten David Schneider und Martin Kuznetsov und Davids erstes Filmprojekt überhaupt - ist aber sicherlich auch dem schwierigen Thema geschuldet.
In dem gut zehnminütigen Film geht es um Suizid bei Jugendlichen. Die ehemals fröhliche Josie flüchtet sich in eine Traumwelt, mit der die Realität nicht mithalten kann, und rutscht in eine Depression, aus der sie aus eigener Kraft nicht mehr herausfindet. Am Ende hasst sie sich selbst und alle um sich herum. Sie nimmt Tabletten, um immer mit dem Freund ihrer Träume zusammen sein zu können. Der Film endet mit dem Appell, sich Hilfe zu suchen, damit es gar nicht erst so weit kommt.
Starker Tobak, das weiß auch Autor David Schneider. "Das ist ein sehr schwieriges Thema und nicht jeder will das sehen", sagt er. Doch er wollte einen Film machen, der berührt. Emotional, tiefgründig und mit einer Message. "Wir wollten auf keinen Fall, dass dieses wichtige Thema falsch rüberkommt und waren daher besonders sorgfältig", sagt er. Die Resonanz gibt ihm Recht. "Viele haben uns gesagt, dass sie es gut finden, dass wir das Thema aufgreifen", ist seine Erfahrung.
Das Filmen zum Beruf machen
Mit Martin Kuznetsov hat er den idealen Partner gefunden. "Wir ergänzen uns perfekt", sagt Martin. "David ist das Hirn und ich bin der ausführende Muskel", sagt er. Während David vorher schon Geschichten geschrieben, aber nie gefilmt hat, bringt Martin Kamera- und Schnitt-Erfahrung vom Offenen Kanal Speyer mit.
WITH |OUT| YOU ist kein Low-Budget, sondern ein No-Budget-Film im eigentlichen Wortsinn. "Wir haben genau einen Euro für ein Eis ausgegeben, das war's", berichtet David. Die Schauspieler sind Freunde und Bekannte, die in Speyer Theater spielen und die sich für die Idee begeistern ließen. Das Einzige, was reichlich investiert wurde, ist Zeit: Am Ende gab es insgesamt 20 Versionen des Skripts und vier Stunden Rohmaterial, das gesichtet und geschnitten werden wollte.
"Ich habe es mir nicht so anstrengend vorgestellt", sagt David. Unterm Dreh seien viele Probleme aufgetreten, an die sie nicht gedacht hatten. Trotzdem wollen der 18-jährige David und der 19-jährige Martin dem Medium Film treu bleiben. Im Januar machen sie am Schwerd-Gymnasium ihr Abitur - und im Anschluss wollen sie gemeinsam studieren; am liebsten in Köln oder München. Und weiter zusammen Filme machen, um damit auch irgendwann ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Während der Coronazeit haben sie auf ihrem Youtube-Kanal Code:M/D mehrere kurze Videos veröffentlicht, mit denen sie vor allen Dingen Menschen zum Lachen bringen wollten, doch auch ein größeres Filmprojekt ist in Arbeit. Für einen Wettbewerb wollen David und Martin einen Film machen, in dem es um Menschen geht, die eine Maske tragen, jemand sein wollen, der sie nicht sind. Das Skript ist bereits fertig, doch wegen der Coronabeschränkungen kann nicht wie geplant im November gedreht werden. Dieses Mal haben sich die beiden Perfektionisten eine Deadline gesetzt: Mit dem Drehen wollen sie innerhalb von zwei Monaten fertig sein.
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