Siedlungsschule Speyer
Im August sollen vier MUS-E-Klassen starten
Speyer. Der Briefkopf der Siedlungsschule Grundschule in Speyer ist schon ganz schön voll: Die Grundschule ist Unesco-Projektschule, Schwerpunktschule, Ausbildungsschule, Ganztagsschule und hat schon früh die Streitregelung nach dem Bensberger Mediationsmodell eingeführt. Ab dem Schuljahr 2023/24 kommt noch etwas Neues hinzu, denn dann startet dort in insgesamt vier dritten Klassen das MUS-E-Programm.
Im Süden von Rheinland-Pfalz ist das Projekt, das die Künste in die Grundschule tragen will, noch nicht so bekannt. Dabei wurden die Grundlagen für das Programm durch Yehudi Menuhin bereits vor 30 Jahren definiert. In zwölf Ländern haben bereits mehr als eine Million Kinder von MUS-E profitiert. Cellist und Orchestermusiker Werner Schmitt, der Menuhin aus seiner Zeit als Direktor am Konservatorium Bern kennt, ist Vorsitzender von MUS-E Deutschland. In zehn Jahren wurden an insgesamt 130 deutschen Schulen MUS-E-Klassen eingerichtet. Eine Doppelstunde pro Woche, immer ein halbes Jahr lang, stehen hier abwechselnd Bildende Kunst, Tanz, Musik und Theater auf dem erweiterten Lehrplan, den Kindern nahe gebracht von lokalen Künstlern im Beisein der Klassenlehrer. Zum Ende der vierten Klasse sollen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit gehabt haben, alle vier Künste als Ausdrucksform kennen zu lernen. Ganz ohne Benotung.
„Es geht nicht darum, in der MUS-E-Klasse Geige spielen zu lernen“, erläutert Werner Schmitt. Für ihn ist „Kunst mehr als eine schöne Feierabendbeschäftigung und gehört in den Alltag“. Und Geschäftsführerin Alexandra Paatsch ergänzt: „Die Künste sollen in den Schulen Medium sein, um die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen.“ Gerade Kinder, die sich mit der deutschen Sprache schwer tun, die vielleicht aufgrund von Fluchterfahrungen traumatisiert sind, profitieren von Erfolgserlebnissen jenseits des herkömmlichen Unterrichts. Selbstbewusstsein, Toleranz und Kreativität sollen so gefördert werden - und das möglichst früh. Auch damit Schule gar nicht erst zum Ort von Misserfolg wird. Wo es bereits MUS-E-Kurse gibt, seien die Kinder insgesamt aufmerksamer und lernbereiter, berichteten Lehrkräfte. Schulleiterin Elke Steppe und das Kollegium der Siedlungsschule stehen hinter dem Projekt - und übernehmen gerne die Vorreiterrolle. Innerhalb Speyers und darüber hinaus.
Anschubfinanzierung durch die Mack-Stiftung
Möglich macht das MUS-E-Projekt an der Speyerer Siedlungsschule eine Anschubfinanzierung von 5.000 Euro durch den Mack-Preis der Mack-Stiftung. Prof. Dr. Winfried Sommer, der Vorsitzende der Elisabeth Mack-Usselmann und Dr. Michael Mack Gedächtnisstiftung, hat zwischenzeitlich weitere Sponsoren aufgetan, so dass die Finanzierung für drei Klassen steht. Beim Pressegespräch zeigte er sich gegenüber Bürgermeisterin Monika Kabs zuversichtlich, dass auch die vierte Klasse finanziert und das Projekt fortgesetzt werden kann. Zumal Werner Schmitt in Gesprächen mit dem rheinland-pfälzischen Bildungsministerium steht, wo man ihm Hoffnung auf eine teilweise Finanzierung aus Mitteln im Rahmen der verpflichtenden Ganztagsschule gemacht hat.
„Uns ist es wichtig, etwas Nachhaltiges zu ermöglichen und nicht nur ein Strohfeuer zu entfachen“, sagt Sommer. Zwei, die nach den Sommerferien mit den Kindern künstlerisch arbeiten werden und beim Pressegespräch dabei waren, sind Hildegard Sternberger und Klaus Fresenius. Hildegard Sternberger hat mehr als 40 Jahre eine Ballettschule geleitet und ist geübt im Unterrichten von Kindern. Sie freut sich darauf, ein halbes Jahr lang mit den Kindern an einem Tanzprojekt zu arbeiten und es anschließend auch vorzuführen. Klaus Fresenius arbeitet auch jetzt schon in einer Malschule mit Kindern und ist ebenfalls gerne beim Projekt dabei. Für den Musik-Part zeichnet Fabian Schreiber verantwortlich. Und gerade hat Matthias Folz, langjähriger Leiter des Speyerer Kinder- und Jugendtheaters, zugesagt, die Theater-Klasse zu übernehmen.
Weitere Informationen
www.mus-e.de
www.mack-stiftung.de
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