Letzte Wünsche wagen
Im Flieger der Sonne über Speyer entgegen

Mit an Bord der Cessna: Der 57-jährige Gast Frank (Name geändert) aus Mannheim, seine Frau und seine Tochter | Foto: ASB
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Speyer. „Flieger, grüß mir die Sonne“ – unwillkürlich kommt dem Wünschewagen-Team dieses Lied in den Kopf. Bei strahlendem Sonnenschein startet die kleine Maschine am späten Nachmittag vom Flugplatz Speyer aus in den blauen Himmel. Mit an Bord: Der 57-jährige Gast Frank (Name geändert) aus Mannheim, seine Frau und seine Tochter.

Die Aufregung vor dem Start ist groß, Frank leidet aufgrund seiner Krankheit unter starken Schmerzen. Entsprechend vorsichtig heben ihn die ehrenamtlichen Helfer Markus und Florian aus dem Rollstuhl in den Flieger. Auch Pilot Boris Wach freut sich: „So einen Flug hatte ich bisher noch nie und ich habe mich gleich bereit erklärt, zu übernehmen“. Der Propeller dreht sich, die Maschine hebt ab und fliegt der Sonne über Speyer entgegen.

In ganz Deutschland sind 23 Wünschewagen unterwegs, um schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Wunsch zu erfüllen | Foto: ASB
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Seit 20 Jahren im Rollstuhl – ein hartes Schicksal

Frank erlitt bei einem Arbeitsunfall vor über 20 Jahren ein Schädel-Hirn-Trauma. Ein Jahr lag er im Koma. Danach begann eine schwere Zeit der Rehabilitation. Frank ist seitdem arbeitsunfähig und auf den Rollstuhl angewiesen. Seine Familie hält fest zu ihm. „Wir hatten auch viele schöne Zeiten“, erzählt die Tochter, „wir waren auch mit Papa im Urlaub, sogar in der Türkei“. Anfang Mai schlägt das Schicksal erneut zu: Die Ärzte diagnostizieren einen Tumor im Rachenbereich. Dieser hat bereits gestreut und es gibt Metastasen auch im Rückenbereich und an der Wirbelsäule. „Die Schmerzen sind manchmal schwer zu ertragen“, erzählt seine Ehefrau. Umso wichtiger ist der Familie dieser gemeinsame Flug. „Letzte Wünsche wagen“ –der Wünschewagen des ASB Region Mannheim/ Rhein-Neckar macht es möglich.

Strahlende Gesichter nach der Landung – und eine Überraschung

Pilot Boris Wach fliegt mit seinen Gästen über Schwetzingen nach Mannheim. Von dort geht es nach Heidelberg und über das Neckartal. Während des Fluges erklärt er ausführlich, wo sich der Flieger gerade befindet. Nach einer Stunde landet er sicher wieder in Speyer.

In der Reims Cessna 172 N, Baujahr 1980, werden sonst Piloten ausgebildet | Foto: ASB
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„Ich würde sofort wieder losfliegen“, sagt Frank. Er ist überglücklich und strahlt über das ganze Gesicht, die Schmerzen sind für diesen Moment vergessen. Auch Frau und Tochter sind begeistert. Vor allem auch von der Überraschung, die sie am Boden erwartet. Mittlerweile haben sich dort Verwandte und Freunde eingefunden, um die Familie mit großem Hallo zu empfangen. Die Freude ist überwältigend. Für dieses große Erlebnis hat auch Jürgen Schlindwein ein Auge zugedrückt. Der Vorsitzende der Motorfluggemeinschaft Speyer erlaubt den Freunden ausnahmsweise, das Gelände des Flugplatzes zu betreten. Damit die Gäste ganz nah am Flieger sein können.

Motorfluggemeinschaft Speyer unterstützt die Aktion

„Für uns war es natürlich Ehrensache, die Aktion des Wünschewagens zu unterstützen“, sagt Jürgen Schlindwein. Der Verein hat für den Flug nichts berechnet. Auch der Flugplatz Speyer verzichtete auf eine Landegebühr. Bei der Maschine handelt es sich um eine Reims Cessna 172 N, Baujahr 1980, mit ihr werden Piloten ausgebildet. Die Motorfluggemeinschaft gibt es seit rund 30 Jahren.

„Wir sind schon lange sozial engagiert“ berichtet Schlindwein. So gibt es im Verein eine Kasse für „Strafgelder“, etwa, wenn ein Flugzeug nicht gründlich genug gereinigt wurde. Einmal im Jahr ist Kassensturz und der Erlös kommt einem sozialen Projekt zugute. Sowohl Schlindwein als auch Pilot Wach sind vom Wünschewagen begeistert. „Gerne wieder“, heißt es zum Abschied.

Zuhause angekommen bekommen Frank und seine Familie vom Team des Wünschewagens noch ein Fotoalbum überreicht. Die Fotos hat Florian im Laufe des Tages gemacht; er druckt sie vor Ort aus. Eine Erinnerung an besondere Stunden.

Große Überraschung am Schluss: Freunde und Verwandte warten am Flugplatz Speyer als Frank und seine Familie landen | Foto: ASB
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Wünschewagen – ein bundesweites Projekt des ASB

In ganz Deutschland sind 23 Wünschewagen unterwegs, um schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Wunsch zu erfüllen. Das Projekt wurde vor fünf Jahren ins Leben gerufen und finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Für den Gast ist die Fahrt kostenfrei, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen die Fahrten. Der Wünschewagen in Mannheim rollt seit September 2016 über die Straßen und erfüllt letzte Herzenswünsche. Koordinatorin des Projekts in Mannheim ist Tina Schönleber. Sie ist zu erreichen unter wuenschewagen@asb-rhein-neckar.de

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Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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