Archäologische Ausgrabungen in Speyer
In der Engelsgasse liegen 2.000 Jahre Zivilisationsgeschichte unberührt im Boden
Speyer. Der Gebäudekomplex in der Speyerer Kleinen Pfaffengasse 14-18 erhält einen neuen Anschluss an die Kanalisation. Dieser wird über den Hinterhof und durch die Engelsgasse Richtung Kleine Pfaffengasse gelegt.
Im Rahmen dieser Arbeiten wurden in der Baugrube auch archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Untersuchung in der Engelsgasse und im Hofbereich hinter den Gebäuden gehen in dem Kanalschacht bis in rund 3,50 Meter Tiefe und haben mehrere Meter mächtige Kulturschichten bis in die Römerzeit zu Tage gefördert.
Während die Ergebnisse in der Engelsgasse bereits dokumentiert sind, der Graben wieder zugeschüttet und die Kanalisation dort neu verlegt ist, ist ein Team von Archäologen, Praktikanten und Studenten derzeit daran, die Grabung im Hofbereich des Gebäudes durchzuführen. Dort kann man – wenn man genau hinschaut – derzeit tief unten in der Baugrube die römischen Laufhorizonte entdecken – mit Funden von unverbranntem Holz, was eine echte Seltenheit ist, wie Helmut Stickl, Leiter im Sachgebiet Grabungstechnik der Generaldirektion Kulturelles Erbe im Land Rheinland-Pfalz, erklärt.
2.000 Jahre Besiedlung - Schicht für Schicht unberührt
„Normalerweise findet man nur verbranntes Holz, warum das unverbrannte Holz sich hier so gut erhalten hat, wissen wir noch nicht“, sagt er. „Eventuell hat es etwas mit der Feuchtigkeit und den Bodenverhältnissen hier zu tun.“ Obwohl Ausgraben und auch Funde aus der Römerzeit in Speyer keine Seltenheit sind, birgt die Ausgrabungsstätte in der Engelsgasse eine Besonderheit. Der Boden unter der Straße ist noch absolut unberührt, gräbt man in einer Tiefe von rund vier Metern findet man Material genau so, wie es die Römer dort einst zurückgelassen haben. „Hier war immer eine Straße, darüber wurde nie gebaut - keine Keller, keine Gebäude - so dass wir hier von der Römerzeit bis in die Neuzeit unverletzte Schichten finden, die uns viel über die Siedlungsgeschichte dieser Gegend erzählen können“, so Stickl weiter. Die Schichten lassen sich wie ein Geschichtsbuch lesen - Häuserfronten, Straßenverläufe, Laufhorizonte, aber auch Brände, Katastrophen und Lebensgewohnheiten können die Experten aus den Schichten heraus interpretieren.
Im Hof hinter der Kleinen Pfaffengasse ist die Situation eine andere: Nur 1,50 Meter breit geht der Schacht hier rund 3,50 Meter in die Tiefe und bringt zu Tage, wie Menschen in der Neuzeit, im Mittelalter und in der Antike hier gelebt haben – Schicht für Schicht wird die Zivilisationsgeschichte dokumentiert. „Wir finden hier nicht die großen Schätze. Aber Knochen berichten uns davon, was die Menschen hier zu welcher Zeit gegessen haben und Keramikscherben lassen uns die verschiedenen Epochen bis auf ein halbes Jahrhundert genau festlegen“, beschreibt Uli Mayer, der Grabungsleiter vor Ort, die Arbeiten. „Wir finden römische Fußböden, Säulen, einen Brunnen, aber auch Raubschächte, aus denen man im Mittelalter römische Steine gefördert hat, um diese wieder zum Hausbau zu verwerten“, so Mayer weiter. Das eigentliche Problem sei hier die relative Tiefe auf der geringen Breite. „Normalerweise graben wir in die Fläche. Hier müssen wir bei einer Breite von 1,50 Meter aus Sicherheitsgründen verschalen. Das heißt, wir können fotografische Aufnahmen immer nur etappenweise machen und müssen diese dann später am Computer zusammensetzen, um die Schichten und Verläufe in ihrer Gänze zu interpretieren.“
Bisher gibt es in dem Projekt rund 790 dokumentierte Funde, ein Doktorand wird sich nach Grabungsende mit deren Auswertung beschäftigen. „Das Ergebnis wollen wir dann natürlich auch der Öffentlichkeit präsentieren“, verspricht Helmut Stickl.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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