Luise Sobetzko und Sophie Etzkorn wollen ein nachhaltiges Einkaufen in Speyer möglich machen
Inspirieren, informieren und die Welt ein kleines bisschen besser machen

Unverpackt einzukaufen ist eine Möglichkeit nein zu unnötigen Einwegverpackungen zu sagen und nur die Menge zu kaufen, die man tatsächlich benötigt. | Foto: Kollross
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  • Unverpackt einzukaufen ist eine Möglichkeit nein zu unnötigen Einwegverpackungen zu sagen und nur die Menge zu kaufen, die man tatsächlich benötigt.
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Von Amanda Kollross
Speyer. „Menschen, die verrückt genug sind zu denken, sie könnten die Welt verändern, sind diejenigen, die es auch tun.“ Wie viel Wahrheit in diesem Zitat von Steve Jobs steckt, zeigen die beiden Speyererinnen Luise Sobetzko und Sophie Etzkorn. Aus einer spaßigen Idee wurde ein ernsthafter Plan, der im Sommer nun Wirklichkeit wird: Speyer bekommt seinen ersten Unverpackt-Laden. Rund 335 Millionen Tonnen Kunststoff wurden im Jahr 2016 weltweit produziert – knapp 20 Millionen Tonnen davon in Deutschland. Die hohe Produktion von Kunststoffen bringt leider auch eine Menge an Kunststoffabfällen mit sich. Über 27 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle fielen 2016 in Europa an. Pro Jahr entstehen in den EU-Ländern im Durchschnitt rund 32 Kilogramm Plastikmüll pro Einwohner. Hierbei liegt Deutschland mit 38 Kilogramm Pro-Kopf deutlich über dem Durchschnitt. Bis zur vollständigen Zersetzung von Plastik kann es 350 bis 400 Jahre dauern. Bis dahin zerfällt es lediglich in immer kleinere Partikel, das sogenannte Mikroplastik. Diese harten Fakten zeigen, dass es aller höchste Zeit wird zu handeln und genau das tun Luise Sobetzko und Sophie Etzkorn.

Machen statt meckern

Die beiden haben sich über die Nachhaltigkeits- und Demokratieinitiative inSPEYERed kennengerlernt und sich deren Leitmotto „machen statt meckern“ zu Herzen genommen. „Selbst und ständig macht mir keine Angst, denn die Motivation könnte nicht größer sein. Wer kann sich mittlerweile der Müllproblematik auf unserem Planeten noch entziehen?“, erzählt Luise Sobetzko über ihre Motivation zur Gründung eines einwegverpackungsfreien Ladens. Umso mehr Möglichkeiten man habe, komplett auf Müll zu verzichten, umso leichter werde es für alle. Sophie Etzkorn bereite der Umgang mit unserem Planeten oft Sorgen. „Mit der richtigen Partnerin und einer gemeinsamen Idee, sagen wir Plastik nun den Kampf an. Ich habe Lust aufs ,Machen’.Ich liebe gute Produkte, tolle Konzepte und meine Heimatstadt Speyer. Gemeinsam mit Luise möchte ich eine nachhaltige Alternative für den alltäglichen Konsum schaffen.“ Die Freundinnen wollen inspirieren und kleine Veränderungen im Alltag der Speyerer anstoßen.Damit aus ihrem Traum auch Wirklichkeit wird, nutzten die beiden die Möglichkeit des Crowdfundings (Schwarmfinanzierung), um das Startkapital für die Eröffnung des „Kaufladens“ zu sammeln. Crowdfunding bietet Gründern, Erfindern und Kreativen die Möglichkeit, ihre Ideen und Projekte vorzustellen, mit der Unterstützung von vielen Menschen zu finanzieren und eine Community aufzubauen. Crowdfunding funktioniert nach dem „Alles-oder-nichts-Prinzip“: „Wir bekommen das Geld nur ausgezahlt, wenn das Fundingziel erreicht wird.“ Und das haben die beiden getan, bisher haben 628 Menschen die Idee mit 43.805 Euro unterstützt. „Wir sind überwältigt von diesem Zuspruch. Wir glaubten an unserer Idee und wussten, dass es funktionieren wird, aber mit solch einem grandiosen Feedback hatten wir nicht gerechnet“, freut sich Luise. Mit dem Geld der Unterstützer wird einerseits die Ladeneinrichtung gekauft, etwa Glasspender und Regale für die Waren, Kasse und Waagen oder auch die Spülmaschine. Ferner werden damit die erste Warenausstattung, die ersten Mieten und die nötige Renovierung des Ladenlokals finanziert. Letzteres haben sie auch schon im Visier. Es sei ein zentrumnahes, gut zu erreichendes Ladenlokal, das zwar etwas renovierungsbedürftiger sei, aber genau ihren Vorstellungen entspräche. Näheres können die beiden leider noch nicht verraten.

Doch was genau ist nun ein Unverpackt-Laden?

Ein Unverpackt-Laden ist, wie der Name schon sagt, ein Supermarkt ohne Einwegverpackungen. Die Waren werden in Pfandbehältern oder Großverpackungen angeliefert. Die Kunden bringen ihre eigenen Behältnisse mit, wiegen diese und befüllen sie. So reduziert sich der Verpackungsmüll und der Lebensmittelabfall gleich mit, denn in Unverpackt-Läden kauft man von allem nur so viel, wie man tatsächlich braucht. In Speyer sollen beispielsweise Getreideprodukte, Backzutaten, Knabberzeug, Müsli und Gewürze, Reinigungsmittel wie Waschpulver oder Spüli sowie Hygieneartikel unverpackt angeboten werden. Ein Unverpackt-Laden ermöglicht eine andere Art des Einkaufens: „Wir schaffen ein Alternative zum Supermarkt, einen modernen Tante-Emma-Laden“, ergänzen Luise und Sophie.

Starter-Tipps für ein verpackungsfreieres Leben

Sophie und Luise haben auch noch einige Tipps für den Start in ein verpackungsfreieres Leben parat. „Immer einen Stoffbeutel dabei haben. So ein Beutel ist vielfältig einsetzbar“, lautet Sophies erster Tipp. So ist man immer vorbereitet und kommt nicht in die Situation beim Einkaufen Einwegtüten benutzen zu müssen und kann sich auch mal ein Brot einpacken lassen. Obendrein sei es ratsam gut vorbereitet zu sein und zum Beispiel immer einen wiederverwendbaren Kaffeebecher oder eine Glasflasche dabei zu haben. Gerade für Ausflüge, Zug- oder Autofahrten kann man gut seine eigenen Snacks und Getränke in nachhaltigen Alternativen mitnehmen. Das spart nicht nur Müll, sondern auch Geld. „Bei bestimmten Produkten wie Hülsenfrüchten, Reis oder beispielsweise Mehl ist es ohne Unverpackt-Laden schwierig auf Verpackungen zu verzichten. Hier bietet es sich an große Gebinde zu kaufen, das spart dennoch Verpackungen ein“, erläutert Luise.

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Wochenblatt Speyer aus Speyer

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