Die Raupen des Eichenprozessionsspinners
Kohlmeisen statt Gift
Speyer. Der Eichenprozessionsspinner hat sich in den vergangenen Jahren zusehends im Stadtgebiet ausgebreitet. Vor allem die Raupen sind es, die bekämpft werden müssen, weil ihre Brennhaare das Nesselgift Thaumetopein enthalten, das bei Mensch und Tier Reaktionen wie starken Ausschlag, Juckreiz, entzündliche Hautreaktionen, Augenreizungen, Fieber und Schwindel auslösen kann. In der Vergangenheit mussten daher teure und aufwändige Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden, beispielsweise der Einsatz von Bioziden oder das mechanische Absaugen der Raupen von den Eichen.
Biozide, die leider nach wie vor teilweise unabdingbar sind, sind immer auch mit Risiken für Nützlinge verbunden – zum Beispiel für Vögel und Fledermäuse, deren natürliches Beutespektrum von derartigen Maßnahmen tangiert wird. Um das Risiko gering zu halten, wurden im Stadtgebiet bislang „Neem Protect“ und „Dipel ES (Foray)“ eingesetzt – die noch am wenigsten umweltschädlichen Fraßgifte.
Seit einiger Zeit weiß man, dass Blau- und Kohlmeisen die jungen Eichenprozessionsspinnerraupen, die im frühen Entwicklungsstadium noch keine giftigen Haare aufweisen, auffressen. Inzwischen konnte die Universität Wageningen in den Niederlanden nachweisen, dass Kohlmeisen nicht nur die jungen Raupen fressen, sondern sogar ältere Exemplare, die bereits Brandhaare besitzen. Das spricht dafür, dass Kohlmeisen offenbar eine Möglichkeit gefunden haben, die Brandhaare vor dem Fressen zu entfernen.
Dieser Umstand bewegt die Stadt Speyer nun dazu im Rahmen eines Pilotprojekts biologische Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Eichenprozessionsspinnerraupe einzusetzen. Das gelingt in erster Linie durch die gezielte Förderung von Nützlingen – in diesem Fall also von Meisen. Heute und in den kommenden Tagen wird die Abteilung Stadtgrün daher in Bereichen, die in vergangenen Jahren besonders stark vom Eichenprozessionsspinner frequentiert wurden, rund 30 Meisen-Nistkästen an Eichen anbringen. Für das Jahr 2023 ist vorgesehen die Zahl der Nistkästen weiter zu erhöhen.
Ist die Maßnahme erfolgreich, schont das nicht nur die Umwelt, sondern auch das städtische Portemonnaie, da dann die aufwändigen konventionellen Bekämpfungsmaßnahmen zurückgefahren werden könnten.
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