Sanierung bis im Oktober abgeschlossen
Malerarbeiten in der Dreifaltigkeitskirche bald fertig
Speyer. Endspurt bei den Sanierungsarbeiten in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche: Bis Anfang Oktober sollen die Innenarbeiten in der mit biblischen Motiven reich ausgemalten Barockkirche abgeschlossen sein. Das will die Kirchengemeinde mit einem Gerüstfrei-Gottesdienst am Erntedanksonntag, 7. Oktober, feiern. „In den letzten Monaten ist die Gottesdienstgemeinde im vorderen Teil der Kirche sehr nahe zusammengerückt. Jetzt wieder den ganzen Platz zur Verfügung zu haben, die Bildmotive klar und deutlich vor Augen, erfüllt uns mit großer Dankbarkeit“, sagen Pfarrerin Christine Gölzer und Bauvereinsvorsitzender Henri Franck.Zurzeit arbeiten die Restauratoren der Firma Wibbeke aus Geseke in schwindelnder Höhe und unter Hochdruck an den Deckengemälden.
Sanierung ist ein Jahrhunderprojekt
„Sie reinigen die Bilder mit kleinen Schwämmen und Pinseln von Ruß und Dreck, fixieren alte Leimschichten und versuchen, mit möglichst wenig Retusche die Bildergeschichten wieder lesbar zu machen“, schildert Pfarrerin Gölzer. Die Bilder stellen auf den mittleren Feldern Szenen aus dem Neuen Testament von der Geburtsankündigung Jesu bis zum Endgericht dar und auf den seitlichen Feldern Szenen aus dem Alten Testament wie etwa Sündenfall, Opferung Isaaks und Traum Jakobs von der Himmelsleiter. Weitere Gemälde bilden zudem Motive der Kirchenunion von 1818 ab.
Die Sanierung der 300 Jahre alten Dreifaltigkeitskirche gilt als „Jahrhundertprojekt“. Nach den Außenarbeiten (2009 bis 2011, Kosten rund 1,2 Millionen Euro) begannen nach einer gründlichen Bestandsaufnahme der Schäden an den Wand- und Deckengemälden, am Altar und am Holzinventar im Sommer 2015 die Sanierungsarbeiten im Inneren der Kirche.
3,2 Millionen Euro Kosten
An den Kosten von rund 3,2 Millionen Euro haben sich der Bund, das Land Rheinland-Pfalz, die Deutsche Stiftung Denkmalpflege sowie weitere Stiftungen, die Stadt Speyer und die Evangelische Kirche der Pfalz beteiligt. „25 Prozent der Bausumme haben die Bürgerinnen und Bürger erbracht, die dem Bauverein Dreifaltigkeitskirche gespendet haben, vor allem als Paten für die Decken und Emporengemälde, die Engel, die Kirchenbänke, das Altarbild, die Holzarbeiten und vieles mehr“, sagt Bauvereinsvorsitzender Franck. Jetzt haben die Dreifaltigkeitskirchengemeinde und der Bauverein ihr nächstes großes Ziel, Fundraising für die Sanierung der Orgel mit geschätzten Kosten von rund einer Million Euro, in Angriff genommen.
Die Innensanierung war in drei Bauabschnitte unterteilt. Die ersten beiden (historischer Kalkanstrich, Technik und Brandschutz sowie Renovierung des Gestühls im Kirchenschiff, Sanierung der Decken- und Emporenmalereien im vorderen Drittel der Kirche, des Altars und der Kanzel) waren pünktlich zum 300. Jubiläum der Dreifaltigkeitskirche am 31. Oktober 2017 abgeschlossen. Seit Mitte Januar 2018 steht wieder ein Gerüst in der Kirche für den dritten Bauabschnitt, der sich mit den restlichen Decken- und Emporenbildern beschäftigt sowie mit dem Gestühl auf den beiden Emporen.
Ihre Entstehung verdankt die Dreifaltigkeitskirche dem Gemeinschaftssinn der Speyerer Bevölkerung: 1701 bis 1717 wurde die ehemals lutherische Stadtkirche als erstes öffentliches Gebäude nach dem großen Brand der Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg erbaut – im Stil der Frankfurter Katharinenkirche, wo die Speyerer als Flüchtlinge Aufnahme gefunden hatten. Die ausdrucksstarken Decken- und Wandbilder der Dreifaltigkeitskirche, ein „Juwel barocker Baukunst“, inspirierten bis heute, schreibt Kirchenpräsident Christian Schad in seinem Grußwort zu dem 2017 erschienenen Jubiläumsbuch „Dreihundert Jahre Dreifaltigkeitskirche“: „Sie sprechen in anderer Weise als das gepredigte Wort. Beides zusammen hilft uns zum Glauben: Das Bild, das aufs Wort merken lässt. Und das biblische Wort, das immer auch Bildwort ist.“
Grundsteinlegung der ehemals lutherischen Stadtkirche war 1701, eingeweiht wurde sie am 31. Oktober 1717. Dreihundert Jahre später, am 31. Oktober 2017, wurde in der Dreifaltigkeitskirche anlässlich des Jubiläums 500 Jahre Reformation der zentrale Gottesdienst in Rheinland-Pfalz gefeiert. Auch in diesem Jahr wird es am 31. Oktober einen Fernsehgottesdienst in der bis dahin endgültig baustellenfreien Kirche geben: Unter dem Titel „Reformation geht weiter“ greife die von der ARD bundesweit ausgestrahlte Reformationsfeier das Motto „Mutig voran“ des Jubiläums 200 Jahre Pfälzer Kirchenunion auf, teilt Gölzer mit. ps
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
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