Bürgerinitiative will den Ist-Zustand im Industriehof erhalten
Stadtverwaltung plant Urbanes Gebiet
Speyer. Die Stimmung in der Diskussion um die Zukunft des Speyerer Industriehofs ist aufgeheizt. Es geht darum, was baurechtlich auf dem Areal künftig möglich sein soll. Die Stadtverwaltung plant ein Urbanes Gebiet, sieht in dieser noch eher neuen Gebietsform mehr Steuerungsmöglichkeiten als mit Ausweisung eines reinen Gewerbegebietes. Für die Verwaltung steht fest: Der Industriehof ist kein typisches Gewerbegebiet.
Eine Bürgerinitiative fürchtet, dass mit dem Urbanen Gebiet bestehendes Gewerbe zugunsten teuren Wohnraums zurück gedrängt werden soll und die Struktur des gewachsenen Industriegeländes verloren geht. Rund 150 Gewerbebetriebe gibt es hier. Etwa 50 Bürger, davon zirka die Hälfte Mieter auf dem Areal, befürchten, dass der Industriehof nach dem Verkauf an einen Investor seinen einzigartigen Charakter verliert. "Der Charme des Industriehofes lässt sich mit der Ausweisung eines Gewerbegebiets nicht erhalten", ist Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler sicher.
Am Donnerstag steht der Teilbebauungsplan Industriehof auf der Tagesordnung des Speyerer Stadtrats: Information über den Sachstand und Ergänzung zum Aufstellungsbeschluss heißt es weiter. Vorangegangen war eine Veranstaltung in der Maschinenhalle 33 in der vergangenen Woche, die mit "Dialog im Industriehof" überschrieben war. Dort hatten Oberbürgermeisterin, die Leiterin der Stadtplanung, Kerstin Trojan, und Stadtentwickler Bernd Reif versucht, die Anwesenden von den Vorteilen eines Urbanen Gebietes zu überzeugen.
Die von Gewerbe geprägte Struktur solle erhalten bleiben, Planungsdetails seien noch keine bekannt, weil man noch ganz am Anfang stehe und es zunächst darum gehe, Planungsziele festzulegen. Es gäbe noch reichlich Mitwirkungsmöglichkeiten im Planungsprozess, versuchte die OB die Wogen zu glätten. Entstehen solle ein lebendiges und urbanes Gebiet, in dem sowohl Gewerbe als auch Wohnen möglich sei, aber eben auch Handel, Gastronomie, Handwerk, Kulturelles und Soziales. Das Urbane Gebiet böte hier die Möglichkeit, Nutzungsanteile "konkret und parzellenscharf" zu unterscheiden. So könne zum Beispiel Richtung Lidl der Schwerpunkt auf Gewerbe und an den Betrieb gebundenes Wohnen gelegt werden, im Industriehof selbst könnte ein Mischgebiet entstehen und in Richtung Rheinpark vermehrt Wohnungen.
Wäre dies das Aus für das bestehende Gewerbe? Laut Trojan nicht. Zulässig wären Gewerbebetriebe, die "das Wohnen nicht wesentlich stören".Auf geschätzt rund 90 Prozent der derzeitig im Industriehof ansässigen Betriebe träfe das zu; bei fünf oder sechs holz- oder metallverarbeitenden Betrieben sieht Trojan Konfliktpotenzial, das man aber umgehen könnte, indem man in der Nachbarschaft dieser Betriebe das Wohnen ausschließt und Maßnahmen zum Lärmschutz trifft.
Man sei in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde, parallel würde aus unzähligen Gutachten ein Bericht zu den Altlasten auf dem Areal erstellt. Die Kosten für die Sanierung der Altlasten trage der Eigentümer oder der Verursacher, erklärte Trojan auf Nachfrage. "Nichts ist schlimmer als gar nicht zu planen", sagt ergänzend Bernd Reif. Ende die im vergangenen Jahr festgelegte Veränderungssperre, sei - ohne gültigen Bebauungsplan - jedweder Bauantrag, der gestellt werde, durch die Verwaltung zu genehmigen.
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