Fresko über dem Hauptportal ist das "Sorgenkind"
Vorhalle bald "einer eigenen Führung Wert"
Speyer. Noch ist die Vorhalle des Speyerer Doms komplett eingerüstet, doch das soll sich bis spätestens November ändern. Dann, so glaubt Dr. Christoph Kohl, sei die Vorhalle "einer eigenen Führung Wert". Der Domdekan und Domkustos führte gemeinsam mit Dombaumeisterin Hedwig Drabik über die Baustelle, um vom Baufortschritt zu berichten. Und von den Problemen, die erst im Rahmen der Restaurierung sichtbar geworden sind.
Vor allem ein Fresko, das die Patronin des Doms, die Gottesmutter Maria, und verschiedene Heilige vor einem goldenen Hintergrund zeigt, hat erst bei näherer Betrachtung offenbart, dass ihm größere Aufmerksamkeit zuteil werden muss als eingeplant. Es gibt Übermalungen aus einer Zeit, die man derzeit noch nicht einzuordnen weiß. Und die Tatsache, dass die Vergoldung blasen wirft und sich löst, lässt auf eine Versalzung des Untergrundes schließen.
"Hier brauchen wir genauere Untersuchungen und mehr Zeit, deshalb haben wir die Maßnahme aus der laufenden Sanierung herausgenommen" erklärt Dombaumeisterin Drabik und nennt das Fresko ihr "Sorgenkind". Auf jeden Fall soll das bedeutende Bildnis an prominenter Stelle über dem Hauptportal auf Dauer konserviert werden. Johann Baptist Schraudolph hat es als sein letztes Werk in Speyer gemalt - und sich darauf auch gleich selbst verewigt.
Gerade noch rechtzeitig kommt die Sanierung dagegen für zwei Reliefs aus Kalksandstein. Sie zeigen Darstellungen aus dem Leben von Rudolf von Habsburg. Hinter der Gipskruste, die sich gebildet hat, hatte das Material bereits begonnen zu verspröden. Statt die Reliefs mit dem Sandstrahler zu bearbeiten, wie man das bei einem härteren Material tun würde, kommt hier ein Laser zum Einsatz.
"Das ist das schonendste Verfahren", sagt Drabik. Die obere Schicht verdampft, das dann saubere Material bleibt übrig; Details kommen wieder zur Geltung. Wo vorher Grau in Grau vorherrschte kann jetzt wieder bewunder werden, wie ausdrucksstark die Figuren gestaltet sind. Der Sandstein wird so behandelt als wäre er im Außenbereich. Schellack wird als Absperrgrund verwendet. Dann kommen Anlegeöl und Blattgold auf Teile des Steins. Dies sei ein "Zwischen-Zustand" sagt Drabik, eventuell wird die Vergoldung noch mit einem Öl versehen - um den warmen Farbton zu erreichen, den man sich vorstellt. Das kann aber erst entschieden werden, wenn das neue Beleuchtungskonzept steht.
Die Verschmutzungen, der davor befindliche Draht zur Taubenabwehr und schlechte Lichtverhältnisse haben bislang von unten nicht viel von der Pracht und Kunstfertigkeit der Reliefs erkennen lassen. Das soll sich dann ändern. "Was wir herausgearbeitet haben, soll dann auch zur Geltung kommen und ins rechte Licht gesetzt werden", sagt der Domkustos. Bei einem Termin mit dem wissenschaftlichen Beirat im Oktober steht die Beleuchtung auf der Tagesordnung.
Und dann sind da noch Schäden, die auch der Laie erkennt: An den Vorsatzschalen der Wände haben sich durch Rostsprengung größere Stücke aus der Sandsteinfläche gelöst. Diese Fehlstellen werden nun mit Steinrestaurierungsmörtel ausgebessert. Die Gitter, die Vorhalle vom Domplatz trennen, wurden im Laufe der Zeit mehrfach überstrichen. Die Farbschichten hat man untersucht - und dabei eine grünliche Fassung entdeckt. Wie die Gitter künftig aussehen sollen, wird daher ebenfalls mit dem wissenschaftlichen Beirat diskutiert werden.
Jährlich werden rund eine Million Euro in den Bauerhalt des Speyerer Doms investiert. Finanziert werden die Maßnahmen aus dem Haushalt des Domkapitels, einem Zuschuss des Landes Rheinland-Pfalz, das 40 Prozent der Kosten der substanzerhaltenden Maßnahmen trägt. Zudem bekommt der Dom fortlaufende Unterstützung durch den Dombauverein Speyer. Fallweise unterstützen der Bund, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz oder die Europäische Stiftung Kaiserdom einzelne Restaurierungsmaßnahmen.
890.000 Euro fließen alleine in die Sanierung der Vorhalle. Die Sanierung des Freskos war in der Dimension nicht mit eingeplant. Wie sie finanziert wird, steht derzeit noch nicht fest. Auch der Vierungsturm muss unter "unvorhergesehene Posten" geführt werden. Und auch hier werden die Kostenschätzungen wohl von der Realität überholt werden.
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