Impfpflicht für medizinisches Personal ab März
Warten auf Omikron
Speyer. Noch ist die Omikron-Virusvariante nicht für Speyer nachgewiesen, doch das ist nur eine Frage der Zeit. Da ist sich Dr. Cornelia Leszinski sicher. "In drei bis vier Wochen wird Omikron das Infektionsgeschehen bestimmen", sagt die Ärztliche Direktorin des Sankt Vincentius Krankenhauses voraus. Sie rechnet dann aufgrund der Erfahrungen aus Großbritannien und Dänemark mit einem explosionsartigen Anstieg der Corona-Infektionen, denn die neue Virusvariante sei wesentlich infektiöser als das derzeit vorherrschende Delta-Virus.
Der bessere Schutz vor einem schweren Verlauf im Falle einer Infektion mit Omikron mache die Booster-Impfung noch wichtiger als bislang schon. Leszinski hofft, dass sich die Stiko bereits in der kommenden Woche der EMA-Empfehlung anschließen wird: Booster-Impfungen gegen SARS-CoV-2 könnten nach Einschätzung der Europäischen Arzneimittelagentur auch schon nach drei Monaten erfolgen. Ein an das neue Virus angepasster Impfstoff steht frühestens im März 2022 zur Verfügung.
Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass Kinder schwerer an Omikron erkranken als an Delta, daher hält Leszinski auch die Impfung von Kindern für wichtig. Die Medizinerin kündigt an: "Die Situation wird sich weiter verschärfen." Auch in den Kliniken der Region. "In den Krankenhäusern rollt die Welle nach wie vor mit voller Wucht", sagt Jonas Sewing vom Diakonissen Stiftungskrankenhaus. Etwa mit zwei bis drei Wochen Verzögerung wirke sich ein Anstieg bei den Infektionszahlen oder das Auftreten einer neuen Virusvariante auf die Belegung der Intensivstationen mit Covid-19-Patienten aus.
Sewing spricht von einer "Pandemie der Ungeimpften" und appelliert ebenso wie Dr. Cornelia Leszinski und die politische Stadtspitze, sich erst-, zweit- und schließlich dritt-impfen zu lassen. Doch es gibt auch beim Klinikpersonal in den Speyerer Krankenhäusern Menschen, die sich bislang nicht impfen lassen wollten. Das seien vor allem sehr junge Menschen, oft Frauen mit Kinderwunsch, sagt Sewing und spricht von einer Impfquote von knapp 90 Prozent im Diakonissen-Krankenhaus.
In persönlichen Gesprächen mit Mitarbeitern, die noch zögern, sich impfen zu lassen, begegnet Leszinski diffusen Ängsten. Dabei müsse man vor einer Corona-Erkrankung deutlich mehr Angst haben, als vor der Impfung. Das zeige auch die Tatsache, dass die Impf-Begeisterung bei all jenen Klinikmitarbeitern am größten gewesen sei, die sich mit Covid-19 angesteckt hatten und die Erkrankung mit zum Teil schweren Symptomen durchmachen mussten.
Für Leszinski ist das "ein Statement, das an Deutlichkeit nicht zu überbieten ist". Was durch Überzeugungsarbeit nicht zu erreichen war, soll ab Mitte März eine teilweise Impfpflicht richten: Bundestag und Bundesrat haben am heutigen Freitag Veränderungen am Infektionsschutzgesetz zugestimmt. Beschäftigte in Kliniken, Pflegeheimen und Arztpraxen sollen bis Mitte März 2022 Nachweise über vollen Impfschutz oder eine Genesung vorlegen müssen. Neue Beschäftigte brauchen das ab dann von vornherein. Sewing befürchtet nicht, dass das Krankenhaus deshalb Mitarbeiter verlieren wird.
Ganz so sicher ist sich Leszinski da nicht: "Das lässt sich zum gegenwärtigen Zeitraum noch nicht wirklich einschätzen", sagt sie. Sie will weiterhin versuchen, alle Betroffenen im Gespräch zu erreichen, kann sich aber durchaus vorstellen, dass es Mitarbeiter gibt, die lieber ihren Beruf verlassen als sich impfen zu lassen. Das würde die Personalknappheit in den Kliniken weiter verschärfen. Eine allgemeine Impfpflicht wäre ihr auch unter diesem Gesichtspunkt lieber gewesen.
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