Ministerrat hat die Beschaffung beschlossen
Was kann die Luca App?
Speyer. Speyer arbeitet mit Hochdruck daran, Corona-Modellstadt zu werden und das "Speyerer Tagesticket" einzuführen. Eine Voraussetzung dafür: eine stringente Kontaktnachverfolgung. Der rheinland-pfälzische Ministerrat hat beschlossen, sich der gemeinsamen Beschaffung der Luca App durch die Länder des "dataport"-Verbunds anzuschließen. Schon vor zwei Wochen hatte der Speyerer Stadtvorstand dem für Speyer zuständigen Gesundheitsamt Rhein-Pfalz-Kreis die Anbindung an die Software nahe gelegt. Eine Reaktion durch den Kreis ist bislang nicht erfolgt. Auch eine Nachfrage des Wochenblatts blieb unbeantwortet. "
Wer als Betreiber auf https://www.luca-app.de/mein-luca/ die Speyerer Postleitzahl checkt, erhält folgende Nachricht: "Dein Gesundheitsamt ist leider noch nicht dabei. Du kannst Dich hier schon mal vorbereiten." Anschließend wird man dazu aufgefordert, seinen Betrieb zu registrieren.
Doch was kann die Luca App überhaupt, das die Corona Warn App nicht kann? Die neue App soll das Nachverfolgen von Kontakten in Restaurants, im Theater oder im Fitnessstudio für die Gesundheitsämter leichter machen. Nutzer tragen ihre Kontaktdaten in die App ein, die daraufhin wechselnde QR-Codes erzeugt. Diese werden entweder beim Einchecken gescannt oder die App-Nutzer scannen selbst beim Besuch im Restaurant oder eines Konzerts einen solchen QR-Code.
Verlässt man die Veranstaltung wieder, wird man automatisch ausgecheckt, wenn man einen vordefinierten Radius verlässt. Tritt ein Infektionsfall ein, werden alle Gäste informiert, die sich zur betreffenden Uhrzeit am Veranstaltungsort aufgehalten haben. Parallel werden die Gesundheitsämter informiert, die dann automatisch Zugriff auf die Daten der übrigen Gäste haben. Zusätzlich bietet die App eine Art Kontakttagebuch für die privaten Treffen der vergangenen 30 Tage. Klingt gut - und kann so von der Corona Warn App noch nicht geleistet werden.
Datenmissbrauch wäre möglich
Doch es gibt auch reichlich Kritik an der App. Auf dem Server von Luca laufen große Mengen an sensiblen Daten zusammen: wie viele Menschen sich zeitgleich an einem Ort aufhalten, wann sie dort angekommen und wieder gegangen sind oder wie viele positiv auf das Coronavirus getestete Personen sich an einem bestimmten Ort aufgehalten haben. Die Daten werden mehrfach verschlüsselt, doch die Personen bleiben identifizierbar. Müssen sie auch, denn wenn der Infektionsfall eintritt und der Veranstalter auf Anfrage seine Gästeliste frei gibt, dann soll das Gesundheitsamt zeitnah und ohne Zettelwirtschaft informiert werden können. Trotzdem bleibt das Risiko eines möglichen Datenmissbrauchs.
Die deutsche Corona Warn App, für die der Bund immerhin schon viele Millionen Steuergelder ausgegeben hat, setzt auf dezentrale Kontaktverfolgung. Zeitnah nach Ostern soll die Warn App ebenfalls den Check-in per QR-Code leisten können - aber ganz ohne zentralen Datenspeicher. Alle Daten bleiben auf dem Telefon des Nutzers. Nach dem Update würde nicht nur gewarnt, wer sich in der Nähe einer infizierten Person befand, sondern auch, wer zeitgleich über längere Zeit im selben Raum war. Allerdings gehen keine Daten ans Gesundheitsamt.
Als erstes Bundesland hatte Mecklenburg-Vorpommern Anfang März einen Vertrag mit Luca abgeschlossen. Seit vergangenem Freitag können Geschäfte, Hotels oder Behörden die App zur Übermittlung von Gästelisten ans Gesundheitsamt einsetzen.
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