Ein Film zum Unesco-Welterbe SchUM-Stätten
Was sind schon 1.000 Jahre?
Speyer. Jonathan Kalmanovich ist der Geburtsname des Rappers und Aktivisten Ben Salomo. In Israel geboren, als Kind nach Deutschland gekommen, nennt er sich selbst „Israeli mit Integrationshintergrund“. Seit er nach den Ursprüngen seiner Familie geforscht hat, weiß er: sein Nachname geht auf den Namen Kalonymos zurück. Kalonymos? Mitglieder dieser jüdischen Familie wanderten im 10. Jahrhundert vom italienischen Lucca nach Mainz aus. Die Familie Kalonymos gründete die jüdische Gemeinde in Mainz und war Ursprung einer Gelehrtendynastie.
Viele von ihnen waren Rabbiner und Poeten in Mainz und Worms und trugen zu dem Ruhm der „Weisen von Speyer“ bei. Ohne Mitglieder der Familie Kalonymos wären die jüdischen Gemeinden in SchUM – in Speyer, Worms und Mainz – in der jüdischen Welt nicht derart berühmt geworden. Die Kalonymiden beteten, lebten und diskutierten in den seit Ende Juli 2021 als Unesco-Welterbe anerkannten SchUM-Stätten. Sie waren an den religionsgesetzlichen Beschlüssen der SchUM-Gemeinden beteiligt (Takkanot SchUM), philosophierten über die Erschaffung des Golems, schufen bis heute diskutierte Texte und waren liturgische Poeten.
Jonathan Kalmanovich – Ben Salomo – ist spirituell, musikalisch, setzt seine Gedanken zur jüdischen Geschichte, Gegenwart und Zukunft in Texte und Musik um. Im August 2021 machte er sich auf die Reise zu seinen Wurzeln und besuchte die SchUM-Stätten. Er erkundete die Spiritualität der Mikwe in Speyer, erforschte die Wormser Synagoge, ließ sich im Raschi-Haus durch Gemäuer und ihre Geschichten treiben. Er suchte auf den alten jüdischen Friedhöfen in Worms und Mainz nach Grabsteinen der Kalonymiden. Seine Reise durch Zeiten und Räume endete in der Neuen Synagoge in Mainz, wo Erinnerung an SchUM Gegenwart ist.
Jonathan Kalmanovich – Ben Salomo – entdeckte neue Wurzeln und fügte sie jenen zu, die er kennt. Er sprach über Familie und das Leben in Deutschland, über Antisemitismus und Resilienz, über seine Befürchtungen und seine Hoffnungen. Auf seiner Reise begleiteten ihn die Historikerin Dr. Susanne Urban und der Literatur- und Kulturwissenschaftler Dr. Peter Waldmann, Mitglied des Vorstands der Jüdischen Gemeinde Mainz. Daraus wurde der Film "Was sind schon 1.000 Jahre? - Von Kalonymos zu Kalmanovich".
In diesem Film erleben die Zuschauer eine lebendige Spurensuche über 1.000 Jahre. In der Person Jonathan Kalmanovich – Ben Salomo – zeigt sich: Das Judentum ist pluralistisch und bunt und baut auf Jahrhunderte von Zeitschichten. Der Film wird erstmals anlässlich des Tags des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, in Speyer gezeigt. Im Alten Stadtsaal gibt es Vorführungen um 11, um 14 und um 16 Uhr. Im Anschluss an die Vorführungen um 11 und 14 Uhr wird Jonathan Kalmanovich online seine Eindrücke zu dem Film mit den Anwesenden teilen.
Ab Montag, 13. September, wird der Film auf YouTube zu sehen sein.
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