Telefonaktion Glücksspielsucht
Erste Anhaltspunkte durch Selbsttest
Ratgeber. Bei der gestrigen Telefonaktion zum Thema Glücksspielsucht gab es viele gute Gespräche. Es meldeten sich sowohl Angehörige als auch Betroffene selbst. Hier ein Auszug der Fragen und die Antworten der Beraterinnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
???: Mein Mann geht drei-, viermal im Monat in die Spielhalle. Nimmt aber immer nur 30 Euro mit. Könnte das zu einer Sucht führen?
Marie-Luise Theunissen-Spitzley: Kaum, denn offensichtlich hat Ihr Mann die volle Kontrolle über das Spiel. Krankhaft Spielsüchtige haben die nicht mehr. Sie spüren einen zwanghaften Drang zu spielen, egal ob sie dabei Haus und Hof verlieren. Sie sind getrieben von der falschen Überzeugung, die Verluste wieder zurück gewinnen zu können. Wenn Ihr Mann für sich selbst überprüfen will, ob das Glücksspiel für ihn gefährlich werden könnte, kann er auf der Seite der BZgA unter www.check-dein-spiel.de einen anonymen Selbsttest durchführen.
???: Bei mir läuft es gerade im Job und in der Beziehung nicht rund. Sportwetten sind eine prima Entspannung. Doch es geht langsam ins Geld …
Dorothee von Canal: Sie durchleben offensichtlich eine Phase, in der Sie besonderen Belastungen ausgesetzt sind. Wenn Sie jedoch das Spiel nutzen, um von Ihren Sorgen abzulenken, kann es dazu kommen, dass es eine immer wichtigere Rolle in Ihrem Leben einnimmt. Der Übergang in eine Sucht ist fließend. Außerdem: Das Glücksspiel raubt Ihnen nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Energie. Die könnten Sie für die Lösung Ihrer Probleme besser einsetzen. Fällt Ihnen der Ausstieg allein schwer, gibt es Unterstützung in Beratungsstellen, die sich auf Glücksspielsucht spezialisiert haben, Adressen stehen unter www.check-dein-spiel.de. Auf der gleichen Seite finden Sie die Online-Beratung von BZgA-Experten und das qualitätsgesicherte Online-Ausstiegsprogramm „Check out“.
???: Unser Herrenabend in der Kneipe wird oft teuer, weil dort auch Spielautomaten stehen. Eigentlich will ich nicht so viel Geld verzocken. Es passiert aber immer wieder. Was kann ich dagegen tun?
Marie-Luise Theunissen-Spitzley: Alkohol senkt die Hemmschwelle für riskantes Spielen. Das kann dazu führen, dass mehr Geld eingesetzt wird, als man sich eigentlich leisten kann. Machen Sie es daher wie im Straßenverkehr: Hände weg vom Alkohol, wenn Sie Glücksspiele nutzen. Zusätzlich können Sie sich schützen, indem Sie nur einen bestimmten finanziellen Betrag mitnehmen.
???: Unser Sohn studiert und erhält von uns ein monatliches Stipendium. Jetzt haben wir erfahren, dass er im Internet pokert und schon viel Geld verspielt hat. Was raten Sie uns?
Dorothee von Canal: Sagen Sie ihm, dass Sie sein Studium gern finanzieren, nicht aber sein Glücksspiel. Je klarer Sie das formulieren, desto besser ist es für ihn. Spielt er trotzdem weiter, können Sie Ihre finanzielle Unterstützung stoppen. Drohen Sie aber nicht mit Maßnahmen, zu denen Sie nicht wirklich bereit sind. Sie müssen komplett dahinter stehen, sonst werden Sie nicht ernst genommen. Unterstützung bei der Vorbereitung auf ein solches Gespräch erhalten Sie bei Fachberatungsstellen. Auf www.check-dein-spiel.de finden Sie in der Rubrik „Hilfe für Angehörige“ ortsnahe Adressen und weitere nützliche Informationen.
???: Meine finanziellen Reserven sind durch Online-Spiele aufgebraucht. Ich habe nur noch mein Gehalt und bin in Sorge, dass ich das auch noch verspiele, bevor die Miete bezahlt ist. Was kann ich tun?
Marie-Luise Theunissen-Spitzley: Suchen Sie sich schnellstmöglich professionelle Hilfe bei einer Suchtberatungsstelle. Was das Geld betrifft: Lassen Sie Miete, Telefongebühren und dergleichen sofort nach Gehaltseingang per Dauerauftrag von Ihrem Konto abbuchen. Sie können auch das Haushaltsgeld und Ihre EC- und Kreditkarte von einer Person Ihres Vertrauens verwalten lassen oder sie kündigen. Nehmen Sie nie mehr Bargeld als nötig mit. Suchen Sie sich ein interessantes Hobby. Schreiben Sie sich einen Wochenplan, der Ihnen möglichst wenig „Leerräume“ für das Glücksspiel lässt
???: Jedes Mal verspricht unser Sohn, nicht mehr in die Spielhalle zu gehen. Er tut es aber doch wieder, verliert viel Geld und heult sich dann bei uns aus. Wir sind ratlos …
Dorothee von Canal: Glücksspielsucht ist eine Krankheit. Die Spieler fühlen sich wie ferngesteuert. Sagen Sie Ihrem Sohn sachlich, was sein Glücksspiel für die Familie bedeutet. Sagen Sie ihm auch, dass Sie nicht weiter unter seiner Spielsucht leiden möchten. Sie können Ihren Sohn an Beratungsstellen verweisen, die ihn beim Weg aus dem Glücksspiel professionell begleiten würden. Aber vorher muss er eine klare Entscheidung gegen das Glücksspiel treffen. Das kann ihm keiner abnehmen.
Weitere Informationen
Telefonberatung zur Glücksspielsucht: 0800 1372700 (Mo-Do 10-22 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr)
Internet: www.check-dein-spiel.de, www.spielen-mit-verantwortung.de.
Info-Material: www.bzga.de/infomaterialien
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