Aktionswoche
Recht auf kostenfreie Schuldnerberatung für alle
Speyer. Von der Verschuldung in die Überschuldung ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. In Zeiten von rasant steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel und großer Unsicherheit in der Wirtschaft ist dieser schnell getan – mit verheerenden Folgen. Darauf macht das Diakonische Werk Pfalz anlässlich der Aktionswoche der Schuldnerberatung von 30. Mai bis 3. Juni aufmerksam und fordert ein Recht auf Schuldnerberatung für alle sowie den Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatung.
„Eine Krankheit, eine Periode der Kurzarbeit, eine heftige Nachzahlung beim Stromversorger: Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen. Das haben wir in der akuten Phase Pandemie erlebt, das erleben wir jetzt vor dem Hintergrund steigender Preise“, so Sabine Jung, Vorständin Soziales, Kita und Freiwilligendienste im Diakonischen Werk Pfalz. „Und plötzlich ist man nicht mehr bloß verschuldet, sondern überschuldet. Und damit gefangen in einem Teufelskreis aus Forderungen, die nicht beglichen werden können, Stigmatisierung und Scham“, verdeutlicht Jung.
Derzeit lange Wartezeiten
Im Rahmen der Aktionswoche mit dem Motto „… und plötzlich überschuldet“ möchte das Diakonische Werk auf die schwierige Lage der Beratungsstellen hinweisen. Steigende Kosten sowie steigende Nachfragen bringen den Träger an den Rand des Möglichen. Wer sich Hilfe holt, hat bessere Chancen, aus der Überschuldung zu kommen. Dafür ist die Schuldner- und Insolvenzberatung da. Die Beratungsstellen zeigen Wege auf, um die eigene finanzielle Situation zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern. Doch die Wartelisten werden immer länger.
Durch das System der Erst- beziehungsweise Krisenberatung innerhalb von rund drei Wochen können erste Schwierigkeiten geklärt und Hilfestellungen gegeben werden. Doch für eine umfassende Beratung liegt die Wartezeit derzeit im Schnitt bei sechs Monaten.
Hinzu kommt, dass nicht alle Menschen ein Recht auf eine kostenfreie Beratung haben – Soloselbständige etwa sind davon ausgeschlossen.
„Wenn man weiß, wie wichtig eine gute Beratung für die Überwindung der Überschuldung ist, leuchtet nicht ein, warum nicht alle, die in Schwierigkeit geraten, diese in Anspruch nehmen können“, sagt Tanja Gambino, leitende Referentin für Offene Sozialarbeit im Diakonischen Werk Pfalz. „Wir fordern ein Recht auf eine kostenfreie Beratung für alle und einen konsequenten Ausbau der Beratungsstellen - mit einer stabilen Finanzierung. Mit der passenden Hilfe können Existenzen gesichert werden“.
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