"Die tollste Bühne taugt nichts ohne Schauspieler"
Speyer. Die Leistungsgemeinschaft „Das Herz Speyers“, zu der neben vielen Einzelhändlern auch Ärzte, Dienstleister und Schausteller gehören, hat ein großes Ziel: eine Stadt, in die man gerne kommt und in der man sich noch viel lieber aufhält. Cornelia Bauer sprach mit dem Vorsitzenden von „Das Herz Speyers“, Peter Bödeker.
???: Die Erhöhung der Parkgebühren war in Speyer ein Riesenthema. Gerade auch bei den Einzelhändlern. Ab 1. Juli wird es eine Brötchentaste geben und die Parkgebühren auf dem Festplatz und beim Naturfreundehaus werden reduziert. Ist das aus Ihrer Sicht ein Erfolg?
Peter Bödeker: Von Erfolg würde ich da nicht sprechen wollen. Die Folgen für den Handel wurden durch die neuerliche Entscheidung des Stadtrats bestenfalls abgemildert. Mit der Brötchentaste kann man 30 Minuten parken, ohne etwas zu bezahlen, auf dem Parkplätzen am Festplatz und am Natufreundehaus eine Stunde lang. Danach gelten für diese beiden Plätze wieder geringere Gebühren, aber das ändert nichts an den Gebühren der anderen Parkplätze. Oder daran, dass die Zahl der Parkplätze insgesamt abnimmt. Die Situation hat sich aus meiner Sicht verschlechtert.
???: Wie könnte das künftig besser laufen?
Bödeker: Wir Einzelhändler sind immer nur Zuschauer. Ich würde es begrüßen, wenn wir gleichberechtigt an einem Tisch säßen, um über annehmbare Rahmenbedingungen zu diskutieren. Wir Einzelhändler brauchen die Frequenz in der Stadt und müssen als Einzelhandelsstandort im Bewusstsein der Menschen aus dem Umland bleiben. Es muss attraktiv sein, zum Einkaufen nach Speyer zu fahren. Dafür braucht es auch einen ansprechenden Branchenmix - und der droht gerade zu kippen. Wenn eine Stadt ihren Kern verliert, dann verliert sie ihre emotionale Bedeutung. Dann kommt niemand mehr, um hier zu essen, zu bummeln, einzukaufen. Die tollste Bühne taugt nichts ohne Schauspieler.
???: Die Wirtschaftsförderung Speyer stellt sich gerade neu auf. Versprechen Sie sich einen verbesserten Dialog mit der Stadt?
Bödeker: Das lässt sich jetzt noch nicht beurteilen. Herr Daum muss sich ja erst einmal einarbeiten.
???: Mit der ersten Speyerer Leistungsschau liegt die Premiere eines neuen Veranstaltungsformats hinter Ihnen. Davor gab's einen Gartenmarkt. Waren Sie zufrieden?
Bödeker: Wir hatten bei der Leistungsschau eine wirklich gute Frequenz, obwohl das Wetter eine Vollkatastrophe war. Natürlich war die Veranstaltung beim ersten Mal noch nicht perfekt, aber wir werden daraus lernen. Und es beim nächsten Mal noch besser machen. Das Potenzial ist da. Und der Gartenmarkt war eine sehr gute Idee, aber noch sehr klein. Wenn der Markt wächst, wird das richtig gut.
???: Nachdem das Thema Verkehrsversuch vom Tisch ist: Wie stehen Sie zur geplanten Umgestaltung des Postplatzes?
Bödeker: Auch da sind wir Händler nicht involviert. Ich habe seinerzeit leicht umzusetzende Vorschläge gemacht: Fahrradständer weg, Abbau des Brezelhäuschens und Blumenbeet installieren. Die Fahrräder sind weg. Und statt eines Blumenbeetes gibt es inzwischen die "grünen Zimmer" in der Speyerer Innenstadt.
???: Die findet aber auch nicht jeder toll...
Bödeker: Ich habe jeden Tag mit Mode zu tun, daher weiß ich: Über Geschmack kann man nicht streiten. Bei aller Kritik: Sie werden sehr gut angenommen; die Menschen sitzen dort und ruhen sich aus. Die grünen Zimmer sind schön gestaltet. Auch die Besuchergruppen vorm Dom nutzen das mobile Grün dort. Vielleicht wäre es auf der anderen Seite besser positioniert gewesen - mit Blick auf den Dom.
???: Das mobile Grün soll auch Abkühlung in die Stadt bringen. Gerade wurde noch einmal bekräftigt, wie wichtig den Architekten der Innenstadt die Sichtachse zwischen Dom und Altpörtel ist. So sehr, dass Baumpflanzungen ein Problem sein könnten.
Bödeker: Die Aufenthaltsqualität der Speyerer Innenstadt leidet unter der Sommerhitze. Man muss sich nur mal anschauen, wie tot die Hauptstraße ist, wenn das Thermometer über die 30 Grad-Marke klettert. Ich war gerade in Paris und habe gesehen, wie gut das dort umgesetzt ist. Mit Wasser, Grün, Bäumen und Sitzplätzen vor historisch sicher nicht minder bedeutenden Gebäuden. In Deutschland bremsen wir uns mit unserer Bürokratie selber aus und machen es auf allen Ebenen kompliziert. Das ist frustrierend für die, die etwas machen wollen. Wir sollten stattdessen öfter versuchen, gute Ideen im Zusammenspiel umzusetzen.
Ein gutes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen, ist Altpörtel in Flammen. Ging nicht mehr aus Brandschutzgründen, jetzt gibt es das Feuerwerk am Dom; das Domkapitel will daran noch einen musikalisch besonderen Abend anschließen. Aus der gemeinsamen Suche nach einer Alternative ist eine wunderbare Veranstaltung, aus etwas Negativem etwas durch und durch Positives geworden. So würde ich mir das öfter wünschen.
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