Mitgliederausstellung des Kunstvereins Neustadt
Kraftvoll schäumende Kunst
Neustadt. Von Rosel Anton bis Silvia Wolter... Künstler des Kunstvereins Neustadt an der Weinstraße stellen seit letzten Freitagabend jeweils eine ihrer Arbeiten in der Villa Böhm aus.
Die surreale Maskenpflicht-Vernissage war gut besucht, die Brezeln mundeten vorzüglich, der Sekt perlte und schäumte. Es würde zu weit führen, auf jede Künstlerin, jeden Künstler dieser alle zwei Jahre stattfindenden Show der inzwischen palatinischen Kunstvereins-Community einzugehen. Aber angesichts einer erträglichen Hängung, die die Überfülle von 2019 weitgehend vermied, Ausnahmen stellen das West- und Ostkabinett dar, sei auf einige Lichtdurchflutungen hingewiesen, die dem Auge schmeicheln.
Altmeisterin Christiane Maether
Als da wären die Altmeisterin der Neustadter Szene Christiane Maether, die erneut einen schwebenden Hambacher Engel präsentiert, gewohnt souverän in ihrem Lieblingsformat 60 mal 180 Zentimeter, symbolischer Weise weit oben unter der Decke platziert.
Unter ihr residiert Wolfgang Friedrichs „Ludwigs Faszination“, eine naturalistisch-romantische Landschaft mit Caspar-David-Friedrich-Attitüde, die durchaus gelungen mit Christiane Maethers Engel-Apotheose korrespondiert und wohl eines der Highlights der Ausstellung darstellt. Angenehm positiv auch eine expressive Mixed-Media-Arbeit von Lina Götz, die ein geheimnisvolles blaugrünes Gesicht rechts auf ihrer Leinwand platziert, das der Betrachter gerne näher kennenlernen möchte und das zu Geschichten, Narrativen provoziert.
Verzehrende Kraft der Signalfarbe Rot
Einen Saal weiter gegen Westen, sozusagen im Entree-Room, sticht Eva Orths Plastik „Rosalie“ in des Kunstkenners Auge, ein Schwarzwaldmädel, recht poppig und erotisch assoziativ aufgeladen auf den Betrachter wartend. Jeff Koons lässt grüßen. Im selben Saal, auf die Heizung „montiert“, Dimana Wolfs „Gelbe Boots“, eine naturalistisch-figurative Puppenspieler-Disputatio, die ein klassisch-episches Thema erneut durchkonjugiert. Im letzten größeren Raum des Obergeschoßes finden sich dann Arbeiten der Altmeister Gerhard Lämmlin, dessen Mischtechnik „Working Women of Picoas“ heißt, aber auch „Vom Rot, das brennt, wünscht ich Lieder für uns“ genannt werden könnte, zeugt das quadratische Opus doch von der verzehrenden Kraft der Signalfarbe Rot.
Zwischen Figuration und Abstraktion
Handwerklich äußerst solide und die Blicke auf sich ziehend, weil zentral positioniert, ist Gabriele Köblers „Claire“, eine große Feinbetonskulptur einer starken anziehenden Frau. Zurückhaltend braun bemalt. Im selben Raum im Westflügel der Gründerzeitvilla dann Elke Pfaffmanns psychodelische Arbeit „Bubbles“, die sich im Zwischenbereich von Figuration und Abstraktion bewegt und als Inkarnation des Substantivs „Bewegung“ positiv verstört. Den Raum „vollendet“ Emil Walker mit seiner phantastisch-realistischen und märchenhaften Illustration eines Mädchens, das an einem fernen Gestade einer angeschwemmten Puppe begegnet.
Trotz der phantastisch-realistischen Pop Art-Technik eine positiv melancholische Auseinandersetzung mit zeitgeschichtlicher Problematik.
Gut für die Community
Problematisch sind die Hängungen in den Außenkabinetten West und Ost, wo zum Teil die Bilder durch überbordende Hängung geradezu verschwinden. Insgesamt eine nicht-jurierte ART-Show, die vom Niveau her natürlich Qualitätsunterschiede bietet, aber die Community und den Mitgliederstand des Kunstvereins pflegt.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung, die auch unter dem Kunstvereins-Motto „Lust auf Kunst“ firmiert, ist bis zum 28. November 2021 zu sehen, und zwar donnerstags und freitags von 15-18 Uhr und samstags und sonntags von 13-18 Uhr. Parkmöglichkeiten sind vor der Villa Böhm (Maximilianstr. 25/ Villenstr. 16b) oder auf der Festwiese vorhanden. wich
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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