Pfälzer Löwe für Kurt Beck
Hambacher Schloss. „An herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verleiht der Bezirksverband Pfalz den Pfälzer Löwen, seine höchste Auszeichnung“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder bei einer Feierstunde für den ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz im voll besetzten Festsaal des Hambacher Schlosses, „an der Stätte des großen Aufbruchs der deutschen Demokratie“. Kurt Beck habe sich „höchste Verdienste um das Allgemeinwohl und um das Wohl der Pfalz und unseres Bundeslandes erworben“.
In seinem politischen und privaten Leben habe er „die in seiner Heimat liegenden Wurzeln als Grundlage und tragendes Fundament seines Lebens für seine Arbeit als Ministerpräsident verstanden und so diese Herkunft aus der Mitte Europas in vielfältiger Weise als Verpflichtung und Lebensaufgabe empfunden“. Dabei sei er seiner pfälzischen Heimat immer treu geblieben. „Nah bei de Leut“ sei Ausdruck seines Politikstils gewesen und könne auch in unserem immer komplexer werdenden Politikbetrieb Leitziel erfolgreichen Handelns sein. Er persönlich, so Wieder, habe Beck in zahlreichen offenen und konstruktiven Gesprächen erlebt und ihn als „einen gut informierten, zuhörenden und abwägenden Gesprächspartner“ empfunden, „der die besprochenen Themen kannte, unser Anliegen nachvollziehen konnte und dennoch keine voreiligen machte, sondern versprach, die Anliegen aufzunehmen und darüber nachzudenken“. Wieder verwies im Hinblick auf den Verleihungsort, dass „nur freiheitliche Demokraten mit Recht und Stolz die schwarz-rot-goldene Fahne schwenken“ dürften. „Wer sie aber in die Hand nimmt, um Nationalismus, Unterdrückung von Minderheiten und offenen Rassismus das Wort zu reden, verrät unsere Geschichte und all jene, die für diese Freiheit ihr Leben gegeben haben“, sagte Wieder, dem das Publikum mit viel Applaus zustimmte.
Theresia Riedmaier bezeichnete Kurt Beck in ihrer Laudatio als „Vordenker und Pragmatiker“ und skizzierte, was er „für diese schöne, selbstbewusste, prosperierende Pfalz geleistet hat“. Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung habe für die mehr als 600 Liegenschaften der abgezogenen alliierten Truppen eine Lösung für den Verlust von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in der Region gefunden werden müssen. Es seien neue Fachhochschulen in Kaiserslautern, Zweibrücken und Pirmasens, neue zeitgemäße Wohngebiete, attraktive Gewerbeparks und Wirtschaftsprojekte, wie das Outlet-Center in Zweibrücken, entstanden. Die Landesgartenschau in Kaiserslautern sei nicht nur „ein tolles Ereignis“, sondern auch vor allem „ein herausragendes strukturpolitisches Vorhaben“ mit Vorbildfunktion für folgende gewesen. Beck habe Wissenschaft und Forschung gestärkt; so sei es gelungen, zwei Fraunhofer-Institute und ein Max-Planck-Institut in Kaiserslautern anzusiedeln – Forschung aus der Pfalz gehöre zur Spitze in Deutschland. Auch die Reaktivierung von Bahnlinien in der Südpfalz sei zusammen mit dem Rheinland-Pfalz-Trakt eine „weitsichtige Infrastrukturpolitik“ gewesen. Bildungspolitik sei für ihn Sozialpolitik, so Riedmaier, und verwies auf den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz, die Gebührenfreiheit vom Kindergarten bis zum Erststudium, ein durchlässiges Schulsystem und die Einführung der Ganztagsschulen. Ein „Kraftakt“ sei die Umsetzung der gemeindenahen Psychiatrie gewesen. In seiner Amtszeit seien das Pfalztheater in Kaiserslautern neu gebaut, das Große Haus in Mainz saniert und das Kleine Haus als Erweiterungsbau verwirklicht worden. Auch habe er den Freien Theatern seine Aufmerksamkeit geschenkt. Aufgewachsen im „Grenzland“ zwischen Deutschland und Frankreich habe Beck einen besonderen Zugang zur „Nachbarschaft in Europa“, wo er Impulse gesetzt habe. Ehemalige Bunkeranlagen des Westwalls seien unter Natur- und Denkmalschutz gestellt worden und seien nun „ein Mahnmal gegen Vergessen, für Verantwortung im Frieden“.
Legendär seien, so Riedmaier, Becks Sonntags-Bürger-Sprechstunden, um den Kontakt zu den Menschen und ihren Problemen nicht zu verlieren. Seine Methode in der politischen Auseinandersetzung sei der Dialog, die offene Debatte und stets die Frage, was für die Menschen gut und in Einklang mit dem Wohl des Ganzen zu bringen sei. Als Becks Persönlichkeitsmerkmale nannte sie seine Kunst der freien Rede und sein Talent, Witze zu erzählen und legendäre Sinnsprüche zu äußern; auch sei er nie verlegen um Bekenntnisse zu seinen Wurzeln, die Pfalz, die Südpfalz, Steinfeld. Der Bezirksverband Pfalz würdige „einen herausragenden Politiker, eine vorteilhafte Persönlichkeit und einen sympathischen Menschenfreund“.
Nachdem Kurt Beck den Pfälzer Löwen, eine von Gernot Rumpf gestaltete Bronze-Plastik, aus der Hand des Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder erhalten hatte, wandte er sich an heutige Generationen: „Es gab nie einfache Zeiten, es sind einem nie die gebratenen Tauben in den Mund geflogen“ und machte Mut, die heutigen Herausforderungen anzunehmen. Und er legte ein Bekenntnis für Freiheit und Demokratie ab: „Freiheit ist ein Wesenszug der Menschen in den Regionen“. Das Hambacher Fest habe gezeigt, dass es wichtig sei, nie auszugrenzen, weder die Polen noch die Franzosen, die damals als Erzfeinde galten. „Das Hambacher Schloss lassen wir uns von den Feinden der Demokratie nicht wegnehmen.“ Die Feierstunde gestalteten Konstanze Licht, Harfe, und Marc Kienle, Trompete, von der Pfalzphilharmonie Kaiserslautern. Charmant führte Tanja Hermann vom Bezirksverband Pfalz durch den Abend. red
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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