Interview der Woche
Para-Sportler Mario Schneller
Maikammer. Sein Engagement für den Para-Sport ist beeindruckend. Im letzten Jahr wurde Mario Schneller zum Sportler des Jahres in Speyer ernannt, 2024 organisiert der unter einem Gendefekt leidende Tischtennis-Spieler zusammen mit seinem Verein, dem VfL Duttweiler, in Kooperation mit der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt die Deutschen Mannschafts-Meisterschaften im Para-Tischtennis. Auch für die Ausrichtung der 4. Landesmeisterschaften für Para-Tischtennis am 4. Februar in Maikammer zeichnet er verantwortlich. Wir sprachen mit dem in Speyer wohnhaften zweifachen 47-jährigen Familienvater über seine Liebe zum Tischtennis und das unmittelbar bevorstehende, unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Karl Schäfer stattfindende sportliche Großereignis.
Von Markus Pacher
??? Lieber Herr Schneller, wann haben Sie Ihre Liebe zum Tischtennis entdeckt und was reizt Sie an diesem Sport?
Mario Schneller: Bereits im Alter von sieben Jahre habe ich beim TV Kirrweiler mit dem Tischtennis begonnen. Tischtennis ist ein sehr schneller Sport, der großes Reaktionsvermögen, Konzentrationsfähigkeit und Kopfarbeit fordert. Um erfolgreich zu sein, muss man sich unter anderem intensiv mit den Stärken und Schwächen seines Gegners auseinandersetzen.
??? Vor drei Jahren wurde bei Ihnen ein Gendefekt diagnostiziert. Welche Auswirkungen hat Ihre Behinderung auf Ihre körperliche Leistungsfähigkeit?
Mario Schneller: In Falle meines Gendefekts wandeln sich die Muskeln in Fett um. Es ist ein schleichender Prozess - aber momentan bin ich noch fit, kann normal laufen und muss nicht am Rollator gehen. Wenn ich gegen gesunde Sportler spiele, spüre ich allerdings, dass meine Beine schneller als früher ermüden. Für den VfL Duttweiler trete ich für die Deutsche Einzelmeisterschaft und die Deutsche Senioren-Einzelmeisterschaft an und ebenfalls für den VfL Duttweiler mit meinem Teamkollegen Michael Beck aus Neustadt in der Landesmeisterschaft im Team von Rheinland-Pfalz an.
??? Was waren bislang Ihre größten Erfolge im Para-Tischtennis?
Mario Schneller: Mein größter persönlicher Erfolg war, als ich im März 2023 zum Sportler des Jahres in Speyer ernannt wurde. Unterstützt wurde ich dabei vom Wochenblatt Speyer, das im Vorfeld eine Umfrage startete und dabei sehr viele seiner Leserinnen und Leser für mich votierten. Die Auszeichnung erfüllt mich mit großem Stolz, da bei der Vergabe des Titels neben mir unter anderem deutsche Meister zur Auswahl standen. Bereits am nächsten Tag beteiligte ich mich an den 3. Landesmeisterschaften für Para-Tischtennis in Niederelbert und wurde dort Landesmeister in beiden Klassen. Ein weiterer großer Erfolg war der Gewinn der Bronzemedaille bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften im Para-Tischtennis in Nassau an der Lahn im vergangenen Oktober.
??? Wie steht es hierzulande generell um die Themen Para-Sport und Inklusion?
Mario Schneller: Seit ich krank bin, setze ich mich damit intensiv auseinander und suche nach Unterstützung. Leider ist das Interesse an diesen Themen unter den Sportvereinen offensichtlich nicht so groß, wie ich es mir wünschen würde. So erhielten wir von den 100 Vereinen, die wir in Rheinland-Pfalz für eine geplante Sitzung zum Thema „Inklusion“ angeschrieben hatten, nur sehr wenige Rückmeldungen.
??? Kommen wir noch mal auf die bevorstehenden Landesmeisterschaften in Maikammer zu sprechen. Wer kann teilnehmen und welche Wettkampfklassen streiten um die Medaillen?
Mario Schneller: Insgesamt haben sich 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet, darunter zwei Rollstuhlfahrer. Um im Para-Tischtennis die Leistungen vergleichbar zu machen, verfügen alle Spieler über einen Startpass, in dem je nach Art der Einschränkung die Wettkampfklasse vermerkt ist, in der die jeweiligen Sportler gegeneinander antreten. Bei den Klassen 1 bis 5 handelt es sich um im Rollstuhl sitzende Sportler, bei den Klassen 6 bis 11 um stehende Spieler. Das Kürzel AB bezeichnet Sportler mit einer allgemeinen Behinderung, wie zum Beispiel eine Beeinträchtigung des Hörvermögens, während das Kürzel GB für komplett geistig behinderte Sportler steht. In der Regel können nur Mitglieder des Behinderten- und Rehabilitationssport-Verbandes (BSV) teilnehmen, das heißt Sportvereine wie der VfL Duttweiler, die dort angemeldet sein. Ausnahmsweise erteilen wir auch Gastspielern eine Zusage, wie im Falle eines aus der Ukraine kommenden halbseitig gelähmten Tischtennis-Spieler.
Lieber Herr Schneller, ich bedanke mich für dieses interessante Gespräch und drücke die Daumen für ein gutes Gelingen der Landesmeisterschaften.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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