Siege gegen Spitzenteams
Deutscher Meister SC Viernheim kämpft um die Titelverteidigung
Viernheim. Zweimal in Folge den Tabellenführer besiegt, zwei Mannschaften die erste Niederlage zugefügt, die bis dahin jedes Match gewonnen hatten. Der Deutsche Meister SC Viernheim meldet sich nach wenig gelungenem Saisonauftakt in der Schachbundesliga zurück. Einem 4,5:3,5-Sieg im Prestigeduell mit dem 18-fachen Meister OSG Baden-Baden haben die Viernheimer ein 4,5:3,5 über die SF Deizisau folgen lassen.
Mit nun 7:3 Punkten hat sich der Titelverteidiger auf den sechsten Tabellenrang vorgeschoben, die Spitze ist in Sichtweite. Anfang Februar soll vor heimischem Publikum die Aufholjagd weitergehen – erst gegen den FC Bayern München, dann gegen den SV Deggendorf. Auf diese beiden bayerischen Clubs treffen die Viernheimer bei ihren beiden Heimspielen am Doppelspieltag Samstag, 1. und Sonntag, 2. Februar, im Bürgerhaus Viernheim.
Die Macher des Viernheimer Schachs um den Vereinsvorsitzenden Stefan Martin freuen sich auf zwei Schach-Großkampftage. Parallel zu den beiden Erstligakämpfen wird die zweite Viernheimer Mannschaft daheim ihre Matches in der zweiten Bundesliga gegen Schönaich und Böblingen bestreiten. Auch dort werden einige Großmeister an den Brettern sitzen. Zuschauende können ihnen direkt über die Schulter schauen oder im Nebenraum den Livekommentar von GM Ilja Zaragatski verfolgen.
Im extrem wichtigen Match gegen die fast in Bestbesetzung spielenden Baden-Badener trafen die Viernheimer am fünften Spieltag auf ein Oktett mit unter anderem Exweltmeister Rustam Kasimdzhanov und fünf ehemaligen WM-Kandidaten. Auf Viernheimer Seite fehlte der beste Mann, US-Großmeister Hikaru Nakamura.
Indirekt war die Nummer drei der Welt trotzdem anwesend. Social-Media-Star Nakamura kommentierte von zu Hause aus die Viernheimer Partien auf seinen Kanälen live. Nebenbei schaute er in Hamburg zu, wo Aufsteiger FC St. Pauli zum ersten Mal Schach-König Magnus Carlsen einsetzte und prompt den ersten Saisonsieg landete. Darüber berichtete abends sogar die Tagesschau.
Für Viernheim war ein wenig Glück vonnöten, um eine Mannschaft des Baden-Badener Kalibers zu besiegen. Nach fast sechs Stunden beim Stande von 4:3 für Viernheim schien die finale noch laufende Partie verloren zu gehen. Viernheims ukrainischer Großmeister Anton Korobov baute als letzten Rettungsversuch eine versteckte Pattfalle auf – in die sein Gegner prompt tappte: 4,5:3,5.
Stefan Martin fand den Sieg trotz des glücklichen Endes verdient. Die Baden-Badener hätten sich an einigen Brettern zu friedfertig gezeigt, und das habe sich am Ende gerächt. Durch die Baden-Badener Niederlage erklommen die SF Deizisau die Tabellenspitze – für eine Nacht, wie sich tags darauf zeigte. Der Viernheimer Sieg über das Spitzenteam aus der Neckargemeinde war knapp, aber ungefährdet.
Trotz dieser beiden Ausrufezeichen stehen die Viernheimer weiter unter Druck. Im Dreikampf mit der OSG Baden-Baden und dem Düsseldorfer SK (unter anderem mit Weltmeister Gukesh aus Indien) müssen weitere Siege her, um die Chance auf die Titelverteidigung zu erhalten. Am kommenden Doppelspieltag werden die Viernheimer nicht nur auf ihre Bretter schauen, auch auf die in Düsseldorf. Dort treffen die bislang unbesiegten Düsseldorfer auf Baden-Baden.
Der Verein: Mit mehr als 160 Mitgliedern (fast die Hälfte unter 25 Jahre) ist der stetig wachsende SC Viernheim jetzt schon der größte Schachclub im Rhein-Neckar-Raum, im Spielbetrieb von der Kreisklasse bis zur Bundesliga vertreten. Unter dem Dach des SC Viernheim vereinen sich Spitzen- und Breitensport sowie Nachwuchsförderung. Der Verein bietet Jugendtraining in mehreren Leistungsklassen an, betreut Schulschach-Arbeitsgemeinschaften und engagiert sich im Hochschulschach. hät/red
Weitere Informationen:
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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