Verein Lernmobil und Stadt Viernheim zertifizieren vier neue ehrenamtliche Integrationslotsen

Viernheim. Frau Basak Deniz, Frau Rositsa Dimitrova, Herr Amir Mohammed Rasuli und Frau Zeynep Vatancı haben ihre aus sieben Modulen und einem Praktikum bestehende Ausbildung zur ehrenamtlichen Integrationslotsin und zum ehrenamtlichen Integrationslotsen erfolgreich abgeschlossen. Sie sind ab sofort Teil des bewährten Projekts, das nun schon seit über 15 Jahren in Viernheim einen zentralen Beitrag leistet, damit Zugewanderte und Viernheimer Bürger schneller und besser an der Gesellschaft teilhaben können. Das Projekt wurde damals von der Stadt Viernheim und dem Verein Lernmobil aus der Taufe gehoben und hat sich über die Jahre hinweg etabliert. Die Zertifikatsverleihung fand am vergangenen Freitag (20. September) im Stiftungshaus statt, bei der Bürgermeister Matthias Baaß, Dr. Brigitta Eckert, Gründerin des Vereins Lernmobil und Tina Koch, Verein Lernmobil Stabstelle Vielfalt, die neuen Integrationslotsinnen bzw. -lotsen ernannt haben.

„Das ist ein Schatz, den wir hier in Viernheim haben – ein Netzwerk aus über 20 Sprachen“, zeigt sich Bürgermeister Matthias Baaß begeistert. „Die Integrationslotsen beraten nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Arabisch, Bosnisch, Bulgarisch, Dari, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Jiddisch, Kroatisch, Kurmandschi, Moldawisch, Persisch (Farsi), Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Somali, Spanisch, Türkisch, Ukrainisch und Ungarisch.“ Neben individuellen Begleitungen zu Ärzten, Schulen oder Beratungsstellen bieten die Lotsen Beratung in sechs Anlaufstellen, die allen Viernheimer Bürgern offenstehen, an: im Alten Rathaus, im Jobcenter, in Schulen, im Stiftungshaus in der Innenstadt und im Familienbildungswerk. Das Aufgabenfeld der Lotsen hat sich in den vergangenen Jahren ausdifferenziert, um möglichst nah am Bedarf orientiert arbeiten zu können. Manche Lotsen haben sich zur „Elternbegleitung an Schulen“ oder zum „Gesundheitscoach“ weitergebildet oder wirken beispielsweise im Projekt „Rein in die Arbeit“ mit, in dem sie Zugewanderten bereits in deren Sprachkursen Wege in die Arbeit aufzeigen.

Die Gründe, warum sich die Lotsen für die neunmonatige, durch „Weiterbildung Hessen“ zertifizierte sowie von der Stadt Viernheim und dem Land Hessen finanziell geförderte, Weiterbildung entschieden haben sind vielfältig. Manche möchten gerne Neues lernen, andere freuen sich, dass sie die Arbeit, die sie im Privaten seit vielen Jahren leisten, nun professioneller im Auftrag der Stadt ausführen können. Die 22-jährige und damit jüngste Viernheimer Lotsin, Basak Deniz, will vor allem die jüngeren Menschen unterstützen und Lotsin Rositsa Dimitrova spricht aus, was für alle gilt: „Etwas Gutes zu tun kostet nichts, kann aber für jemanden die Welt verändern.“

Die neuen Lotsen stellen sich vor

Basak Deniz lebt in Mannheim, will aber als Integrationslotsin in Viernheim insbesondere mit Familien arbeiten. Ursprünglich kommt sie aus der Türkei und lebt nun seit neun Jahren in Deutschland. Ihre Muttersprache ist Türkisch; sie spricht aber auch Deutsch und Englisch. Die 22-Jährige ist auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, am liebsten in einer Bibliothek.

Die 32-jährige Rositsa Dimitrova aus Bulgarien lebt seit zwölf Jahren mit ihrem Mann in Deutschland. In Bulgarien hat sie das Gymnasium besucht und studiert. Die Mutter zweier Kinder hat in den letzten Jahren als Buchhalterin gearbeitet und sich in diesem September selbstständig gemacht und bietet für Firmen Bürodienstleistungen wie Buchhaltungs- und Lohnbuchhaltungsservice an.

Amir Mohammed Rasuli kommt aus Afghanistan, ist 43 Jahre und wohnt mit seiner Frau und seinen sechs Kindern seit sieben Jahren in Viernheim. Als studierter Rechtsanwalt kann er leider in Deutschland nicht tätig werden. Über seine derzeitige Berufstätigkeit hinaus möchte er seine Erfahrungen – auch in rechtlichen Belangen – als Integrationslotse einsetzen. Neben Persisch (Farsi) spricht er Deutsch, Englisch und Paschtu. Ein besonderes Anliegen ist ihm die Unterstützung von Familien und Kindern.

Zeynep Vatancı stammt aus der Türkei und lebt seit 1998 in Deutschland. Mit 21 Jahren hat sie mit Deutschkursen im Lernmobil begonnen. Inzwischen arbeitet sie im Familienbildungswerk und wirkt dort an der Umsetzung eines Elternprogrammes mit. Sie hat große Freude an der konstruktiven Arbeit mit Kindern und deren Eltern. Nach fünf Jahren Berufserfahrung hat sie sich für die Ausbildung zur Integrationslotsin entschieden, um noch mehr Menschen unterstützen zu können.

Wertvolle Arbeit

Dr. Brigitta Eckert, Gründerin des Vereins Lernmobil, hob die Professionalität und Einsatzbereitschaft der Lotsen hervor: „Alle Lotsen nehmen nach der Ausbildung jährlich an mindestens zwei Vertiefungsseminaren teil. Es ist ganz erstaunlich, in wie vielen Bereichen die Lotsen sich spezialisiert haben. Wo immer Hilfe benötigt wird, ob beim 4nheimer Stadtfest, bei einer Lernmobil-Veranstaltung, bei der „Lebendigen Adventszeit“ – sie sind immer zur Stelle, zu jeder Tages- und Nachtzeit.“

Das Lernmobil bildet kreisweit die Lotsen aus, dieses Jahr waren es insgesamt 17 Personen, die ihr Zertifikat erhalten haben. Besondere Worte des Danks richtete Tina Koch an alle, die diese Ausbildung begleitet haben, allen voran die Ausbildungsleiterin Ernestine Schneider. „Dank ihr ist aus den einzelnen Menschen, die aus unterschiedlichen Kommunen kamen, eine Gruppe geworden, die auch mit viel Spaß die Ausbildung absolvierten.“ Ebenfalls ein Dank ging an Bürgermeister Baaß für die Unterstützung von Seiten der Stadt, mit eingeschlossen Andrea Ewert, stellvertretende Abteilungsleiterin im Hauptamt, die die Prüfungen von Beginn an mit abnimmt.

Das Projekt der Integrationslotsen ist eingebettet in die Viernheimer Vielfalts- und Integrationsstrategie der Stadt Viernheim, die am 10.12.2019 einstimmig von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet wurde.red

Weitere Informationen:
Weitere Informationen finden Interessierte unter: viernheim.de/vielfaltundintegration und www.lernmobil-viernheim.de/integrationslotsen