Yagiz Kaan Erdogmus (13) - Jüngster Schachgroßmeister der Welt verstärkt den SC Viernheim
Viernheim. Wer in der kommenden Saison der Schachbundesliga das Küken im Kader des Deutschen Meisters sein wird, steht fest. Großmeister Yagiz Kaan Erdogmus, gerade 13 Jahre jung geworden, wird das Team im Kampf um die Titelverteidigung verstärken. Eine wesentliche Rolle bei der Verpflichtung hat der einstige WM-Kandidat Shakriyar Mamedyarov gespielt. Der Aseri, seit 2016 eine Säule des Viernheimer Teams, trainiert den türkischen Wunderknaben.
Erdogmus hat zuletzt zweimal Schlagzeilen geschrieben. Ostern beim Grenke-Open in Karlsruhe, dem bestbesetzten Open Europas, gelang es nur einem Gegner, ihm eine Niederlage zuzufügen, dem indischen Top-10-Spieler Arjun Erigaisi. Mit 7 Punkten aus 9 Partien sicherte sich Erdogmus noch als Zwölfjähriger die dritte Großmeisternorm und damit den höchsten Titel im Schach.
In der Geschichte des Sports waren nur drei Spieler einige Wochen jünger, als sie Großmeister wurden, darunter der Inder Gukesh, mittlerweile 18, der im November/Dezember 2024 gegen Weltmeister Ding Liren ein Match um die Schachkrone spielen wird.
Kurz nach seinem Triumph in Karlsruhe brach Erdogmus einen Rekord, den vor 35 Jahren Judit Polgar aufgestellt hat. Erdogmus’ Elozahl kletterte auf 2569. Nie zuvor war ein Zwölfjähriger, auch keine Zwölfjährige. Polgars 2555 Elo von vor 35 Jahren hatten als Rekord für die Ewigkeit gegolten. „Yagiz hat das Zeug, 2800 Elo zu erreichen und Weltmeister zu werden“, sagt Mamedyarov über seinen hochbegabten Schützling. „Ich freue mich sehr, mit ihm zu arbeiten.“
In der Schachszene hatte sich der Name dieses außergewöhnlichen Jungen aus Bursa im Nordwesten der Türkei schon vor seinen jüngsten Erfolgen herumgesprochen. Der König der Kinderklasse ist Erdogmus im globalen Maßstab, seitdem er ausgangs der Covid-19-Pandemie wieder ans Turnierbrett durfte. Die Weltrangliste seiner jeweiligen Jahrgänge führt er seit 2022 mit einigem Abstand an. In der Türkei wurde er 2023 zum „Sportler des Jahres“ gekürt.
Nicht nur für das junge Supertalent, auch für den SC Viernheim ist die Zusammenarbeit mit einem Giganten des Denksports wie Mamedyarov eine schöne Fügung. Der 39-Jährige ist in Viernheim mehr als eine sportliche Säule, er besticht als erfolgsorientierter Teamplayer. Nicht zuletzt sein Drängen, in Viernheim etwas Großes entstehen zu lassen, hat zu der Erfolgsgeschichte beigetragen, die der Club aus dem Südhessischen zuletzt geschrieben hat. Dank Mamedyarovs Vermittlung hat der SC Viernheim jetzt einen weiteren außergewöhnlichen Spieler in seinen Reihen.
Teamchef Stefan Martin sieht Yagiz Kaan Erdogmus unmittelbar als Verstärkung für den Mittelbau des Teams. Der Neuzugang werde in der kommenden Saison regelmäßig spielen, kündigt Martin an. Er freut sich schon jetzt darauf, den weiteren Weg des 13-Jährigen aus nächster Nähe zu verfolgen.
Die kommende Saison beginnt voraussichtlich am ersten Oktoberwochenende mit einer Schachbundesliga, die noch einmal stärker sein wird als ohnehin schon. Aufsteiger FC St. Pauli hat mit der Verpflichtung des Weltranglistenersten Magnus Carlsen für Aufsehen gesorgt, Aufsteiger Düsseldorf hat gleich ein halbes Dutzend Top-10-Spieler in seinen Reihen, darunter beide Kontrahenten des kommenden WM-Matches. Serienmeister Baden-Baden mit seiner Riege von Elitegroßmeistern, darunter die deutsche Nummer eins Vincent Keymer, wird versuchen, sich den an Viernheim verlorenen Titel zurückzuholen.
Der Verein: Mit etwa 150 Mitgliedern (fast die Hälfte unter 25 Jahre) ist der stetig wachsende SC Viernheim jetzt schon der größte Schachclub im Rhein-Neckar-Raum, im Spielbetrieb von der Kreisklasse bis zur Bundesliga vertreten. Unter dem Dach des SC Viernheim vereinen sich Spitzen- und Breitensport sowie Nachwuchsförderung. Der Verein bietet Jugendtraining in mehreren Leistungsklassen an, betreut Schulschach-Arbeitsgemeinschaften und engagiert sich im Hochschulschach. hät/red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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