Infoveranstaltung zum Windpark Lußhardt
Pfiffe und Buhrufe in der Wagbachhalle
Waghäusel. Es waren wohl nicht in erster Linie die Befürworter des Projektes unter den rund 400 Besuchern, die trotz Sommerhitze zur Infoveranstaltung gekommen waren. Und diese Haltung zum Windpark Lußhardt spiegelte sich dann auch in der Stimmung in der Wiesentaler Wagbachhalle wieder: Teils kochten die Emotionen hoch, es gab Zwischenrufe wie "Vogelmörder", Pfiffe und Buhrufe - und ganz viel Unmut über das Fehlen eines Saalmikrofons sowie die generelle Weigerung der Projektentwickler, Stellungnahmen aus dem Saal zuzulassen. Stattdessen verwiesen sie auf ihre Infostände und die Möglichkeit, dort direkt Fragen und Anregungen einzubringen.
"Dann kriegt man aber nicht mit, was andere Kritiker zu sagen haben", merkt eine Dame aus dem Publikum an. "Wir sind nicht hier, um eine politische Diskussion zu führen", hatte gleich zu Beginn Markus Wirth, Mitbegründer von Wirsol, in seiner Begrüßung festgehalten. Und: "Wir setzen das Projekt um, die Vorgaben kommen von Bund, Land und Regionalverband". Es sei ihm aber ein großes Anliegen, die Bevölkerung über den geplanten Windpark an der Autobahn A5 zu informieren und möglichst mitzunehmen.
Warum jetzt aber überhaupt ein solcher Windpark, nachdem die Gemeinden in der Region das Thema Windkraft mangels Wind eigentlich schon ad acta gelegt hatten? Seit 29. Mai diesen Jahres gibt es einen neuen Windatlas Baden-Württemberg - und der kommt teilweise zu ganz anderen Ergebnissen als sein Vorgänger aus dem Jahr 2011. "Das liegt an besseren Rechnerleistungen für Simulationen, aber auch an einer jetzt besseren Technologie", erläutert Gerd Hager vom Regionalverband Mittlerer Oberrhein. Letztere mache eine deutlich bessere Windernte auch bei schwachem Wind möglich.
Und warum an diesem Standort auf Gemarkung Waghäusel, Kronau und Bad Schönborn, obwohl das nachgewiesener Maßen nicht die allerbesten Windstandorte sind? Weil diese Flächen in der Fortschreibung des Flächennutzungsplans dafür ausgewiesen wurden und die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Bau eines solchen Windparks in den betroffenen Gemeinden schon relativ weit gediehen seien, sagt Hager. Er wünsche sich eine sehr konkrete Diskussion zum Projekt, weil im Antragsverfahren Dinge wie Standorte, Anlagenhöhe und Anlagendesign sehr genau festgelegt werden könnten.
Bislang hat die Wirsol Windpark Lußhardt GmbH & Co.KG noch keinen Genehmigungsantrag für das Projekt gestellt. Genehmigungsbehörde ist das Landratsamt. Eine Vorantragskonferenz findet im Rathaus Waghäusel am Mittwoch, 3. Juli, ab 9.30 Uhr statt. Auch diese Veranstaltung ist öffentlich.
Details zum Projekt Windpark Lußhardt stellte Susanne Alte von der Altus AG vor. Die Fachplaner sind als Dienstleister für die Projektgesellschaft tätig. Insgesamt sollen zehn Windanlagen gebaut werden, vier auf Gemarkung Kirrlach, vier auf Gemarkung Kronau und zwei auf Bad Schönborner Gemarkung.
Der Muss-Abstand zu Wohngebieten liegt bei solchen Anlagen bei 700 Metern, Stand derzeitige Planung wäre die nächstgelegene Anlage von Wohnhäusern in St. Leon 1.200 Meter entfernt. In Kronau wären es 700 Meter zum sich gerade im Bau befindlichen Logistikzentrum. Umfangreiche hydrogeologische Gutachten sollen sicher stellen, dass es keine negativen Auswirkungen aufs Grundwasser gibt - dabei werden auch derzeit geplante Brunnen in den Modellberechnungen berücksichtigt.
Richtfunkstrecken, Gasleitungen, Fledermauspopulationen - am Ende blieben die zehn Standorte übrig, auf denen Anlagen vom Typ Nordex N149/4.0-4.5 MW gebaut werden sollen. Es handelt sich um Schwachwindanlagen mit ensprechender Nabenhöhe (164 Meter) und großem Rotor-Durchmesser (149 Meter). Auf einen 102 Meter hohen, achteckigen Betonturm werden 60 Meter Stahlrohrelemente gesetzt. Die Technik ist im Wesentlichen in der Gondel verbaut. Insgesamt würden 10,5 Hektar Fläche verbraucht, von denen im Anschluss an den Bau vier Hektar wieder renaturiert werden könnten.
Was die Menschen bewegt, lässt sich auch an den Fragestellungen auf www.windparklusshardt.de ablesen. Auf dieser Online-Dialogplattform kann man sich anmelden, Fragen stellen und Anregungen geben. Derzeit geht es dort zum Beispiel um Windleistung, Standorte und Naturschutz.
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