Mit sieben Bussen nach Olkusz
Ukraine: Momente des Innehaltens

 Das tüchtige Helferteam aus Römerberg um Christian Theysohn (ganz rechts) und Wolfgang Köglmeier (links daneben). Foto: ps
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  • Das tüchtige Helferteam aus Römerberg um Christian Theysohn (ganz rechts) und Wolfgang Köglmeier (links daneben). Foto: ps
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Haßloch/Römerberg. Zunächst stand nur die Idee im Raum, Hilfsgüter für die Ukraine zu sammeln und an die Grenze zu bringen. Dass der Haßlocher Unternehmer Christian Theysohn (Firma Haege) gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Wolfgang Köglmeier damit eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft auslöste, konnte niemand zuvor ahnen. Am Montagfrüh machten sich sage und schreibe sieben Busse und Transporter von Römerberg im Rahmen einer Blitzaktion auf den Weg zur polnischen Flüchtlings-Drehscheibe Olkusz, um dort nicht nur dringend benötigtes Material abzuliefern, sondern auch gleich 24 Flüchtlinge für die Aufnahme in Römerberg einzusammeln.

Von Markus Pacher

Es sind die Helden unserer Gesellschaft, die in Zeiten des Krieges ein Zeichen der Hoffnung setzen. Dazu zählt auch Joanna Mrozik, eine in Römerberg lebende gebürtige Polin, „die für die Organisation und Vermittlung extrem wichtig für uns war und maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Gelingen unserer Aktion trug“, wie Theysohn im Gespräch mit dem Wochenblatt immer wieder betont. Theysohn, der die aus jeweils zwei Piloten bestehenden Fahrerteams in Windeseile rekrutierte, setzte sich am Montagfrüh selbst ans Steuer eines in letzter Minute angemieteten 7,5-Tonners, um gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin Susanne Banspach in einem Rutsch die weite Strecke zum etwa 200 Kilometer von der ukrainischen Grenze gelegenen Olkusz zu bewältigen.

Flüchtlings-Drehscheibe Olkusz

Den polnischen Hilfskräften in der Flüchtlings-Drehscheibe Olkusz attestiert er eine hervorragende Organisation angesichts dieses menschlichen Dramas. „Jeden Tag kommen dort 3.000 Leute an und alles läuft wie am Schnürchen“, beschreibt Theysohn die Situation vor Ort mit ihren perfekten Helferstrukturen. So wurden sie am Montagabend vor der Lagerhalle von zehn polnischen Helfern empfangen, die die Hilfsgüter entgegennahmen und nach Frachtgruppen wie Medikamente, Notstrom-Aggregate oder Nahrungsmittel für die Weiterleitung an die verschiedenen Sammelpunkte in der Ukraine sortierten. „Alleine an der unterschiedlichen Farbgebung ihrer Schutzwesten konnte man erkennen, ob es sich um einen Dolmetscher oder einen normalen Helfer/Betreuer handelte“, zeigt sich Theysohn beeindruckt.

Römerberg begrüßt 24 Flüchtlinge

Einen zuverlässigen Mitstreiter fanden Theysohn und Köglmeier in Matthias Hoffmann, dem Bürgermeister von Römerberg, „der uns jede Hilfe zuteil kommen ließ und am Mittwochfrüh um 9 Uhr höchstpersönlich im Rahmen eines Willkommensempfangs im Zehnthaus in Römerberg die Flüchtlinge begrüßte“. Weniger positiv äußert sich Theysohn dagegen über die mangelnde Unterstützung seitens der Verbandsgemeinde, „die uns regelrecht im Regen stehen ließ“, wie Theysohn sichtlich erschüttert konstatierte.

Zweite Hilfsaktion am 22. März

„Wir wollen nicht zuschauen und warten, bis die Politik etwas unternimmt, sondern uns selbst engagieren und zwar so schnell wie möglich, denn es wird von Tag zu Tag gefährlicher“, beschreibt der Licht- und Spanndecken-Spezialist seine Motivation. Und das Problem wird sich verschärfen, wie Joanna Mrozik mit Blick auf die Fortsetzung der Römerberg-Initiative vorausschaut. „Joanna sagt uns ganz exakt, was gebraucht wird und wie wir uns weiter einbringen können. Denn das Problem liegt darin, dass die polnischen Drehscheibenstädte momentan volllaufen und die Situation außer Kontrolle zu geraten droht. Nichtsdestotrotz beabsichtigt Theysohn und sein Helferteam am 22. März die nächste Fahrt nach Polen anzutreten, wozu ein Busreiseunternehmer aus der Südpfalz kostenlos einen Bus zur Verfügung stellt und lediglich die Spritkosten übernommen werden müssen.

Mammutaufgaben stehen bevor

Von den 24 Flüchtlingen sind bis auf sechs Ukrainer, die zurzeit noch in einem Hotel in Römerberg wohnen, alle untergebracht. Ausgestattet mit den nötigsten Habseligkeiten in Gestalt einer Tasche oder eines Köfferchens fange jetzt die Arbeit erst so richtig an, weiß Theysohn. Angefangen mit der Versorgung mit Lebensmitteln und Kleidung über die Optimierung der Wohnsituation bis hin zu Verwaltungsaufgaben wie die Vermittlung der Kinder und Jugendliche an Schulen und Kindergärten. Die Stimmung unter den Flüchtlingen beschreibt er als sehr unterschiedlich: Darunter befinden sich einige junge Leute, die sich vorstellen können, sich hier längerfristig zu integrieren, gar schon einen Arbeitsplatz gefunden haben. Und andere, die eine richtig schwere Last tragen müssen, wie zum Beispiel eine Ukrainerin, die gehört hatte, dass ein Haus in der Nähe ihres Elternhauses getroffen wurde und sie zur Zeit keinen Kontakt mit ihren Verwandten herstellen kann. Oder eine Mutter mit Kind auf der Suche nach einem Kindergartenplatz. „Da steht uns eine Mammutaufgabe bevor und die Sprachbarriere macht es nicht gerade einfacher“, befürchtet Theysohn, der sich aber alles in allem sehr glücklich über das spontane ehrenamtliche Engagement der Menschen im Rahmen der Hilfsaktion schätzt.

Ergreifende Momente

„Der ergreifendste Moment unserer Hilfsaktion war, als wir mitten in der Nacht von einer Erhebung aus über das Lager mit den vielen Menschen schauten, die außer einem Koffer und einem Kind in der Hand nichts mehr haben; eine solche Perspektive muss man erstmal verarbeiten“, berichtet Theysohn über Momente des Innehaltens. Über Bilder, die er wohl nie in seinem Leben vergessen wird.

Spenden

Kontoinhaber: TuS Heiligenstein 1911 e.V.; Volksbank Kur- und Rheinpfalz, IBAN: DE32 5479 0000 0000 0927 38, BIC: GENODE61SPE; Stichwort: Ukraine-Hilfe. Für Spendenbescheinigung bitte Name und Anschrift angeben.

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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