Eine Risikogruppe stellt sich in Zeiten des Coronavirus vor
„Gestorben wird später − viel später“
Coronavirus. Nach bisherigen Erkenntnissen haben bestimmte Personengruppen ein höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf. Laut Robert-Koch-Institut steigt das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Insbesondere ältere Menschen können, bedingt durch das weniger gut reagierende Immunsystem, nach einer Infektion schwerer erkranken.
Doch auch jüngere Menschen, die Vorerkrankungen oder starke körperliche Einschränkungen haben, gehören zur Risikogruppe. „Keiner von uns ist Rentner, aber wir gehen genauso gerne in Clubs, Bars und auf Konzerte wie jeder andere auch", so Raul Krauthausen. "Worauf wir aber keinen Bock haben, ist zu sterben. Genau das ist aber gar nicht so unwahrscheinlich, wenn nicht einfach die nächsten Wochen nach Möglichkeit jeder zuhause bleibt und seinen sozialen Aktionsradius für ein paar Wochen einschränkt, je nachdem, was der Gesundheitsminister vorschlägt.“
Ein eindringlicher Appell des in Berlin lebenden Autors und, der sich engagiert für Inklusion einsetzt und unterschiedliche soziale Projekte unterstützt und auch selbst schon ins Leben gerufen hat, unter anderem die Organisation „Sozialhelden“. Krauthausen hat "Osteogenesis imperfecta" (umgangssprachlich: "Glasknochenkrankheit"), ist auf einen Rollstuhl angewiesen: „In Italien ist es schon zu spät: Ärzte müssen entscheiden, wen sie beatmen - und wer stirbt. Warum? Unter anderem, weil sich die Menschen zu lange gegenseitig angesteckt haben!“
#Risikogruppe
Unter dem Hashtag #Risikogruppe gibt er zusammen mit anderen auf Twitter der Risikogruppe so gewissermaßen ein Gesicht. Zur Gruppe gehören zum Beispiel auch Denis, Amelie und Oli, die unterhalb der Halswirbelsäule gelähmt sind und sehr schlecht abhusten können. Das Coronavirus könnte sie töten, so Krauthausen: „Kati hat 'Spina Bifida' und ein Lungenvolumen von einem halben Liter. Man kann sich vorstellen, wie praktisch das bei einer heftigen Infektion ist. Laura hat eine Muskelerkrankung, für die das Virus eine genauso tödliche Gefahr ist, so wie für die Lungen von Jan, der querschnittgelähmt ist."
Doch das sei alles noch kein Grund zu sterben, finden die Engagierten: "Daher sollte sich jeder an die Empfehlungen halten und damit Menschenleben retten - das von uns, aber auch von vielen anderen Risikogruppen", betont Krauthausen - ob Vorerkrankte, Menschen mit chronischen Krankheiten oder Geschwächte: „Wir freuen uns über jeden, der noch lange keine 60 ist, aber in der Risikogruppe ist und unter #Risikogruppe postet. Denn gestorben wird später - viel später.“ (frs)
Autor:Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens |
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