Eine schöne Bescherung für einsame Menschen in Ludwigshafen
Eine besondere Weihnachtsfeier
Ludwigshafen. Nach dem Weggang von Pfarrer Dr. Stefan Bauer hielt Dekanin Barbara Kohlstruck zum ersten Mal die Christvesper in der Apostelkirche, die von knapp 250 Menschen besucht wurde - auch 2019 war wieder eine beachtliche Anzahl Wohnungsloser und einsamer Menschen unter den Gläubigen. Während der Feier erhielten alle Besucher das „Friedenslicht aus Bethlehem“ mit auf den Weg und nach der Vesper eilte die Dekanin, die gleichzeitig auch Pfarrerin der Jona-Gemeinde ist, in den benachbarten Gemeindesaal, um gemeinsam mit Obdachlosen und Menschen, die an Heiligabend nicht gerne alleine sein wollen, das Christfest zu feiern
Ökumenisches Helferteam seit 16 Jahren aktiv
Mehr als 120 Frauen und Männer feierten über den Abend verteilt mit der Dekanin und einem großen Team von Ehrenamtlichen den Heiligabend. In ihrer besinnlichen Ansprache ging die Seelsorgerin auf die besondere Situation der Gäste ein und gemeinsam sangen alle bekannte Weihnachtslieder. Danach servierten die Helfer den Gästen das Abendessen an ihren Tischen, wie in einem Restaurant. Es gab deftigen Fleischkäse mit schmackhaftem Kartoffelsalat von einer Ludwighafener Metzgerei sowie Grünkern-Frikadellen für Vegetarier. Auch Kaffee, Kuchen und Gebäck wurden gereicht.
„Orgel-Heinrich“ durfte nicht fehlen
Wie jedes Jahr war auch „Orgel-Heinrich“ alias Heinrich Cuntz aus Ruchheim dabei. Mit seiner Drehorgel sorgte er für weihnachtliche Stimmung und begleitete den Gesang der Gäste. Er sammelt seit Jahren bei seinen Auftritten in der Region Geld für die Suppenküche, auch 2019 konnte er wieder eine beachtliche Summe überreichen. Die Rolle des Nikolaus mit Rauschebart, der am Ende alle Gäste reich beschenkt, übenahm Hausmeister Hans-Joachim Schnepf.
Ibo aus Eritrea zum ersten Mal dabei – Edin Ujkanovic durfte nie eine Ausbildung machen
Den Weg zum „Weihnachtsfest für Einsame“ fand auch der 40-jährige Ibo. Der Eritäer war das erste Mal dabei. Erfahren hatte er davon von seinem Freund Giacomo, der wie er selbst, in der Hartmannstraße im Hemshof wohnt. „Ich habe einen guten Job bei einer Firma, die in der BASF als Fremdfirma tätig ist. Ich bin sehr froh, dass ich heute hier sein kann“. Sein Kumpel Giacomo nickte zustimmend. - Ganz anders redete der aus Serbien stammende 36-jährige Edin Ujkanovic. „Mein Vater war als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen und hatte immer Arbeit. Ich selbst konnte leider nie eine Lehre machen, habe nur Absagen erhalten. Das habe ich irgendwie nicht verkraftet und bin frühzeitig in die Arbeitslosigkeit abgerutscht und wurde psychisch krank. Man hat mir keine echte Chance gegeben. Heute bekomme ich eine Erwerbsminderungsrente, die aber nie reicht. Ich bin dankbar, dass es die Suppenküche gibt, die ich fast täglich aufsuche“, sagte Edin mit Tränen in den Augen.
Zahlreiche Neuzugänge beim Helferkreis
Beim Weihnachtsfest 2019 verstärkten gleich mehrere „Neue“ den Helferkreis. Da sind zum einen Pensionist Herbert Göbel, der gleich noch einen Freund mitgebracht hatte und Angela Cepancic, die in der Pflegedienstleitung der BG Ludwigshafen arbeitet, meinte: „Hier kann ich mich nützlich machen, hier werde ich gebraucht“. Auch die Kohlstruck-Familie packte mit an. Während die Dekanin die Gäste begrüßte und Weihnachtslieder anstimmte, schenkten ihr Mann Andreas Kohlstruck sowie die beiden Söhne Christopher und Tobias an den zwei Getränkestationen, Kaffee, Cola, Limo und Wasser aus. Die Dekanin ging reihum, lieh den Gästen ihr Ohr und gab Unterstützung, wo es nötig war. Im Verlaufe des Abends kamen auch die Helfer mit den Gästen ins Gespräch und lernten so die Probleme von Einsamkeit und Obdachlosigkeit aus deren Sicht kennen. „Oft sind es schlimme Schicksale, die die Obdachlosen begleiten. Es ist erstaunlich, wie schnell Menschen, die mitten im Leben stehen, durch Schicksalsschläge in die Obdachlosigkeit abgleiten können. Und das oft ohne eigene Schuld“, so Helferin Mechthild Merkel aus Kleinniedesheim.
Stadtteilchef Antonio Priolo: „Wer ein Anliegen hat, kann jederzeit zu mir kommen“
Seit Jahren schon begleitet Hemshof-Ortsvorsteher Antonio Priolo die Weihnachtsfeier der Einsamen und Obdachlosen. Auch dieses Mal sorgte er wieder dafür, dass die Geschenktüten für die Gäste, neben einem hochwertigen Thermobecher, Schokolade und Taschentüchern, mit einem italienischen Mini-Panettone befüllt wurden. Trotz einer schweren Erkrankung ließ es sich der Ortsvorsteher nicht nehmen, persönlich zu erscheinen und einige Worte an die Gäste zu richten: „Wir im Hemshof gelten in der Stadt Ludwigshafen als Stadtteil der Gemeinschaft und des Gemeinsinns. Ich kann alle Gäste nur ermuntern, sich mit ihren Anliegen an mich zu wenden“. Unterstützt wurde Priolo auch dieses Jahr wieder von seinem Stellvertreter Osman Gürsoy. Zum Ausklang der Feier bedankte sich die Dekanin bei den Helfern für ihren Einsatz und überreichte allen eine Weihnachtskarte sowie ein kleines Dankeschön-Präsent. ps
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.